Die Coronavirus-Tests für drei Patienten in zwei Pforzheimer Kliniken brachten Entwarnung: Die Personen wiesen nur Symptome einer normalen Grippe auf. Symbolbild: Adobe Stock
Noch fehlen die Testergebnisse, aber allein schon die Tatsache, dass in Pforzheim drei Patienten in Kliniken liegen, die im Verdacht stehen, mit dem Coronavirus infiziert zu sein, erregt die Gemüter der Menschen in der Region. Foto: Adobe Stock
Ein externes Labor testet, ob zwei Patienten am Klinikum Siloah St. Trudpert den Coronavirus in sich tragen. Symbolbild: dpa
Pforzheim
Kein Verdacht mehr auf Coronavirus bei drei Pforzheimer Patienten - Bestätigungstest fehlt noch
  • Olaf Lorch-Gerstenmaier
  • Katharina Lindt
  • Thomas Kurtz

Pforzheim. Aufatmen in Helios Klinikum Pforzheim und im Siloah St. Trudpert Klinikum: Bei den drei dort isolierten Patienten wurde der Verdacht einer Infektion mit dem Coronavirus nicht bestätigt. 

"Ein erstes Testergebnis war negativ. Ein Bestätigungstest steht noch aus, die Ergebnisse dieses Tests werden voraussichtlich im Laufe des Wochenendes kommen. Da es sich um einen neues Virus handelt wird standardmäßig ein zweiter Test durchgeführt", teil das Helios Klinikum Pforzheim mit. Auch im Siloah St. Trudpert wird Entwarnung gegeben.

Wie das Landratsamt Enzkreis in einer Pressemitteilung bestätigt, wurden in Pforzheimer Krankenhäusern drei Patienten auf eine Erkrankung mit dem neuartigem Coronavirus untersucht. "In allen Fällen waren die Abstrich-Ergebnisse negativ. Allerdings muss bei einem Patienten aus Gründen der Qualitätssicherung das Ergebnis im Labor in Berlin bestätigt werden; mit dem Ergebnis wird für Freitagabend gerechnet. Da sich der Patient gesund fühlt und bei ihm – wie auch bei den beiden anderen – die Falldefinition „Verdachtsfall neuartiges Coronavirus“ des Robert Koch-Institutes nicht erfüllt war, spricht nach Auskunft der Klinik nichts dagegen, ihn nach Hause zu entlassen. Bis zum endgültigen Testergebnis soll er nicht in die Öffentlichkeit gehen", so die Enzkreis-Mitteilung.

Am Mittwoch hatte Pforzheim die ersten Verdachtsfälle in Sachen Coronavirus zu vermelden. Zwei Patienten wurden im Pforzheimer Siloah St. Trudpert Klinikum von anderen Patienten isoliert. In der Nacht auf Donnerstag wurde ein Patient mit einer Atemwegserkrankung im Helios Klinikum Pforzheim aufgenommen. Seine Einlieferung wurde mit allen notwendigen Sicherheitsvorkehrungen wie Schutzkleidung für Patient und Mitarbeiter begleitet. Auch dieser Patient wurde direkt isoliert untergebracht.

Die beiden Patienten im Siloah St. Trudpert Klinikum hätten Grippe-Symptome aufgewiesen, so Krankenhausdirektor Ulrich Schulze auf PZ-Anfrage. Spätestens nach dem ersten Coronavirus-Fall in Deutschland (Landsberg am Lech/Bayern) habe man das Screening erweitert und aus Vorsichtsgründen den ohnehin schon hohen Standard weiter hochgefahren. Schulze: „Wir sind besonders vorsichtig.“

Auch das Gesundheitsamt des Enzkreises bestätigte am Mittwoch gegenüber der PZ, dass es den Verdachtsfällen nachgehe. „Die Ermittlungen und Befragungen nach den Vorgaben des Robert-Koch-Instituts laufen an“, sagte Leiterin Brigitte Joggerst. „Wir nehmen alles ernst“, versicherte sie.

Das Helios Klinikum, so heißt es in einer Pressemitteilung, sei auf derartige Fälle gut vorbereitet und habe bei allen Infektionserkrankungen Hygieneleitfäden, die ein standardisiertes Vorgehen zur Verdachtsabklärung sowie konkrete Maßnahmenpläne für bestätigte Fälle vorgeben. „Unser medizinisches und pflegerisches Personal geht bei Verdachtsfällen streng nach einem Hygieneplan auf der Grundlage der Richtlinien des Robert-Koch-Instituts vor. Die notwendigen hygienischen, medizinischen und baulich-technischen Voraussetzungen zur Erstversorgung von Patienten mit Verdacht auf eine Corona-Infektion sind in unserer Klinik gegeben, wir sind darüber hinaus auch in die Pandemiepläne des Landes Baden-Württemberg eingebunden“, ergänzte Klinikgeschäftsführerin Ulrike Vogt.

Ansteckung mit Grippevirus viel wahrscheinlicher als mit Coronavirus

Die Übertragung der sogenannten Coronaviren erfolgt über Tröpfcheninfektion und Sekrete. Man geht davon aus, dass ein enger Kontakt erforderlich ist. Die Erkrankung äußert sich mit Fieber, Beschwerden der Atemwege bis zur Lungenentzündung und allgemeinem Krankheitsgefühl. In der Regel treten Verdachtsfälle bei Menschen auf, die sich in China bei Erkrankten angesteckt haben und zu uns kommen.

Wie das Gesundheitsamt mitteilt besteht zurzeit ein sehr viel höheres Risiko, sich mit dem Grippevirus angesteckt zu haben, das auch ähnliche Symptome zeigt. Hier ist eine Prävention durch eine Impfung angebracht, weil die echte Grippe eine sehr schwere Erkrankung ist, die immer wieder auch zu Todesfällen führt – und das Jahr für Jahr. „Derzeit sind wir gerade mitten in der Grippewelle“, sagt Angelika Edwards vom Gesundheitsamt, das für die Stadt Pforzheim und den Enzkreis zuständig ist: „Die alljährliche Schutzimpfung gegen Influenza verhindert deshalb viel Leid“.

Nur wer aus einer der Risikoregionen aus China kommt, einen Kontakt zu einem bestätigten Coronavirusfall hatte und unspezifische Erkältungssymptome, Fieber oder Atembeschwerden hat, sollte sich entsprechend untersuchen lassen, rät die Expertin. Es erfolgen dann Abstriche aus den Atemwegen, die im Labor untersucht werden. Das Gesundheitsamt hat alle Ärzte über entsprechende Maßnahmen zur Diagnostik informiert und auf die Empfehlungen und Hinweise des Robert Koch-Institutes hingewiesen.

Wer Fragen zum Thema hat, kann sich gerne unter Telefon 07231 308-9732 oder per E-Mail an gesundheitsamt@enzkreis.de direkt an das Gesundheitsamt wenden. Weitere Informationen zum neuartigen Coronavirus sind auch auf der Homepage des Landratsamtes Enzkreises www.enzkreis.de auf den Seiten des Gesundheitsamtes eingestellt. 

DRK rät, Hygienestandards zu beachten

Der Krisen-Planungsstab des DRK-Landesverbands Baden-Württemberg hat sich in einer aktuellen Sitzung mit den Risiken einer möglichen Ausbreitung des Corona-Virus auch in Baden-Württemberg befasst. Dabei sieht sich das DRK im Lande gut gerüstet. „Unsere Einsatzkräfte sind gut vorbereitet und können kompetent die Aufgaben bewältigen, die sich aus einer Verbreitung ergeben würden“, so Jürgen Wiesbeck, Katastrophenschutzbeauftragter des DRK-Landesverbands Baden-Württemberg. Dabei wies er ausdrücklich darauf hin, dass die Beachtung von Hygieneregeln durch die Bevölkerung ein wichtiger Baustein ist, um die Ausbreitung des neuen Virus zu verhindern.

Auf allen Rettungsfahrzeugen des DRK wird standardmäßig eine geeignete persönliche Schutzausrüstung mitgeführt, unter anderem mit Mundschutz, Atemschutzmasken, Schutzanzügen und -brillen. Darüber hinaus steht das DRK im Lande mit Ministerien, Institutionen und Behörden in ständigem Austausch. Über aktuelle Entwicklungen und Erkenntnisse werden alle DRK-Einrichtungen und DRK-Rettungsdienste in den Stadt- und Landkreisen fortlaufend informiert. Der DRK-Landesverband prüft darüber hinaus die Erweiterung der Vorsorgebestände an Hygieneausstattung in DRK-Zentrallager in Kirchheim/Teck.

Das DRK weist darauf hin, dass angesichts der Grippe-Zeit auch unabhängig vom Corona-Virus die Anwendung der wichtigsten Hygieneregeln ein wirksames Mittel ist, um einer Infektion vorzubeugen und eine Ausbreitung zu verhindern.

Dazu gehören

  • häufiges und gründliches Händewaschen mit Seife,
  • beim Niesen und Husten Mund und Nase bedecken (am besten mit einem Taschentuch statt mit der Hand),
  • Händeschütteln reduzieren,
  • gründliches Kochen von Fleisch und Eiern,
  • Vorsicht beim Kontakt mit Menschen, die grippeähnliche Symptome zeigen.

Themen

PforzheimAufregerCoronaGesundheitPforzheim