Landeanflug über dem Kölner Flughafen. Routine, alles läuft rund an diesem Tag für den Kapitän am Ruder der Passagiermaschine einer großen deutschen Airline, als plötzlich ein grünes Licht das Cockpit erhellt. Reflexartig schaut der Co-Pilot aus dem Fenster. Er weiß: In dieser Landephase kann jede Überraschung gefährlich werden. Als sein Blick die Lichtquelle findet, trifft ihn der Strahl eines Laserpointers wie ein Schlag. Sekunden lang ist der Erste Offizier blind, die Maschine nur noch unter Kontrolle des Kapitäns.

Was die beiden Piloten erlebt haben, passiert mittlerweile fast täglich. Im vergangenen Jahr wurden dem Luftfahrtbundesamt 342 Laser-Angriffe auf Flugzeuge und Hubschrauber gemeldet, 261 davon fanden in deutschem Luftraum statt. Seit das Amt im Oktober 2009 eine Meldepflicht für Laser-Vorfälle einführte, sind die Zahlen deutlich gestiegen: Im Jahr 2010 waren es noch 273 Angriffe, davon 196 im Inland. Angriffe auf Maschinen ausländischer Fluglinien im deutschen Luftraum noch gar nicht mitgezählt. Neben der Luftfahrt sind auch Verkehrsmittel am Boden betroffen, Fernzüge und Straßenbahnen zum Beispiel.

Für die Luftfahrt ist das grelle Licht ein echtes Sicherheitsrisiko. Darum ist im Umkreis von 1,5 Kilometern um Flugplätze der Einsatz von Laser-Geräten verboten. Die Angriffe gelten als "gefährlicher Eingriff in den Luftverkehr", wofür das Strafgesetzbuch eine Freiheitsstrafe zwischen sechs Monaten und zehn Jahren vorsieht. Doch nur in einer Minderheit der Fälle gelingt es, die Täter ausfindig zu machen.

Manchmal sind es übermütige Jugendliche oder alkoholisierte Nachtschwärmer, manchmal aber auch Technikbegeisterte, die ein neu erworbenes Gerät vom Balkon aus testen. Den meisten fehlt das Bewusstsein dafür, wie gefährlich das Leuchten in den Nachthimmel sein kann. Gezielte Angriffe scheinen die Ausnahme zu sein. Doch da viele Vorfälle nicht aufgeklärt werden, lässt sich das nicht mit Sicherheit sagen.  

Bis zu zehn Jahre Haft für die Täter

Vor allem diejenigen, die sich mit ihren leuchtenden Waffen an Flughäfen postieren, treffen ihre Opfer in der Luft ausgerechnet in der riskantesten Phase eines Fluges: Beim Start oder während der Landung. Genau dann also, wenn die Maschinen tief fliegen und kein Autopilot sie kontrolliert, sondern per Hand und auf Sicht gesteuert wird. Meist greifen die Laser-Schützen nachts an, wenn die Pupillen der Piloten geweitet, ihre Augen also besonders empfindlich sind. Durch das plötzlich einstrahlende Licht, zieht sich die Pupille blitzartig zusammen. Von einem Moment auf den anderen sieht der Geblendete nur noch Punkte, Schlieren oder gar nichts mehr.

Durch so etwas im Landeanflug die Kontrolle über eine mit Hunderten Passagieren besetzte Maschine zu verlieren? Ein Albtraum für jeden Piloten. Hinzu kommt, dass die Laser-Strahlen die Augenregion verbrennen und die Netzhaut kurzzeitig schädigen können, wie Martin Leitritz vom Uniklinikum Tübingen erklärt. Zu Verletzungen mit bleibenden Schäden, die für einen Piloten das Ende seiner Karriere bedeuten würden, kam es bei den beiden Patienten, die er nach Laser-Angriffen behandelte, zum Glück nicht. Generell schätzt der Augenarzt das Gesundheitsrisiko eher gering ein: "In der Regel ist die Einwirkung kurz."

Einzelne Opfer von Laser-Attacken waren aber tatsächlich für mehrere Wochen dienstunfähig. Die Pilotenvereinigung Cockpit fordert seit Jahren, gefährliche Laser-Geräte ins Waffengesetz aufzunehmen. Im Bundesinnenministerium heißt es dazu nur, waffenrechtliche Maßnahmen würden geprüft.