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Getreidemarkt und USDA-Report

Getreidepreise: Gewaltige Preisexplosion nach USDA-Report

Getreide wird in ein Getreidelager verladen
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Dr. Olaf Zinke, agrarheute
am Dienstag, 12.01.2021 - 19:55 (Jetzt kommentieren)

Mit einer gewaltigen Preisrallye bei Weizen, Sojabohnen und Mais reagierten die internationalen Märkte auf den USDA-Report vom Januar.

Weizenpreise am europäischen Terminmarkt mit Preisanstieg im Januar auf 225 Euro je Tonne Weizen

Für alle Getreidearten und Ölsaaten legten die Preise zweistellig zu und übersprangen jeweils neue Rekordmarken. Kurz nach der Veröffentlichung des USDA-Reports gegen 19:00 Uhr (MEZ) notierte der vordere Weizenkontrakt in Chicago 26 Cent im Plus bei 661 Cent je Buschel – auf dem höchsten Stand seit knapp 7 Jahren.

Ähnlich war es bei Mais: Die Maispreise schossen um 25 Cent auf 517 Cent je Buschel nach oben und Sojabohnen verteuerten sich um sage und schreibe 46 Cent auf 1.418 Cent je Buschel.

Dieser gewaltige Preissprung blieb natürlich nicht ohne Folgen für die europäischen Getreidepreise. An der MATIF in Paris kletterte der vordere Weizenkontrakt um 6,50 Euro auf 225 Euro je Tonne nach oben. Das ist mehr als im Dürrejahr 2018 gezahlt wurde - und der höchste Weizenpreis seit Mai 2013 - also seit gut 7 Jahren. Die neue Weizenernte 2021 notierte immerhin 2,50 Euro höher bei 199,50 Euro je Tonne.

Beim europäischen Mais betrug der Preisaufschlag für den vorderen Termin 6,0 Euro auf 209 Euro je Tonne. Die Rapspreise legten nach dem rasanten Preisanstieg der letzten Tage noch um 3,0 Euro auf knapp 443 Euro je Tonne zu.

Mit dieser außergewöhnlichen Preisrallye und mit deren gewaltigem Ausmaß hat wohl vorher kaum ein Analyst gerechnet. Entweder ist das Getreide extrem knapp - viel knapper als die Daten bisher gezeigt haben - oder die Nachfrage wurde deutlich unterschätzt.

Hinzu kommen offenbar die Restriktionen der großen Exporteure - etwa Russlands und Argentiniens - die ihre Ausfuhren beschränken, um die galopierende Nahrungsmittelinflation im Inland zu bremsen.

Der US-Analyst Sal Gilbertie, sagte am Dienstag Abend, dass die USDA-Zahlen definitiv bullisch sind. „Der weltweite Verbrauch von Mais und Sojabohnen ist gestiegen, und die Produktion hält nicht mit der Nachfrage Schritt. Im Moment scheint die Marktdynamik die Preise zu treiben."

China verfüttert sehr viel Weizen – Mais ist zu teuer

Weizenpreise am Terminmarkt Chicago bei 661 Cent je Buschel Weizen im Januar 2021

Beim Weizen hat das USDA die globale Ernte 2020/21 um rund 1 Millionen auf 773 Millionen Tonnen gesenkt, der Verbrauch wurde erhöht, und die Lagerbestände gingen nach unten. Chinas Produktion wird nach Schätzungen des National Bureau of Statistics um 1,8 Millionen Tonnen auf 134,3 Millionen reduziert.

Die russische Produktion wurde hingegen um 1,3 Millionen Tonnen auf einen neuen Rekordwert von 85,3 Millionen Tonnen nach oben gesetzt, basierend auf Schätzungen des russischen Statistikamtes Rosstat. Die Produktion Argentiniens wird aufgrund der bisher aktualisierten Ernteergebnisse um 0,5 Millionen Tonnen auf 17,5 Millionen Tonnen reduziert. Dies wäre die kleinste Ernte Argentiniens seit fünf Jahren.

Der weltweite Verbrauch für 2020/21 wird um 1,8 Millionen Tonnen auf 759,5 Millionen erhöht, hauptsächlich aufgrund eines höheren Futterverbrauchs für China und die Vereinigten Staaten sowie eines höheren Verbrauchs an Nahrungsmitteln, Saatgut und Industriegetreide (FSI) für Russland.

Die anhaltend hohen inländischen Maispreise in China werden voraussichtlich zu einer weiteren Verwendung von Weizenfutter führen, weshalb der prognostizierte chinesische Verbrauch von Weizenfutter für 2020/21 um 1,0 Millionen Tonnen auf 25,0 Millionen erhöht wird, was einem Anstieg von 32 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Russlands Verbrauch wird wegen der größerem Ernte um 500.000 Tonnen auf 23,5 Millionen erhöht.

Europäer profitieren von Russlands Exportrestriktionen

Der prognostizierte Weizenhandel für 2020/21 wird aufgrund höherer Exporte für Kanada, die EU-27 und Indien geringfügig auf 193,8 Millionen Tonnen angehoben, was die Reduzierungen für Russland und Argentinien mehr als ausgleicht.

Russlands kürzlich angekündigte Weizenexportsteuer und Getreideexportquote dürften die russischen Exporte in den letzten Phasen des Wirtschaftsjahres abschwächen, wenn sie Mitte Februar eingeführt werden. Russlands Exporte werden um 1,0 Millionen Tonnen auf 39,0 Millionen reduziert, während die Exporte der EU-27 um 500.000 Tonnen auf 26,5 Millionen erhöht werden, da die EU-27 voraussichtlich von den Exportbeschränkungen Russlands profitieren wird.

Kanadas Exporte werden aufgrund eines starken Exporttempos um 500.000 Tonnen auf 26,5 Millionen erhöht. Chinas Importe werden in diesem Monat ebenfalls auf 9,0 Millionen erhöht.

Die prognostizierten weltweiten Endbestände für 2020/21 werden um 3,3 Millionen Tonnen auf 313,2 Millionen gesenkt, bleiben jedoch auf Rekordniveau, wobei China und Indien 51 bzw. 10 Prozent der Gesamtbestände halten.

Deutlich weniger Mais bei den Exporteuren

Maispreise am Terminmarkt in Chicago bei 517 Cent je Buschel im Januar 2021

Die neuen Maisdaten für 2020/21 zeigen für die USA eine geringere Produktion, eine geringere Verwendung von Mais für Ethanol, und eine geringere Verwendung als Futtermittel sowie weniger Exporte und kleinere Endbestände. Das war der Treibstoff für die Maisrallye. Die Maisproduktion wird auf 360 Millionen Tonnen geschätzt, was einem Rückgang 8,5 Millionen Tonnen aufgrund eines geringeren Ertrags und einer leichten Verringerung der Erntefläche entspricht.

Die US-Exporte wurden 3 Millionen Tonnen reduziert, was auf ein deutlich geringeres Angebot und höher erwartete Preise zurückzuführen ist. Die weltweite Maisproduktion für 2020/21 wurde um 10 Millionen Tonnen auf 1.133 Millionen Tonnen gesenkt. Wobei deutliche Rückgänge in den USA, und in Argentinien und Brasilien die Steigerungen in China und Indien mehr als übertreffen.

Für Argentinien verringert die Trockenheit im Dezember die Ertragsaussichten für früh gepflanzten Mais in wichtigen zentralen Anbaugebieten. Brasilien wird gesenkt, was auf geringere Ertragserwartungen für Mais der ersten Ernte in Südbrasilien zurückzuführen ist.

Reduziert hat das USDA auch die Maisimporte für die EU-27 und Großbritannien – um 1 Millionen Tonne auf 18 Millionen Tonnen – sowie für Mexiko, Iran, Vietnam, Kolumbien, Chile, Ägypten, Malaysia, Peru und Saudi-Arabien, wobei China einen weiteren Anstieg verzeichnete. 

Die weltweiten Maisbestände sind mit 283,8 Millionen Tonnen um 5,1 Millionen Tonnen Mais gesunken.

Sojabohnen: Kleinere Ernten in den USA und Argentinien

Sojabohnenpreise am Terminmarkt Chicago bei 1418 Cent je Buschel im Januar 2021

Die globale Sojaproduktion 2020/21 wurde um 1 Millionen Tonnen auf 361 Millionen Tonnen gesenkt. Die Sojabohnenproduktion wird für Argentinien um 2 Millionen Tonnen auf 48 Millionen und für Uruguay um 0,2 Millionen auf 2,2 Millionen gesenkt, was auf die trockenen Wetterbedingungen im Dezember und Anfang Januar zurückzuführen ist. Für Brasilien blieb die Schätzung allerdings (noch) unverändert bei 133 Millionen Tonnen.

Die US-Sojabohnenproduktion wird auf 112,6 Millionen Tonnen geschätzt, was einem Rückgang von 1,0 Millionen Tonnen entspricht, wegen Kürzungen in Minnesota, Iowa und Kansas. Die Erntefläche wird auf 33,3 Millionen Hektar geschätzt, dass ist etwas mehr als im vorherigen Bericht. Wegen etwas höherer Exporten von 60,7 Millionen Tonnen sind die US-Endbestände weiter gesunken.

Die weltweiten Sojabohnenbestände werden um 1,3 Millionen Tonnen auf 84,3 Millionen gesenkt, wobei niedrigere Bestände für Argentinien und die Vereinigten Staaten teilweise durch höhere Bestände für China ausgeglichen werden.

Die Preisprognosen für Sojabohnen- und Sojabohnenprodukte wurden nach oben korrigiert. Der durchschnittliche Sojabohnenpreis in den USA für 2020/21 wird auf 11,15 USD pro Buschel prognostiziert, was einem Anstieg von 60 Cent entspricht, da die Cashpreise in Zentral-Illinois ein 6-Jahres-Hoch erreichen.

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