Newsticker
Schlagzeilen, Meldungen und alles Wichtige
Die Nachrichten heute: Newsticker, Schlagzeilen und alles, was heute wichtig ist, im Überblick.
Zum Newsticker
  1. Home
  2. Wirtschaft
  3. Karriere
  4. Als Rentner arbeiten: 2. Karriere im Ruhestand? So gelingt sie

Karriere Geld statt Golf

Begehrte Rentner – So gelingt Ihre zweite Karriere

Warum sich reiche Rentner einen Job suchen

Eine Untersuchung zeigt auf, warum Senioren in Deutschland gerne arbeiten. Es geht dabei nicht ums Geld. Spaß, Kontakt zu anderen Menschen und weiterhin eine Aufgabe zu haben sind die am häufigsten genannten Gründe.

Quelle: WELT / Isabelle Bhuiyan

Autoplay
Der Ruhestand kann eine Befreiung sein: endlich nichts mehr müssen. Wer aber noch kann und will, der sollte sein Potenzial nutzen. Wie Sie Ihre Arbeitskraft in der Rente geschickt einsetzen können.

Worum geht es

Endlich Zeit für Reisen, Familie – oder Golf spielen: Für einige kann der Weg in die Rente nicht schnell genug gehen. Doch es gibt auch den anderen Fall: Menschen, die noch überhaupt keine Lust haben, das Arbeitsleben hinter sich zu lassen.

Dies stellt Psychologin und Karriereberaterin Madeleine Leitner in jüngster Zeit fest: „Ich habe zunehmend Anfragen – da melden sich Menschen, schon bevor sie in den Ruhestand gehen, die noch einmal ihre beruflichen Pläne angehen möchten.“

Wer heute das Rentenalter erreiche, habe oft noch viele fitte Jahre vor sich, so Leitner. Viele könnten sich da nicht vorstellen, dass es sinnvoll sein soll, mit Mitte 60 in den Ruhestand zu gehen.

Ihre Erfahrungen lassen sich mit Zahlen untermauern: In Deutschland ist weit mehr als ein Viertel der Rentner in den ersten drei Jahren nach Übergang in die Altersrente erwerbstätig, hat eine Analyse des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) 2018 gezeigt.

Spaß an der Arbeit, Kontakt zu anderen Menschen oder der Wunsch, weiterhin eine Aufgabe zu haben: Vor allem aus sozialen oder persönlichen Gründen wollen Menschen im Rentenalter weiter erwerbstätig sein, zeigt die Studie.

„Viele können sich ein Leben ohne ihre Arbeit gar nicht vorstellen“, erklärt Iris Seidenstricker, die angehende Ruheständler coacht. Wenn finanzielle Nöte keine Rolle spielen, eignet sich die Weiterarbeit im Alter ihrer Ansicht nach für alle, denen ihr Beruf Spaß gemacht hat und die ihn gerne noch länger ausüben möchten.

Abschied vom Arbeitsleben kann zu Depressionen führen

Das hat oft positive Effekte. Ein unfreiwilliger Abschied vom Arbeitsleben, sobald ein bestimmtes Alter erreicht ist, könne zu Leere und Depression führen, so Leitner. Viele haben demnach damit zu kämpfen, dass mit dem Arbeitsleben gewohnte Strukturen, der Kontakt zu Kollegen und vielleicht sogar finanzielle Spielräume wegfallen.

Wer dagegen noch eine Weile berufstätig bleibt, gibt nicht nur sein Fachwissen weiter, sondern lernt auch ständig etwas dazu, wie es in einem Ratgeber der Bundesregierung zum Thema heißt. Dafür sorgt der Austausch mit den jüngeren Kollegen.

Anzeige

Gleichzeitig bleibt man fit und erlebt das Gefühl, gebraucht zu werden und dazuzugehören. „Und natürlich Sinn“, erklärt Trainerin und Buchautorin Seidenstricker. „Sinn und Bestätigung gehören zu den wichtigsten Gesundheitsfaktoren, sie sind enorme Energiequellen.“

Wer weiterhin einer Tätigkeit nachgehe, tue das zudem oft gelassener als in den früheren Jahren, ist Seidenstrickers Eindruck. Man verfüge über einen enormen Erfahrungsschatz und viel Gelassenheit.

Firmen bieten flexible Arbeitsmodelle für Ältere

Leitner gibt den Rat, die Altersgrenze für die Rente nicht als Automatismus für den Zwangsruhestand zu sehen. Zu den Klienten der Beraterin mit dieser Fragestellung gehören „erfolgreiche Leute, oft selbstständig, deutlich jenseits der 50“. Darunter Ärzte, Anwälte, Steuerberater, Unternehmensberater und viele Freiberufler. Diese seien in der luxuriösen Position zu sagen: „Ich bin erfolgreich, aber wie könnte mein weiteres Berufsleben aussehen?“

„In Gesprächen mit diesen Menschen zeigt sich oft, dass das, was sie derzeit beruflich machen, schon ganz gut passt“, so Leitner. „Es geht also dabei um Job-Sculpting.“ Das heißt: den Job so zu formen, dass er den Vorlieben und Neigungen des Einzelnen noch besser entspricht. Das kann gelingen, indem man sich stärker auf bestimmte Aufgaben fokussiert, die einem besonders gut liegen, andere Tätigkeiten aufgibt oder ein neues Thema dazunimmt.

Oft würden schon relativ kleine Veränderungen zu neuem Elan verhelfen. „Ich hatte etwa einen Klienten, der als Steuerberater tätig war und alle unpünktlichen und aufwendigen Mandanten radikal aussortiert hat, sodass er wieder mehr Spaß an seiner Tätigkeit hatte“, erzählt Leitner.

**Jetzt bei WELTJobs den Job finden, der wirklich zu Ihnen passt.**

Anzeige

Vielleicht hat die eigene Firma Interesse daran, einen zu halten – etwa zeitweise als Berater. „Viele Firmen bieten bereits flexible Arbeitsmodelle für Ältere an oder holen Mitarbeiter als Senior Experts für Projekte zurück“, erklärt Seidenstricker. Wer besondere Interessen habe, könne überlegen, sich damit selbstständig zu machen, ergänzt Leitner. Einfach ist das natürlich nicht.

Joachim Harms hatte sich in Zuge von Umstrukturierungen von seinem ehemaligen Arbeitgeber mit einem „goldenen Handschlag“ verabschiedet, erzählt er. Der heute 61-Jährige ging dann den Weg in die Selbstständigkeit.

„Am Anfang fehlte die Identifikation und die Ansprache, die ich zuvor in der Firma hatte“, sagt er. „Mein Expertenstatus war von einem auf den anderen Tag weg.“ Der Prozess habe ihn einerseits gebeutelt, gleichzeitig aber gestärkt.

Seine Selbstständigkeit hat er auf zwei Standbeine gebaut: Als Experte für die Zulassung von Medizinprodukten konnte er sich finanziell absichern. „Das andere Projekt war mein Herzenswunsch, nämlich Gedichte zu schreiben.“ Business-Poet nennt er sich nun, und schreibt Gedichte für Unternehmen und Privatleute.

Mitarbeiter mit Erfahrung beliebt

Madeleine Leitner rät nicht zuletzt, sich nicht aufgrund des Lebensalters „abstempeln“ zu lassen. Seniorität und Erfahrung könnten Berufstätige jenseits der 60 als Stärke verkaufen. Das seien Werte in Unternehmen, die derzeit wieder sehr geschätzt würden.

Das erzählt auch Joachim Harms. Demnächst lässt er sich noch einmal anstellen – eine Firma sei wegen eines mehrjährigen Projekts auf ihn zugekommen. Er hat sich eine Teilzeitstelle ausgehandelt. „Das sehe ich nun als Geschenk des Himmels: nach dem Abschluss in Ehren verabschiedet zu werden und gleichzeitig eine wirtschaftliche Basis zu haben, in der Rente mit meinen Gedichten Geld zu verdienen.“

Wer ähnlich wie er ein besonderes Interesse hat, dem würde Harms raten, schon frühzeitig vor dem Ende des Arbeitslebens die Weichen zu stellen, etwas aufzubauen und sich innerlich darauf einzustellen. „Wichtig ist, dass man das nicht im stillen Kämmerlein tut.“

Man sollte sich auf Tätigkeiten konzentrieren, bei denen man sich selbst wertschätze und mit denen man gleichzeitig anderen etwas Gutes tue, rät Harms. „Golf spielen ist toll, aber was gibt es darüber hinaus?“ Wem das Reisen am Herzen liege, der könne Kurzgeschichten schreiben. Man müsse daraus eine Art Berufung machen.

Dieser Artikel wurde erstmals am 10.10.2019 veröffentlicht.

An dieser Stelle finden Sie Inhalte von Drittanbietern
Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist deine widerrufliche Einwilligung in die Übermittlung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten notwendig, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung verlangen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem du den Schalter auf „an“ stellst, stimmst du diesen (jederzeit widerruflich) zu. Dies umfasst auch deine Einwilligung in die Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten in Drittländer, u.a. die USA, nach Art. 49 (1) (a) DSGVO. Mehr Informationen dazu findest du hier. Du kannst deine Einwilligung jederzeit über den Schalter und über Privatsphäre am Seitenende widerrufen.
dpa

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema