Live-Interview im WDR: Jan Josef Liefers wehrt sich gegen Attacken und Vorwürfe

„Wissen Sie, wann das letzte Mal jemand zu mir gesagt hat: Sind Sie so naiv? Das war ein Mitarbeiter des Zentralkomitees in der DDR auf der Schauspielschule.“

Jan Josef Liefers am Freitag in einem Interview mit der Aktuellen Stunde im öffentlich-rechtlichen Sender WDR.
Jan Josef Liefers am Freitag in einem Interview mit der Aktuellen Stunde im öffentlich-rechtlichen Sender WDR.Screenshot WDR

Berlin-Schauspieler und Tatort-Star Jan Josef Liefers sah müde aus, als er dem WDR am Freitag ein Live-Interview gab. Liefers und viele seiner Kollegen werden nach der Protestaktion „Allesdichtmachen“ von vielen Seiten teils scharf kritisiert und attackiert. Sie bekommen aber auch Zuspruch von unzähligen Menschen, die die Kritik an der derzeitigen Politik und der Corona-Gesellschaft teilen. Liefers steht weiterhin zu der Aktion. Und verteidigt seine Kollegen und sich in der „Aktuellen Stunde“.

Liefers: „Also erstmal zu der ganzen Aktion: Sie ist eine satirisch gemeinte und auch ironische und überspitzte Protestaktion.“ Und weiter: „Wir haben jetzt ein Jahr alles geduldig und mit viel Aufmerksamkeit auch mitgemacht und nun ist halt das dabei rausgekommen. Ich verstehe total Leute, die sagen: Das finde ich doof.“

Hat Jan Josef Liefers von gleichgeschalteten Medien gesprochen?

Im weiteren Gespräch fragt Moderator Martin von Mauschwitz, der nach eigener Aussage „enttäuscht“ von Liefers ist: „Herr Liefers, wie kommen Sie dazu, die Medien als gleichgeschaltet zu werten?“ Daraufhin stellt der auch für seine Tatort-Rolle als Rechtsmediziner Prof. Dr. Dr. Karl-Friedrich Boerne bekannte Schauspieler klar, dass er das Wort „gleichgeschaltet“ nicht benutzt habe: „Von gleichgeschaltet war nicht die Rede. Ich habe gesagt, dass seit einem Jahr alle dabei sind, den Alarm dahin zu halten, wo er hingehört – und zwar ganz weit oben und das ist ziemlich egal, wann und wie und wo. Mein Punkt ist in dieser Übertreibung, dass ich gerne auch über die Rolle der Medien in dieser Pandemie eine große Diskussion hätte. Da geht es nicht nur um mich. Ich bin auch nur ein Teil.“

Dann spricht der WDR-Moderator das Thema Corona-Leugner und rechtsextreme Sympathisanten an. Martin von Mauschwitz: „Mit dem Video bedienen Sie ja exakt auch das Narrativ, die Erzählung der Corona-Leugner und dieser rechtsextremen Lügenpresse-Schreihälse. Und die feiern Sie im Netz heute richtig ab. Davon haben Sie sich distanziert heute Nachmittag. Sind Sie wirklich so naiv?“

Zunächst stellt Liefers klar: „Die Distanzierung war nicht heute Nachmittag, sondern schon gestern Nacht.“ Und sagt dem in Nordrhein-Westfalen geborenen Moderator: „Wissen Sie, wann das letzte Mal jemand zu mir gesagt hat: Sind Sie so naiv? Das war ein Mitarbeiter des Zentralkomitees in der DDR auf der Schauspielschule.“ Die Antwort des Moderators von Mauschwitz: „Da sind wir weit von weg.“ Woraufhin Liefers nachlegt und sagt: „Ich weiß. Aber so war's halt. Die Frage klingt genau so. Ich wollt's Ihnen nur einfach mal sagen.“

Gegen wen richtet sich der Protest von Jan Josef Liefers?

Als der Moderator des WDR Liefers dann vorwirft, er würde hart arbeitende Menschen verhöhnen, weist Liefers auch diesen Vorwurf zurück. „Das ist Ihre Interpretation. Das ist nicht wahr. Ich habe niemanden verhöhnt, der seine Arbeit macht. Und wissen Sie, in unserem Freundeskreis sind so viele Mediziner. Ich habe hohen Respekt und große Achtung vor dem, was dort geleistet wird. Das ist ein Protest, der richtet sich gegen unsere Regierung und zum Teil auch die Rolle, die die Medien in unserem Land spielen.“

Am Ende des Videos geht Martin von Mauschwitz auf eine konkrete Stelle in dem Video von Jan Josef Liefers ein: „Ich möchte am Schluss Ihren letzten Satz aufgreifen: Verzweifeln Sie ruhig, aber zweifeln Sie nicht. Mit anderen Worten: Die Verzweifelten sind der Politik und den Medien egal. Meinen Sie das wirklich?“ Die Antwort von Liefers: „Ich finde, Sie könnten den Verzweifelten mehr Aufmerksamkeit schenken, ja, das meine ich.“