„Meditationen zum gesamten Kirchenjahr“

Eine Buchbesprechung von Hans Jakob Bürger.
Erstellt von Hans Jakob Bürger am 27. November 2017 um 22:48 Uhr

Ludwig de Ponte, da Spanier eigentlich Luis de La Puente, wurde 1554 in Valladolid geboren. Er wurde Jesuit und war in seinem Orden als Philosophie- und Theologielehrer sowie als Rektor und Novizenmeister tätig und erwarb sich große Verdienste. Im Jahre 1624 starb er im Rufe der Heiligkeit.

Ludwig de Ponte war in den vergangenen Jahrhunderten einer der bekanntesten und meist gelesenen Aszeten und Vermittler der ignatianischen Aszese. Der Begriff der „Aszese“ ist seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil aus dem katholischen Vokabular fast völlig verschwunden. Bis dahin war sie eine schöpferische Bewegung innerhalb der katholischen Frömmigkeitslehre.

Diese Frömmigkeit, deren Akzent wesentlich auf willensbetonten Tugendübungen lag, wurde abgelehnt und verdächtigt, für eine Verkrampfung von religiösen Menschen verantwortlich zu sein. Es wurde unterstellt, sie sei schuld an der Erstarrung katholischen Lebens und seiner Frömmigkeitsformen. Aszese wurde fortan verstärkt, aber beginnend bereits in den 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts, abgelehnt, auch weil sie einer Verchristlichung der Welt entgegenstehe. Man sucht die Harmonie von Leib und Seele, von Natur und Gnade, und vergisst das Kreuz.

Die Lehre der Aszetik ist für viele Christen heute nicht mehr nachvollziehbar, weil sie die Lehre der Kirche nicht mehr kennen. Vielleicht sind darum die „Meditationen zum gesamten Kirchenjahr“ ein gutes „Handwerkszeug“ dafür, in die geistige Tiefe der katholischen Tradition einzutauchen, um daraus für das eigene Leben Klarheit und zeitlose Antworten auf die allzeit wiederkehrenden Fragen zu erhalten.

Das über 1300 Seiten starke, gut lesbare Buch bietet Texte zu jedem Tag des Kirchenjahres. Es handelt sich um die Betrachtungen des Ludwig de Ponte, die sich stets an die Tagesliturgie anlehnen und darum bestens geeignet sind, auch die Liturgie der Kirche kennenzulernen und ihr Mysterium zu verstehen. Er teilt seine Gebetserfahrung mit, und was er schreibt ist lebenswarm. Man spürt, dass alles von ihm selbst betrachtet und gebetet wurde. Die Verbindung des Beters und des gründlichen Theologen verschaffen dem Werk Geltung.

Die Betrachtungen sind ganz nach der ignatianischen Lehre aufgebaut, seinen Exerzitien. Es werden die Eigenschaften Gottes behandelt; ebenso das Leben Christi: die Geheimnisse der Menschwerdung und Kindheit, das öffentliche Leben, das Leiden und sein verklärtes Leben. Alles ist ganz auf der Heiligen Schrift aufgebaut.

Dabei vertraut er ganz auf die Lehre der alten Scholastiker, insbesondere auf den „englischen Lehrer, den hl. Thomas“, „weil er für sich allein so viel ist wie zehntausend Zeugen“.

Am letzten Tag des Kirchenjahres spricht Ludwig de Ponte dieses Gebet: „O Heiland, Jesus Christus, in dessen Blut die Gerechten ihre Seele waschen und reinigen, gib mir einen lebendigen Schmerz über meine Sünden. Lass mich meine bösen Gedanken durch Gedanken der Ehrfurcht und des Friedens, meine sündigen Reden durch Worte der Liebe und des Gebetes, meine bösen Werke durch Taten der Selbstüberwindung und des Eifers für Deine Ehre sühnen.“

Den Jugendlichen der KJB, die diese „Meditationen zum gesamten Kirchenjahr“ herausgegeben haben, sei dafür herzlich gedankt. Sie haben einen großen Schatz gehoben, dem weite Verbreitung zu wünschen ist.

Hans Jakob Bürger

Ludwig de Ponte
Meditationen zum gesamten Kirchenjahr
Hrg. Katholische Jugendbewegung e.V. Österreich, 2017
Sarto-Verlag
Titel in Goldprägung, Kunstlederbezug, Fadenbindung.
Format: 18 x 12,8 cm
1.344 Seiten; 59 Euro

Foto: Meditationen zum gesamten Kirchenjahr – Bildquelle: Katholische Jugendbewegung e.V. Österreich

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