Zwei chinesische Untergrundbischöfe gestorben – Zusammen mehr als 35 Jahre Gefängnis und Zwangsarbeit


Bischof Xie Xie Tingzhe von Urumtschi. Mehr als 20 Jahre seines Lebens mußte er wegen seines Glaubens im Gefängnis und als Zwangsarbeiter verbringen.
Bischof Xie Xie Tingzhe von Urumtschi. Mehr als 20 Jahre seines Lebens mußte er als Seminarist, wegen seines Glaubens, im Gefängnis und als Zwangsarbeiter verbringen.

(Peking) In der Volks­re­pu­blik Chi­na sind zwei kir­chen­treue Bischö­fe gestor­ben. Am 13. August starb Msgr. Syl­ve­ster Li Jian­t­ang von Tai­yu­an und am heu­ti­gen 14. August Msgr. Xie Ting­zhe von Urumt­schi (Xin­jang). Bei­de Bischö­fe ver­brach­ten vie­le Jah­re ihres Lebens im Gefäng­nis und in kom­mu­ni­sti­schen Straf­la­gern. Bei­de waren vom Hei­li­gen Stuhl anerkannt.

Bischof Sylvester Li Jiantang von Taiyuan

Bischof Sylvester Li Jiantang von Taiyuan
Bischof Syl­ve­ster Li Jian­t­ang von Taiyuan
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Msgr. Syl­ve­ster Li Jian­t­ang, war von 1994 – 2013 Bischof des Bis­tums Tai­yu­an (Shanxi). Gestern um 18 Uhr Orts­zeit ist er im Alter von 93 Jah­ren gestorben.

Das Requi­em wird am 17. August in der Kathe­dra­le von Tai­yu­an zele­briert, dann wird sein Leich­nam in sei­nen Geburts­ort Gon­ger­gou gebracht, wo er am 19. August bei­gesetzt wird. Msgr. Paul Meng Nin­gy­ou, seit 2010 Bischof-Koad­ju­tor und seit 2013 Diö­ze­san­bi­schof von Tai­yu­an, rief Prie­ster und Gläu­bi­ge auf, für ihren ver­stor­be­nen Bischof zu beten und hei­li­ge Mes­sen zu zele­brie­ren bzw. Meß­sti­pen­di­en zu stiften.

Msgr. Syl­ve­ster Li Jian­t­ang wur­de 1925 gebo­ren und 1956 von Bischof Fran­cis Han Ting­bi von Hong­dong (Shanxi) zum Prie­ster geweiht. Der Ein­tritt ins Semi­nar und die Prie­ster­aus­bil­dung waren bereits von der kom­mu­ni­sti­schen Macht­über­nah­me und der Chri­sten­ver­fol­gung überschattet.

Von 1966 – 1980 wur­de er in einem Zwangs­ar­beits­la­ger fest­ge­hal­ten. Nach einer Ent­las­sung 1980 kehr­te er in sei­ne Pfar­rei zurück und nahm sei­nen prie­ster­li­chen Dienst wie­der auf. 1994 wur­de er zum Bischof geweiht und über­nahm die Lei­tung des Bis­tums Tai­yu­an. Sein Haupt­au­gen­merk lag auf der Ver­bes­se­rung der Glau­bens­un­ter­wei­sung in den Gemein­schaf­ten und die Mis­si­ons­tä­tig­keit. 1996 – 2008 gehör­te er dem Regen­ten­rat des Prie­ster­se­mi­nars von Shanxi an, das 2000/​2001 kurz­zei­tig selbst lei­te­te. 2013 wur­de das Prie­ster­se­mi­nar von den kom­mu­ni­sti­schen Macht­ha­bern geschlos­sen. Es war der Moment, an dem der damals bereits 89 Jah­re alte Bischof die Diö­ze­san­lei­tung sei­nem Koad­ju­tor übergab.

Im kom­mu­ni­sti­schen Reich der Mit­te har­ren die Bischö­fe häu­fig im Amt aus, solan­ge sie kön­nen, nicht sel­ten bis zu ihrem Tod, weil durch Ein­mi­schung des Regimes die Nach­fol­ge gefähr­det ist. Die Kom­mu­ni­sti­sche Par­tei Chi­nas lehnt seit 1949 eine Aner­ken­nung des päpst­li­chen Ernen­nungs­rech­tes für Bischö­fe als „Ein­mi­schung in inne­re Ange­le­gen­hei­ten“ ab.

Der letz­te von Peking amt­lich aner­kann­te Erz­bi­schof von Tai­yu­an war Msgr. Dome­ni­co Luca Capo­zi OFM, der 1940 von Papst Pius XI. ernannt wor­den war. Als 1949 die sei­ne Bischofs­stadt ein­nah­men und die „Dik­ta­tur des Pro­le­ta­ri­ats“ errich­te­ten, wur­de die Fort­set­zung sei­ner Auf­ga­ben schwie­rig. 1951 wur­de er ver­haf­tet, gefol­tert und zum Tode ver­ur­teilt. Die Todes­stra­fe konn­te nach 18 Mona­ten Haft abge­wen­det wer­den, aller­dings wur­de er des Lan­des ver­wie­sen. Erz­bi­schof Capo­zi ging als Mis­sio­nar ins Hei­li­ge Land. Auf sein Erz­bis­tum ver­zich­te­te er auf Wunsch des Hei­li­gen Stuhls erst 1983. 1991 ist er gestor­ben. Seit 1962 wird das Erz­bis­tum von Unter­grund­bi­schö­fen geleitet.

Bischof Paul Xie Tingzhe von Urumtschi

Geheimtreffen von Bischof Xie mit Papst Johannes Paul II.
Geheim­tref­fen von Bischof Xie mit Papst Johan­nes Paul II.

Msgr. Paul Xie Ting­zhe war Unter­grund­bi­schof der Apo­sto­li­schen Prä­fek­tur Xin­jiang-Urumt­schi. Heu­te mor­gen um 8.25 Uhr ist er im Alter von 86 Jah­ren ver­stor­ben. Er war vom Hei­li­gen Stuhl aner­kannt, aber nicht vom Regime, das ihn bis zuletzt als ein­fa­chen Prie­ster behandelte.

Msgr. Xie wuchs in Lanz­hou (Gan­su) auf. 1945 trat er dort in das Kna­ben­se­mi­nar ein. 1958 wur­de er als Prie­ster­se­mi­na­rist ver­haf­tet und ein­ge­sperrt, weil er sich gewei­gert hat­te, der regi­me­hö­ri­gen Patrio­ti­schen Ver­ei­ni­gung bei­zu­tre­ten. Von 1961 – 1980 muß­te er in Urumt­schi, im äußer­sten Nord­we­sten der Volks­re­pu­blik Chi­na, Zwangs­ar­beit lei­sten. Nach sei­ner Frei­las­sung beschloß er für die Katho­li­ken an dem Ort zu wir­ken, wo er 20 Jah­re in Gefan­gen­schaft aus­har­ren hat­te. 1982 wur­de er von Msgr. Zhou Wei­dao OFM im Unter­grund zum Prie­ster geweiht. Er blieb in Urumt­schi, wo er 1991 geheim zum Apo­sto­li­schen Prä­fek­ten von Xin­jiang geweiht wur­de. Bis zu sei­nem Tod wur­de er von den Macht­ha­bern nicht aner­kannt. Eine Mit­glied­schaft in der Patrio­ti­schen Ver­ei­ni­gung lehn­te er ent­schie­den ab. 1994 konn­te er geheim mit Papst Johan­nes Paul II. zusammentreffen.

Trotz sei­nes hohen Alters nütz­te er das Inter­net für die Evan­ge­li­sie­rung. Über Chat-Rooms brach­te er jun­gen Katho­li­ken in der Volks­re­pu­blik Chi­na den Gre­go­ria­ni­schen Cho­ral bei und unter­wies sie im Glau­ben. Die Stadt Urumt­schi mit 2,7 Mil­lio­nen Ein­woh­nern liegt im Auto­no­men Gebiet Xin­jiang der Uigu­ren. Das Umfeld, in dem Bischof Xie wirk­te, war mehr­heit­lich mus­li­misch. In der Stadt selbst stel­len aber Han-Chi­ne­sen die über­gro­ße Bevölkerungsmehrheit.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: AsiaNews

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2 Kommentare

  1. Gebe­te für unse­re ver­folg­ten Geschwi­ster im Glau­ben sind in den Augen Got­tes und der Ver­folg­ten wich­ti­ger denn je.

  2. Im Rah­men der chi­nes. kom­mu­nist. Unter­drückung gel­ten Katho­li­ken als ille­ga­le sog. „schwar­ze“ Kir­chen, weil sie dem Vati­kan und nicht dem chi­nes. kom­mu­nist. System unter­ste­hen. Aus­län­di­scher Ein­fluss ist illegal.
    Ande­re christl. Kir­chen, die sich selbst ver­wal­ten, wer­den als „rote“ oder „graue“ Ein­stu­fun­gen ledig­lich über­wacht oder toleriert.
    Die lan­gen Jah­re Gefäng­nis und Zwangs­ar­beit unter chi­nes. kom­mu­nist. Herr­schaft, die unse­re bei­den jetzt ver­stor­be­nen Unter­grund­bi­schö­fe erlei­den muss­ten, waren sicher schrecklich.
    Und doch waren sie treu bis zuletzt.
    -
    Wei­ter­hin gibt es uigu­ri­sche-mus­li­mi­sche Unter­drückung im Nord­we­sten Chi­nas und tibe­tisch-bud­dhi­sti­sche Unter­drückung, wobei christ­li­che Kon­ver­ti­ten, die vor­her Mus­li­me oder tibe­ti­sche Bud­dhi­sten waren, hier beson­ders im ver­fol­gen­den Fokus stehen.
    Trotz­dem nimmt die Zahl der Kon­ver­ti­ten zu
    -
    https://​www​.open​doors​.de/​c​h​r​i​s​t​e​n​v​e​r​f​o​l​g​u​n​g​/​w​e​l​t​v​e​r​f​o​l​g​u​n​g​s​i​n​d​e​x​/​l​a​e​n​d​e​r​p​r​o​f​i​l​e​/​2​0​1​7​/​c​h​ina

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