Energieökonom Graham Weale aus Bochum

Thermounterwäsche statt Heizung

Stand: 08.09.2022, 17:58 Uhr

60 Euro pro Person vom Bund für Thermounterwäsche - das schlägt Graham Weale vor, Energieforscher an der Uni Bochum. Seine Idee: Auf einfache Weise Heizkosten sparen.

Von Maren Bednarczyk

Bis zu 1.500 Euro Heizkosten pro Jahr in einem vierköpfigen Haushalt - so viel soll man laut Weales Rechnung mit der Thermounterwäsche einsparen können. Vor allem dann, wenn ein Gasvertrag neu startet. Die Unterwäsche soll genau dann helfen, wenn man die Raumtemperatur von 22 auf 18 Grad reduziert. Der Professor für Energieökonomik und -politik gibt zu: "Ich weiß, dass ich der Bevölkerung damit einiges zumute, aber Deutschland befindet sich eben auch in einer sehr schweren Krise".

Verkäuferin im Sportladen: "Schwierig einzuschätzen"

Wir fragen in einem großen Sportladen im Essener Stadtteil Rüttenscheid nach der Einschätzung der Fachleute. Veronika Edeler arbeitet hier seit 20 Jahren und kennt sich auch mit Thermounterwäsche aus. Zur These des Forschers sagt sie: "Ich finde das sehr schwierig. Es gibt Menschen, die im Winter gar nicht frieren, die brauchen nur ein T-Shirt. Dann gibt es aber auch Menschen, die sehr kälteempfindlich sind und trotz Thermounterwäsche frieren."

Sportverkäuferin Veronika Edeler

Veronika Edeler arbeitet in einem Essener Sportladen

Oft sei solche Funktionswäsche auch für Sport und Bewegung ausgelegt. Dementsprechend funktioniere sie im Ruhezustand zuhause gar nicht unbedingt so gut, wenn man damit also zum Beispiel auf der Couch oder am Esstisch sitzt. Außerdem seien 60 Euro für zwei Garnituren eher optimistisch, da zum Beispiel ein einzelnes Shirt in guter Qualität schon bei 50 Euro liegen würde - Merinowolle sei nochmal teurer, so Edeler.

Unterschiedliche Meinungen zu Bochumer Idee

Die Menschen auf der Rüttenscheider Straße haben unterschiedliche Meinungen zur Thermounterwäschen-Idee aus Bochum: "Ich denke, das ist genau wie die Pullover-Idee oder die Waschlappen-Idee - viele machen das schon immer, die Hinweise brauchen wir eigentlich nicht", sagt Ursula Schulte. Goran Kuveljic meint: "Ich habe zwei kleine Jungs, die tragen sowas im Winter in der Schule oder im Kindergarten - aber zuhause würden wir das nicht machen." Sophia Mendak hingegen findet den Ansatz gut: "In meiner alten Wohnung war die Heizung lange kaputt, da hatte ich mich auch wärmer angezogen."

"Die Regierung sollte die notwendige Menge Thermounterwäsche bestellen und mit denjenigen anfangen, die den größten Bedarf haben", wünscht sich Professor Weale. Er selbst habe sich jedenfalls schon mit Thermounterwäsche ausgestattet, erzählt er.

Über dieses Thema berichten wir am 8. September in unseren WDR 2-Regionalnachrichten sowie in der Lokalzeit Ruhr im WDR Fernsehen um 19:30 Uhr.