Homosexualität (5/5)

Die Möglichkeit der Umkehr

Der Mensch ist ein verunstaltetes Meisterwerk. Wunderschön, aber gebrochen. Er bedarf eines großartigen, göttlichen Arztes, um ihn wieder zusammenzuflicken. Dieser göttliche Arzt, Jesus Christus, gibt all diesen gebrochenen Meisterwerken, die auf Erden umherlaufen – ob homosexuell oder nicht – die einzigartige Chance, alle Wunden, alle Brüche zu heilen, wenn sie nur ihre Einwilligung zu der Therapie aus vollem Herzen geben. Diese Therapie heilt aber nicht die äußeren Wunden, sondern die Sünden, die der Mensch auf sich geladen hat. Und diese Sünden sind, wenn man sie nicht vom göttlichen Arzt heilen lässt, wirklich wie innere Verletzungen, die uns Menschen von innen ausbluten lassen, bis wir als blutleere Sklaven der Sünde in die ewige Verdammnis marschieren.

Doch wir, verunstaltete Meisterwerke die wir sind, können (unabhängig von unseren diversen sexuellen Perversionen) von unseren Sünden gereinigt werden, indem wir uns dem göttlichen Arzt aus freiem Willen und mit ganzem Willen hingeben, einwilligen in die Therapie, die er für uns vorgesehen hat, auch wenn diese Therapie oberflächlich betrachtet unangenehm oder gar schmerzhaft ist. Eine solche Einwilligung erfordert aber Vertrauen: Vertrauen, dass Jesus Christus uns nicht enttäuschen wird, dass er immer für uns da sein wird, dass er, auch wenn die Therapie gerade einmal besonders schmerzhaft ist, uns liebt, uns tröstet und uns schützt. Diese Einwilligung in die Therapie des großen göttlichen Heilers ist für alle Menschen gleichermaßen notwendig. Jeder von uns ist ein gebrochenes Meisterwerk. Homosexuelle ebenso wie notorische Faulenzer, gierige Raffzähne, und all die anderen wunderbar liebenswerten, scheußlichen, unnachahmlichen, unerträglichen, unverzichtbaren Sünder, die diesen Planeten bevölkern. Jeder von uns bedarf der Therapie des großen göttlichen Heilers. Niemandem von uns ist damit gedient, eine bestimmte Gruppe von Sündern besonders an den Pranger zu stellen. Aber ebenso ist niemandem damit gedient, eine Gruppe von Sündern zu ignorieren, oder ihnen gar zu erzählen, sie bedürften der Heilung nicht.

Gottes Liebe für die Homosexuellen

Alle homosexuellen Menschen werden von Gott bedingungslos geliebt, und er möchte auf keinen einzigen von ihnen verzichten. Doch gerade deswegen darf die Kirche die Wahrheit nicht verschweigen. Ausgelebte Homosexualität ist, unabhängig von der Frage wie sie entstanden ist oder warum ein Mensch sich zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlt, eine Willensentscheidung. Niemand ist gezwungen mit einem anderen Menschen zu schlafen, gleich welchen Geschlechts. Und eine Willensentscheidung, die sich im Widerspruch zu der von Gott eingerichteten und in Bibel und Überlieferung bezeugten natürlichen Ordnung befindet, nennen wir eine Sünde. Das ist schlicht und ergreifend der Fall und niemandem ist damit gedient, dies zu leugnen.

Gott liebt die Homosexuellen. Deswegen will er sie auch bei sich im Himmel haben. Und daher legt er großen Wert darauf, dass sie ihre Schwächen so weit wie möglich schon in diesem Leben bekämpfen, statt ihre Schwachheit zu leugnen. Wir alle sind schwach. Wir alle werden manchmal schwach. Das ist in Ordnung. Gott kennt unsere Schwäche. Dafür hat er größtes Verständnis. Doch wer fällt, der soll wieder aufstehen – und Gott hilft ihm hoch. Wieder und wieder und wieder und wieder… sooft wie nötig. Gott ist geduldig mit uns. Doch alle Geduld der Welt reicht nicht aus, um jemandem hochzuhelfen, der von sich behauptet, er sei gar nicht gefallen.

Die „stolze“ Homosexuellenlobby

Und damit kommen wir zum letzten Problem. Heute ist es oft so, dass homosexuelle Menschen nicht nur die Lehre der Kirche ablehnen und privat homosexuell sind, ohne sich deswegen als Sünder zu fühlen, sondern auf ihre spezielle Sexualneigung einen gewissen Stolz entwickeln. Sie paradieren durch die Straßen, als ob ihre bestimmte Sexualneigung irgendwie öffentlichen Wert hätte. (Paradoxerweise sind das dieselben Leute, die ständig erklären, ihre Sexualität sei privat und gehe den Staat und die verklemmte Gesellschaft nichts an!)

Diese Gruppe von Homosexuellen leugnet nicht nur, dass ihr Verhalten sündig ist, sondern predigt ihre spezielle Sünde der ganzen Welt als wundervolle Sache. Damit weigern sie sich nicht nur selbst, die Gnade Gottes anzunehmen, sondern sie ermutigen auch Andere, dem Weg fort von Gott zu folgen. Das ist wesentlich schlimmer als nur homosexuelle Akte durchzuführen. Für diese Propagandisten kann die Kirche kein besonders großes Verständnis aufbringen. Selbst zu sündigen ist schlimm genug, doch andere zur Sünde zu animieren oder die Sünde als feiernswert darzustellen ist wesentlich schlimmer. Um wieder auf unser Beispiel mit dem Arzt zurückzukommen: Es ist schlimm genug, seine Krankheit nicht behandeln zu lassen, doch dann draußen herumzulaufen und andere anzustecken setzt dem ganzen die Krone auf.

Vermutlich sind diese „stolzen“ Homosexuellen nach wie vor eine Minderheit. Die meisten Homosexuellen – selbst diejenigen, die die Lehre der Kirche ablehnen – wollen ihren Trieben privat frönen und tun dies auch. Aber es gibt eben auch die radikalen Aktivisten, und das sind die öffentlich sichtbaren Propagandisten einer letztlich moralfreien Sexualität, in der nur noch die Verwirklichung des eigenen Triebes und kurzfristigen Willens zählt, und der andere, der Partner, wahrhaft zum Objekt des Triebes statt zum Subjekt der Liebe wird. Diese Propagandisten können nicht für sich reklamieren, einfach nur das zu leben, was ihre Triebe ihnen sagen.

Schlusswort

Abschließend lässt sich formulieren, dass die Trennung von Sünde und Sünder eine differenzierte Beurteilung der Problematik der gleichgeschlechtlichen Sexualakte ermöglicht. Der Sünder wird geliebt, und gerade deswegen ist die Sünde entschieden abzulehnen.

Homosexualität (4/5)

Der rechte Abgrund

Natürlich, wenn ein Homosexueller stolz auf seine Sexualneigung ist, dann hat er in unserer Gesellschaftsordnung das Recht dazu. Und er kann auch die liebevolle Belehrung durch die Kirche jederzeit ignorieren. Zwang ist grundsätzlich abzulehnen – Bekehrung, Umkehr, Kampf gegen die Sünde kann nicht erzwungen werden, sondern nur aus einer Haltung der Einsicht und einer Willensanstrengung erwachsen.

Wir dürfen den Menschen nicht so lassen wie er ist, denn er ist ein Sünder. Wir müssen den Menschen so annehmen wie er ist, bis auf die Sünde. Doch auch wenn diese Gefahr – die linke Seite des Abgrundes in unserer Metapher – real ist, so gibt es doch auf der anderen Seite eine weitere Gefahr. Denn es gibt – auch in der katholischen Kirche – immer wieder Personen, die Homosexualität an sich als Sünde titulieren, die zum Himmel schreie, als schecklichste Perversion und einiges mehr. Doch auch hier liegt ein nicht ganz falsches, aber eben auch nicht ganz richtiges Fragment der Wahrheit vor. Ja, gelebte Homosexualität ist moralisch verwerflich, und sie ist von Natur aus fehlgeordnet, selbst wenn sie nicht gelebt wird (doch an der natürlichen Fehlordnung trägt der einzelne Homosexuelle keine Schuld). Doch diese „rechte Seite des Abgrunds“ übersieht ein wesentliches Prinzip: Wir sollen zwar die Sünde (in diesem Falle gelebte Homosexualität) hassen, doch den Sünder lieben. Denn der Sünder ist ein unnachahmliches, einzigartiges Abbild Gottes, ein Mensch, eine Person. Doch die Sünde ist nichts dergleichen. Die Sünde ist die schreckliche Perversion, die zum Himmel schreit. Die Sünde, nicht der Sünder, verdient unsere Ablehnung. Der Sünder verdient unser Verständnis, unsere Unterstützung und (wenn er es wünscht) unsere Hilfe. Er verdient all das in seinem Kampf gegen die Sünde.

Der Fehler derjenigen, die radikal gegen Homosexuelle predigen, die (vor allem in manch vergangener Zeit) wirklich den Eindruck erweckten, als kämen Homosexuelle automatisch in den wärmsten Teil der Hölle, besteht darin, dass sie es unterlassen den Sünder von der Sünde zu trennen. Der Arzt trennt das Krebsgeschwür von seinem Patienten – er hasst den Krebs und liebt den Krebskranken. Er tut sein Möglichstes (wenn der Patient das will), um zu heilen, um den Patienten von seinem Krebs zu befreien. Im Felde der Chirurgie ist die Mitarbeit des Patienten während der Operation eher hinderlich, doch im Felde der Bekämpfung von Sünden ist sie unerlässlich. Das ist der Unterschied zwischen den beiden Fällen. Doch die Gemeinsamkeit ist wesentlich größer als der Unterschied. Sowohl der Arzt als auch der besorgte Katholik kämpft gegen etwas, das eindeutig übel ist (Krebs im einen Fall, Sünde im anderen) und vermag wohl zwischen dem Üblen und dem Guten zu unterscheiden. Der Arzt lehnt den Krebs ab, aber er lehnt den Krebs gerade deswegen ab, weil der Krebs den Patienten tötet. Er hasst den Krebs, weil er den Menschen liebt. Dasselbe gilt für den Katholiken. Er lehnt die Sünde (in diesem Fall gelebte Homosexualität) ab, nicht weil er etwas gegen den Homosexuellen hat, sondern weil er etwas für ihn hat. Er hasst die Sünde, weil er den Sünder liebt. Er hasst die Sünde, weil er den Sünder retten will.

Dies vergessen radikale Prediger gern. Sie verdammen den Sünder, weil er sündig ist, doch werfen dabei Sünder und Sünde in einen Topf. Der gute Katholik folgt allerdings dem Lehramt der Kirche und unterscheidet scharf, wie mit dem Skalpell, zwischen beidem. Er liebt den Sünder und hasst gerade deswegen die Sünde so sehr. Allerdings gebietet die Liebe gegenüber dem Sünder auch, dass man ihn als Person mit einer unveräußerlichen Menschenwürde anerkennt, und nicht gegen seinen Willen handelt. Man sollte also niemanden „umerziehen“ oder „ummodeln“. Aber man sollte jeden Menschen im Geiste brüderlicher Korrektur auf seine Schwächen, die man an ihm entdeckt, aufmerksam machen und ihm beim Kampf gegen sie helfen. Das gebietet die Nächstenliebe. (Freilich muss man dann auch in der Lage sein, mit einer ähnlichen Kritik, die sich gegen die eigenen Schwächen richtet, umzugehen. Man kann nicht den Splitter im Auge des Nächsten kritisieren, solange man vor dem Balken im eigenen Auge davonläuft, statt ihn zu bekämpfen. Und mit diesem Teil der Gleichung haben wir Menschen oft die größten Probleme.)

Liebt den Sünder – Hasst die Sünde

Zusammenfassend kann also gesagt werden, dass die kirchliche Position eine vorbildliche Balance zwischen Exzessen auf der linken und der rechten Seite darstellt. Auf der einen Seite sind diejenigen, die in ihrem wohlmeinenden Eifer, alle Menschen so anzuerkennen wie sie sind, die Sünde gleich mit in den Rang des Würdesubjekts, das gefeiert werden soll, erheben. Auf der anderen Seite sind diejenigen, die in ihrem genauso wohlmeinenden Eifer nicht nur die Sünde selbst, sondern auch den schwachen Menschen, der sich in ihrem gierigen Griff befindet, verdammt. Doch oft genug können Menschen gar nichts für die Antriebe, mit denen sie aus Gewohnheit, aus psychologischen oder aus genetischen Gründen geschlagen sind, und vor denen sie immer wieder einknicken. In diesem Fall darf man niemals das Kind mit dem Bade ausschütten. Der Homosexuelle bleibt ein Sünder (wie wir alle), aber er bleibt auch ein Würdesubjekt, eine Person, die unsere unbedingte Anerkennung und unsere Liebe verdient. Die Kirche wendet sich mit gleicher Entschiedenheit gegen beide wohlmeinenden Irrtümer und propagiert die authentische Lehre Jesu Christi, durchzogen von größter Liebe gegenüber dem schlimmsten Sünder und daraus folgend einer tiefsitzenden Abneigung gegen die hässlichen Sündennarben, die das Antlitz Gottes in ihm verunzieren.

Homosexualität (3/5)

Der linke Abgrund

Nachdem nun einige populäre Irrtümer über die Haltung der Kirche zur Homosexualität beseitigt sind, wollen wir uns noch kurz der Frage zuwenden, was denn eigentlich die Haltung der Kirche ist.

Um die ausgefeilte Präzision der kirchlichen Position zu diesem Thema, die ganze Komplexität, verstehen zu können, muss man in den Blick nehmen, dass links und rechts neben der lehramtlichen Meinung der Kirche zwei gigantische, geradezu monströse Abgründe klaffen. Auf der einen Seite ist die Ansicht, der Mensch sei genauso zu akzeptieren wie er geschaffen worden sei, und daher dürfe man grundsätzlich niemanden für seine Anlagen und Triebe kritisieren. Denn schließlich sei der Mensch Gottes Schöpfung und Gott weiß was er tut, also ist ein homosexueller Mensch Gottes Wille. Daher, so sagen die Anhänger des Abgrunds auf der linken Seite, müsse man homosexuelle Menschen nicht nur mit offenen Armen empfangen, sondern sie geradezu ermutigen, ihre sexuelle Orientierung auch öffentlich auszuleben, sie positiv zu sehen, sie anzunehmen, nicht mehr gegen sie anzukämpfen und einiges mehr. Doch diese Position hat den riesigen Pferdefuß, dass sie die Glaubenswahrheit der Erbsünde übersieht. Worin besteht dieser Fehler?

Man stellt sich auf den Standpunkt, man müsse den Menschen so annehmen wie er ist. Das hört sich zunächst einmal tolerant und gut an. Und es ist ja auch nicht falsch. Es ist sogar fast richtig – aber eben nur fast. Man soll in der Tat alle Menschen so annehmen wie sie sind – bis auf die Sünde im Menschen. Die Sünde im Menschen trennt diesen im Extremfall von seinem höchsten Zweck (auf ewig das Angesicht Gottes zu schauen). Einen Menschen zu lieben heißt daher nicht nur ihn anzunehmen wie er ist, sondern auch darauf zu hoffen, dass er seine Sünden überwindet. Ja, wir sollen den Menschen annehmen wie er ist. Auch den Homosexuellen? Ja, auch ihn. Aber diese Annahme kann nicht übersehen, dass er einen heftigen Antrieb in sich hat, der ihn von Gott entfernt, der ihm damit objektiv betrachtet schadet. Seit der Erbsünde sind alle Menschen mit diversen moralischen Fehlern geschlagen. Bei Homosexuellen ist es eben eine Unordnung im Sexualbereich, andere bekommen diese Probleme in anderen Lebensbereichen. Doch wo auch immer die moralischen Fehler auftauchen – wahre Liebe gegenüber dem Menschen bedeutet, ihm diese Fehler nicht zu verschweigen und ihm auch nicht einzureden, die Fehler seien in Wahrheit gar keine Fehler.

Im Gegenteil! Wenn wir einen Menschen wirklich lieben, werden wir versuchen mit ihm an seinen Fehlern zu arbeiten. Niemand würde seinem Kind nach einer „5“ in Mathe sagen, Mathe sei doch nicht so wichtig und es solle doch einfach seine „5“ stolz annehmen, sie zelebrieren. Nein, das würden liebende Eltern nicht tun. Auch dann nicht, wenn das Kind aufgrund einer Matheschwäche niemals besonders gut wird werden können. Etwas besser als „5“ geht wahrscheinlich schon. Und dasselbe gilt auch für alle anderen menschlichen Schwächen, auch und gerade im Bereich der Moral. Homosexuelle sitzen damit wieder im selben Boot wie wir alle. Wahrscheinlich wird niemand von uns jemals völlig frei von der Sünde werden – aber wenn wir nicht mehr gegen sie ankämpfen, haben wir schon verloren. Auch Homosexuelle werden wahrscheinlich niemals ihren Trieb loswerden, doch das was zählt ist der Wille, der ernstliche Versuch, gottgefällig, heiliggemäß zu leben. Gottes Gnade wird den Rest dazutun, den ständig fehlenden Rest, den wir niemals aus eigener Kraft herbeischaffen können.

Doch wenn wir, wie die Anhänger des Abgrundes auf der linken Seite, die Sünde zelebrieren, feiern, mit dem gottgefälligen Verhalten „gleichstellen“ wollen, dann ist das ein immenser Fehler. Und es ist auch kein Ausdruck von Liebe, sondern höchstens von gleichgültiger Apathie gegenüber dem Betroffenen.

Homosexualität (2/5)

Wozu Sünden führen

Das Ergebnis aller Sünden ist allerdings die Entfremdung von Gott, da jede Sünde eine (zumindest implizite) Entscheidung gegen Gottes Willen und zugunsten des eigenen Willens darstellt. Jede Sünde ist in dieser Hinsicht eine Art Vergegenwärtigung des Sündenfalls, bei dem Adam und Eva sich gegen Gott entschieden, indem sie ihm nicht den liebenden Gehorsam entgegenbrachten, den sie Gott schuldeten, sondern lieber – seinem Willen trotzend – von dem Baum aßen, von dem er ihnen zu Essen verboten hatte. Jede Sünde ist eine Abwendung des Sünders von Gott. Lässliche Sünden sind kleinere Abwendungen von Gott, die das Band zwischen Mensch und Gott nicht zerschneiden, sondern nur schwächen. Todsünden sind so schwerwiegende Abwendungen, dass durch ihr Begehen der Sünder das ihn mit Gottes Gnade verbindende Band zerschneidet. Gott ist jedoch bei allen Sünden – auch bei schwersten Todsünden – bereit, den Sünder sofort wieder in seine liebevolle Umarmung aufzunehmen, wenn dieser durch echte Reue (und anschließenden Gebrauch des für diese Zwecke eingesetzten Sakraments) seinen diesbezüglichen Willen deutlich macht.

Verwerflichkeit gelebter Homosexualität

Gelebte Homosexualität, die die Kirche als Sünde ansieht, ist also ebenso wie alle anderen Sünden eine Abwendung von Gott. Warum ist sie das? Gott hat den Menschen als Mann und Frau geschaffen und ihnen aufgetragen fruchtbar zu sein und sich zu mehren. Zu diesem Zweck gab er dem Mann und der Frau einander ergänzende Sexualorgane, deren vornehmlicher Zweck in der Erfüllung eben dieses Auftrages zu finden ist. Homosexuelle Akte sind ihrer Natur nach aber grundsätzlich unfruchtbar, steril, nicht fähig neues Leben zu schenken. In dieser Hinsicht bewegt sich gelebte Homosexualität in derselben Kategorie wie künstliche Verhütung und ist aus demselben Grund moralisch falsch: Sowohl gelebte Homosexualität als auch künstliche Verhütung machen dem natürlichen Zweck der Sexualität sozusagen einen großen Strich durch die Rechnung. Doch sich dem Willen Gottes zu widersetzen ist eine Abwendung von Gott, da dieser, allmächtig, allwissend und gütig, das, was wirklich und wahrhaftig gut für uns ist, besser kennt als wir selbst (unser Verstand ist oft vernebelt von kurzlebigen Trieben, Ambitionen und Ablenkungen aller Art). Eine Abwendung von Gott ist aber nichts anderes als Sünde. Sünde trennt den Menschen von Gott. Homosexualität ist, sofern man sie auslebt, sündig, also trennt sie ebenso wie jede andere Sünde auch, den Menschen von Gott. Wir sitzen alle im selben Boot. Wir sind alle Sünder, wir alle haben Gottes Gnade schon oft durch unser Handeln auf die Probe gestellt. Homosexuelle nehmen hier wiederum keinerlei Sonderstellung ein. Sie verdienen wie jede Gruppe von Menschen, die mit einem schwer zu beherrschenden Drang zu sündhaften Handlungen ausgestattet ist, unser Mitgefühl, unsere Hilfe bei ihrem Kampf gegen ihre eigenen Schwächen.

Falsche Fährten: Krankheit

Ein letztes populäres Missverständnis ist noch, dass die Kirche Homosexualität als Krankheit sehe. Doch auch dies ist nicht der Fall. Ob die Anlage zur Homosexualität genetisch oder anerzogen ist, behandelt werden kann oder so tief im Menschen sitzt, dass eine Behandlung unmöglich ist, all diese Fragen haben absolut nichts mit der Lehre der Kirche zu tun. Die Kirche maßt sich keine besondere psychologische oder medizinische Kompetenz an. Das ist nicht ihre Aufgabe. Früher gingen die meisten Fachleute davon aus, Homosexualität sei eine Krankheit und dachten sich eine Vielzahl von Therapien aus. Heute sehen viele Fachleute dies als den falschen Weg (allerdings bei weitem nicht alle). Doch wie auch immer diese Fachdebatte ausgehen mag, und was auch immer in dieser Frage die Wahrheit sein mag, an der Lehre der Kirche ändert sich dadurch nichts. Das Ausleben homosexueller Triebe ist moralisch falsch. Dies ist eine moralische Wertung, keine psychologische, medizinische oder therapeutische. Und alle Menschen sind dafür verantwortlich wie sie handeln (es sei denn sie unterliegen direktem körperlichem Zwang, was im Falle eines Sexualtriebs nicht der Fall ist, da wir nicht gezwungen sind, dem Sexualtrieb nachzugeben, wenn wir das nicht wollen). Also ist auch der homosexuelle Mensch für sein Handeln verantwortlich, egal wie die Wissenschaft sich die Tatsache erklärt, dass es Menschen mit solchen Anlagen gibt.

Auch hier ist wieder festzustellen, dass die Position der Kirche meist falsch dargestellt worden ist (auch und gerade von Vertretern der Kirche in der Hitze öffentlicher Debatten gerade in einer Zeit, in der man nicht die Möglichkeit bekommt, ausgefeilte, nuancierte Beiträge von einiger Länge zu schreiben, sondern einfach plötzlich irgendeine Frage vorgehalten bekommt, für deren Antwort man maximal eine Minute Zeit hat).

Homosexualität (1/5)

Eine Vorbemerkung

Kurz nach meinem Kirchenbeitritt führte ich ein Gespräch mit einem anderen Gemeindemitglied, in dem es unter anderem auch um die Frage der Homosexualität ging. Ich bekannte mich zur kirchlichen Position der Sündhaftigkeit gelebter Homosexualität und erntete heftigen Widerspruch, das sei ja diskriminierend und überholt. Die anschließende Diskussion führte zu nichts und das Gespräch endete sehr bald zwar höflich, aber ohne besondere Freundschaftlichkeit.

Das Gespräch motivierte mich dazu, einen Text zu schreiben, der die kirchliche Lehre zur Homosexualität kurz erläuterte, gegen einige populäre Missverständnisse bzw. Vorurteile zu verteidigen suchte, und sich dabei auf einem möglichst allgemeinverständlichen Niveau bewegte. Zudem unternahm ich den Versuch, jegliche Polemik zu vermeiden.

Anlässlich der seltsamen Äußerungen von Kardinal Woelki zu diesem Thema habe ich mich entschlossen, diesen alten Artikel wieder hervorzukramen, ihn zu überarbeiten (wodurch er an Länge zugenommen hat) und hier zu veröffentlichen. Er ist insofern ungewöhnlich für diesen Blog, als ihm – zumindest in der Absicht des Autors – jegliche Polemik oder undiplomatische Ausdrucksweise fehlt. Es ist schlicht der Versuch, das Fingerspitzengefühl aufzuweisen, um das Kardinal Woelki bei seinen Worten wohl bemüht gewesen sein dürfte, allerdings ohne dabei zu seltsamen Äußerungen zu kommen, die einen Bruch mit der kirchlichen Lehre suggerieren.

Einleitung

Kaum eine heutige Diskussion über den katholischen Glauben kommt ohne Debatte über Homosexualität aus. Denn selbst wenn der durchschnittliche Deutsche nichts über den Glauben weiß, so ist ihm doch bekannt, dass die Kirche „gegen Homosexuelle“ ist. Dies ist dem Deutschen in den Medien über Jahre hinweg bei jeder Gelegenheit eingehämmert worden, so dass man an dieser festen Überzeugung wahrlich nicht vorbeikommt. Dabei ist sie voll und ganz falsch, auch wenn dies vermutlich absolut unglaubwürdig klingt. Die Kirche ist nicht gegen Homosexuelle, sondern gegen gelebte Homosexualität. Und die Gründe dafür mögen dem Durchschnittsbürger zwar schleierhaft sein, doch es gibt sie. Ich möchte in den folgenden Zeilen zwei Ziele erreichen: Dem Leser erstens ein Grundverständnis vermitteln, was die Kirche zu diesem Thema glaubt (und es kann sich nur um ein Grundverständnis handeln, da das Thema mit fast allen anderen sittlichen Fragen zusammenhängt und eine gründliche Behandlung den Rahmen sprengte), und zweitens warum sie das tut.

Um dies effektiv zu ermöglichen ist allerdings ein kurzer Einschub zu der Frage notwendig, was die Kirche alles NICHT glaubt. Denn da gibt es einige falsche Fährten.

Falsche Fährten: Alle Homosexuellen kommen in die Hölle

Oft hört man, die Kirche lehre, alle Homosexuellen kämen in die Hölle. Dies ist jedoch nicht der Fall. Nach katholischer Lehre ist die Tendenz zur Homosexualität weder verwerflich noch sündig. Aufgrund der natürlichen Ordnung der menschlichen Sexualität auf die Fortpflanzung hin (biologischer Zweck des Sexualakts) widerspricht die homosexuelle Ausrichtung allerdings der natürlichen Ordnung. Sie kann also als fehlgeordnet bezeichnet werden (was keine religiöse, sondern eine rein weltliche Einsicht ist). Allerdings können Menschen in der Regel nichts für ihre Anlagen, egal ob sie angeboren, oder im frühen Kindesalter ansozialisiert wurden. Deswegen ist kein Mensch schuldig oder sündhaft, bloß weil er die Anlage zur Homosexualität hat. Um es zu wiederholen: Die Kirche glaubt nicht, dass Menschen mit homosexueller Triebstruktur per se sündig sind.

Und wenn sie schon das nicht glaubt, dann gilt das umso mehr für die Frage, ob Homosexuelle in die Hölle kommen. Eine homosexuelle Triebstruktur ist keine Sünde, weder eine lässliche noch eine Todsünde. Und selbst wenn, dann gäbe es immer noch das Sakrament der Buße, mit dem sich selbst schwerste Todsünden (bei Vorliegen von Reue) tilgen lassen. Die Kirche lehrt zudem, dass niemand die ewige Verdammnis erfährt, ohne dass er (im Nachhinein) das Urteil als gerecht ansieht.

Falsche Fährten: Verfolgung von Homosexuellen

Ein weiterer häufiger Irrtum ist, dass die Kirche für die Verfolgung oder Ausgrenzung von Menschen mit homosexuellen Tendenzen sei. Niemals hat die Kirche gelehrt, dass jemand nur wegen seiner Triebstruktur zu verfolgen sei. Heute legt sie (vollkommen zurecht) großen Wert darauf, dass es weder sündhaft noch strafbar sein sollte, eine bestimmte Triebstruktur zu haben, auch wenn diese (wie im Fall der Homosexualität) aus Gründen der natürlichen Struktur menschlicher Fortpflanzung objektiv fehlgeordnet ist.

Die Verfolgung von Menschen aufgrund irgendwelcher nicht-selbstverschuldeter Eigenschaften ist grundsätzlich sündhaft und kann niemals gerechtfertigt werden. Und eine Ausgrenzung oder Diskriminierung ist zwar nicht grundsätzlich abzulehnen, aber sie bedarf eines sehr guten Sachgrundes.

Falsche Fährten: Genetik und Sozialisation

Ein dritter Irrtum ist, dass die Lehre der Kirche voraussetzt, dass Homosexualität nicht angeboren ist. Es wird behauptet, wenn Homosexualität genetisch veranlagt sei, dann müsse es in Ordnung sein sie auszuleben. Doch ist die Frage der Ursache von Homosexualität, so wichtig sie für den konkreten Umgang mit der Anlage für die Betroffenen und ihr Umfeld sein mag, für die Frage nach der rein moralischen Bewertung irrelevant. Denn die Ausübung fehlgeordneter Antriebe ist grundsätzlich moralisch verwerflich, unabhängig davon, woher sie auch stammen mögen. Ob angeboren oder nicht, das Ausleben eines fehlgeordneten Triebes ist moralisch nicht zulässig.

Falsche Fährten: Sonderstellung der Homosexualität

Ein vierter Irrtum in der öffentlichen Meinung über die Lehre der Kirche ist, dass die Kirche Homosexuelle „ausgucke“ oder dergleichen. Doch auch dies ist absolut nicht der Fall. Gelebte Homosexualität ist nach der Lehre der Kirche moralisch falsch, und kann, da es sich um eine wichtige Sache handelt (menschliche Fortpflanzung und Sexualität sind für den Fortbestand der Spezies entscheidend, und daher enorm wichtig), das Niveau der Todsünde erreichen, wenn sie wissentlich und willentlich ausgelebt wird. Doch exakt dasselbe gilt auch für alle anderen sündhaften Tätigkeiten in wichtigen Sachen. Homosexuelle sitzen in demselben Boot wie wir alle. Wir alle haben einige Triebe und Wünsche, die nicht vereinbar mit der von Gott gegebenen moralischen Lehre sind, und wir alle machen uns einer Sünde schuldig, wenn wir diese Triebe und Wünsche ausleben. Die Sünde gelebter Homosexualität ist dabei in keiner Weise besonders herauszuheben. (Man muss immer die Sünden betonen, für die das Bewusstsein in der Gesellschaft gerade fehlt, damit dieses Bewusstsein erwacht, und so eine Umkehr der Menschen möglich wird. Heute, in Zeiten der „Normalisierung“ aller möglichen fehlgeordneten Triebstrukturen, ist dies eben die Homosexualität. Dies ist aber kein besonderes Merkmal der Homosexualität, sondern ein besonderes Merkmal unserer Zeit.) Sie ist in dem hier verfolgten Zusammenhang eine Sünde wie jede andere auch.