Die Hardcore-Katholiken mit dem Hakenkreuz

Aktualisiert

Radikale in SedrunDie Hardcore-Katholiken mit dem Hakenkreuz

Sie bezeichnen Bischöfe, die für die «Pille danach» sind, als Nazis. Der ultrakatholische Web-Sender gloria.tv, bei dem ein Schweizer Priester mitmacht, zwingt Bischof Huonder zum Handeln.

A. Bättig
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A. Bättig

Während im Vatikan alle gespannt darauf warten, wer zum neuen Papst gewählt wird, machen Katholiken andernorts ganz anders auf sich aufmerksam: Der erzkatholische Internet-Sender gloria.tv veröffentlichte Mitte Februar auf seiner Seite Bilder mehrerer deutscher Diözesanbischöfe, die mit Hakenkreuzen versehen wurden. Kurz davor hatten sich die Bischöfe dafür ausgesprochen, dass die Pille danach nach einer Vergewaltigung eingesetzt werden kann.

Churer Priester ist Mitarbeiter

Gemäss Recherchen der «Südostschweiz am Sonntag» führt die Spur der Betreiber von gloria.tv in die Schweiz. So arbeitet unter anderem der Churer Pfarradministrator Reto Nay aus Sedrun bei gloria.tv mit. Nay ist ein strammer, erzkonservativer Katholik, der auch nicht davon zurückschreckt, handgreiflich gegenüber Journalisten zu werden. So berichtete das deutsche Nachrichtenmagazin Spiegel TV gestern Abend über das Gebaren Nays und stattete ihm in Sedrun einen Besuch ab. Nay fackelte nicht lange und ging auf das deutsche TV-Team los. Mitarbeiter von gloria.tv behaupten jedoch, die Spiegel-Journalisten hätten sie ebenfalls angegriffen (siehe Videos unten).

Wer genau hinter gloria.tv steckt, ist gemäss «Südostschweiz am Sonntag» nicht ganz klar. So soll sich der Hauptsitz des Portals in Moldawien befinden. In der Schweiz ist gloria.tv im Handelsregister eingetragen. Ursprünglich war der Sender in Lugano domiziliert, seit dem April vergangenen Jahres ist Sedrun der offizielle Geschäftssitz. Inhaberin ist die rumänische Staatsangehörige Doina Buzut, die auch als offizielles Gesicht der gloria.tv-Nachrichtensendungen gilt.

Bistum fordert Distanzierung

Auch dem Bistum Chur ist das Treiben von gloria.tv aufgefallen. Gestern nahm das Bistum in einer Medienmitteilung Stellung: «Da es sich bei einem der Teilzeitmitarbeiter von gloria.tv um einen Priester des Bistums Chur handelt, forderte Bischof Vitus Huonder diesen am 20. Februar 2013 auf, das entsprechende Video zu löschen und sich schriftlich davon zu distanzieren.» In der Folge habe Nay dem Bischof aber versichert, keine Verantwortung für die englischsprachigen Seiten des Portals zu tragen und das beanstandete Hakenkreuz-Video auch nicht löschen zu können. «Aufgrund dieser Sachlage sieht sich der Bischof von Chur nicht berechtigt, weitere Schritte einzuleiten», heisst es in der Mitteilung weiter.

Dennoch möchte der Bischof von Chur mit aller Deutlichkeit festhalten, dass diffamierendes oder verhetzendes Gedankengut von Mitarbeitenden seiner Diözese in keiner Weise unterstützt oder verbreitet werden darf. «Im Übrigen stellt gloria.tv eine Privatinitiative dar und arbeitet ohne kirchlichen Auftrag.»

Nay fällt nicht zum ersten Mal durch seine Glaubenshaltung auf, die selbst für viele Erzkonservative zu weit geht. Einst verfasste er einen Artikel für das ebenfalls erzkonservative Nachrichtenportal kreuz.net. Das Portal wurde in Deutschland für verfassungswidrig erklärt.

Update, Montag, 18 Uhr:

Wie Giuseppe Gracia, Beauftragter für Medien und Kommunikation des Bistums Chur, gegenüber 20 Minuten Online mitteilt, hat Bischof Vitus Huonder den Hauptsitz von gloria.tv in Moldawien nun aufgefordert, sämtliche mit seiner Person im Zusammenhang stehende Audio- und Video-Beiträge sofort zu löschen und vom Server zu nehmen. Dies gelte insbesondere für alle Beiträge, die Verantwortliche von gloria.tv produziert haben. Der Grund sei, dass gloria.tv einige seiner bischöflichen Mitbrüder in schwerwiegender Weise verunglimpft, so Gracia.

Der Spiegel-Beitrag über gloria.tv.

gloria.tv drehte den Spiess um und berichtete über Spiegel TV.

(Quelle: gloria.tv)

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