Aschen-Friedhof Anonym am Gachen Blick

Sich anonym begraben lassen an einem besonderem Ort. Im Unglauben ist die menschliche Eitelkeit besonders erfinderisch. Wer an kein Leben nach dem Tod und an keine Verantwortung vor Gott und der Geschichte glaubt, dem ist die Romantik des Friedwaldes eine willkommene Alternative. Tatsächlich ist´s ein Rückfall in eine naturalistisch angemalte Kulturlosigkeit.
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  • Sich anonym begraben lassen an einem besonderem Ort. Im Unglauben ist die menschliche Eitelkeit besonders erfinderisch. Wer an kein Leben nach dem Tod und an keine Verantwortung vor Gott und der Geschichte glaubt, dem ist die Romantik des Friedwaldes eine willkommene Alternative. Tatsächlich ist´s ein Rückfall in eine naturalistisch angemalte Kulturlosigkeit.
  • hochgeladen von Martin Frank Riederer OPraem

Gedanken zur "Alternativ-Idee" des Fließer Bürgermeisters gegen kirchliche Begräbnisse ---

Mitten in die katholischen Gedenktage für die Verstorbenen präsentierte der Fließer Bürgermeister und Bundesrat Ing. Hans-Peter Bock seine Idee der Öffentlichkeit. Ausdrücklich sind ihm diejenigen besonders angelegen, „die mit der katholischen Kirche nichts am Hut haben“. Und da die Gemeinde Fließ sich bereits unter dem schwarzen Vorgänger die katholischen Friedhöfe über Nacht unter den Nagel gerissen hat und sie seither bewirtschaftet, weiß der jetzige rote Bürgermeister, dass das Geschäft mit den Erdbestattungen rückläufig ist. Also: Schnell aus der Tendenz einen Trend machen, antikirchlich anmalen, aufspringen und heraus mit der Idee: Der Bürgermeister träumt von einem anonymisierten Aschen-Waldfriedhof am Gachen Blick, im Herzen des Naturparks Kaunergrat. „Das Konzept dahinter ist einfach: Der Verstorbene bekommt in einem Waldstück einen Platz zugewiesen. Dort wird er nach der Einäscherung in einer selbstauflösenden Urne bestattet. Übliche Symbole eines Friedhofs wie einen Grabstein, Kreuze, Kerzen oder auch nur einen kleinen Hinweis auf den Platz würde es jedoch nicht geben…“ soweit die Information in der TT vom Allerseelentag.
Menschliche Kulturgeschichte beginnt mit Grabfunden und dem Nachweis von Glaube und der Wertschätzung des einzelnen Menschenlebens anhand der Grabbeigaben. Die romantisierte, postmoderne Aufgeh-Idee am Fuße eines Baumes stellt dem gegenüber eher einen kulturellen Rückfall und eine Entwertung des Menschenlebens dar. Eine so auf die Spitze getriebene Anonymisierung ist der Gottlosigkeit und dem Verlust der Menschenwürde in diesen Tagen geschuldet. Die Geschichtslosigkeit des Lebens, die abrupte Vernichtung der Lebensgeschichte, von Person und Namen, zu Füßen der Bäume im Naturschutzgebiet mag trendy sein. Was die Menschlichkeit und den Umgang mit dem Tod und mit unseren Toten angeht, scheint die Sache eher fragwürdig…Aber dazu sollte man eigene Überlegungen anstellen.

Die tatsächliche Situation in Fließ

Tatsächlich gehört Fließ zu den Dörfern mit einer hohen Begräbniskultur, die sich besonders in den örtlichen Ritualen und der Begleitung der Verstorbenen durch die Dorfbevölkerung ausdrückt.
Die durchgehende Verehrung des Pfarrer Maaß an seinem Grab in der Pfarrkirche ist eine Hochform des Totengedenkens,
Mit dem traditionellen Friedhof rund um die Pfarrkirche sind die Toten seit Jahrhunderten ein Teil des dörflichen Tagesgeschehens. Was die Kosten für ein katholisches Begräbnis in der Diözese Innsbruck betrifft: Also für Pfarrer, Ministranten, Messe, Rosenkränze, Läuten, Mesnerdienste, Heizung, Strom, Predigt, Zeitaufwand, Verwaltungsarbeit - betragen die Kosten exakt Null Euro. Die Kirche hat mit einem Begräbnis also keinerlei Einnahmen. Seit Jahren wird das Begräbnis als Werk der Barmherzigkeit und Menschlichkeit gratis gehalten – wie sich das gehört.

Hier irrt der Fließer Bürgermeister - absichtlich?

Mit Sterbebegleitung, mit einem Requiem und einer Beerdigung, mit dem Tod eines Menschen bringt die Kirche niemand in den Griff. Wie sollte sie?
Offenbar hatte der Fließer Bürgermeister das Bedürfnis, seinen Bewohnern ein Bote der Freiheit und erweiterter Friedhofskultur zu sein. Die postmoderne Anwandlung, in der der Tod an den Ortsrand verfrachtet und in ein Auslöschen der Existenz in romantischer Umgebung überführt wird, sei dem Herrn Bürgermeister unbenommen. In dieser Vorstellung von Tod und Begräbnis gibt es dann keine Erinnerung und keine Verantwortung mehr nach dem Tod...
Dass dafür der Naturpark Kaunergrat herhalten soll, zumal der in den letzten Jahren sowieso überdimensional erschlossen und vermarktet wurde, ist ja sehr geschäftstüchtig und scheint der entchristlichten Seele anscheinend zuträglich. – Ob´s richtig oder gescheit ist, darf bezweifelt werden. Darüber müssen letztlich Bürger und Gemeinderat von Fließ befinden... Wohlgemerkt: Der Gemeinde, aus der ein Pfarrer Maaß nicht wegzudenken ist.
Dass der Bürgermeister eines so geschichtsträchtigen Dorfes sich zum Sprecher derer macht, die mit der katholischen Kirche nichts am Hut haben, sei seinem demokratischen „Bewusstsein“ zugerechnet und ist noch zu verstehen. Dass er seinen Gefühlen dabei den Abstieg in die Niederungen stammtischdreister Dummheit und Ignoranz erlaubt, ist erschütternd und sträflich. Das - als Zitat vorgebrachte - Argument: „Er habe immer das Gefühl gehabt, dass manche die Bestattung im kirchlichen Umfeld als Erpressung empfinden. Nach dem Motto: „Nach dem Tod haben wir dich wieder im Griff.“ Man wolle dazu eine Alternative anbieten“, ist eine ungeheure Entgleisung. Jedenfalls für Fließ gesprochen. Hat der Herr Bundesrat das nötig, eine so polemische Breitseite auf die Kirche abzulassen? Grabplätze und Urnennischen vergibt und vermietet allein die politische Gemeinde. Die Kirche hat – seitdem sich die Gemeinde das kirchliche Eigentum verfügbar gemacht hatte – nie Einfluss genommen – im Gegenteil. Der Fließer Friedhof ist also offen für alle und keineswegs konfessionsgebunden. So eine kirchenfeindliche Meldung, die jeglicher Grundlage entbehrt, als Argumentationshilfe aus dem Bürgermeister-Mund - über die Zeitung veröffentlicht - ist unlauter und der Ortskirche gegenüber dreist und vernichtend. Als Pfarrer bin ich gerade in den Fließer Jahren immer mit größter Achtsamkeit und großem persönlichen Engagement mit Tod und Begräbnis umgegangen. Das Nachsinnen des Herrn Bürgermeisters, besonders aber seine leichtfertige antikirchliche Stimmungsmache erschließen sich mir nicht. Diesen Angriff nehme ich jedenfalls auch heute persönlich und der sozialistische Tritt nach der Kirche erinnert an üble Zeiten, ist also auch trendy aber äußerst unnötig.
Am Schluss noch ein Wort des so verehrten Pfarrer Maaß: "Wenn die Eitelkeit auf den Friedhof kommt, weicht das Christentum aus dem Haus." Was könnte ein Akt größerer Eitelkeit sein als in schönster Lage, mitten im Naturpark, wider alle Naturschutz-Überlegungen und gegen die Tradition und den Brauch des Dorfes, die eigene Asche vergraben zu lassen...

Sich anonym begraben lassen an einem besonderem Ort. Im Unglauben ist die menschliche Eitelkeit besonders erfinderisch. Wer an kein Leben nach dem Tod und an keine Verantwortung vor Gott und der Geschichte glaubt, dem ist die Romantik des Friedwaldes eine willkommene Alternative. Tatsächlich ist´s ein Rückfall in eine naturalistisch angemalte Kulturlosigkeit.
Für alle, "die mit der Kirche nichts am Hut haben" wartete der Fließer Bürgermeister zum Allerheiligentag mit neuen Begräbnis-Ideen auf.
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