1. Nachrichten
  2. Gesundheit
  3. Ratgeber
  4. Zukunftsmedizin
  5. News
  6. Gefälschte Studie: Der lange Schatten der Manipulation

Gefälschte Studie: Der lange Schatten der Manipulation
  • E-Mail
  • Teilen
  • Mehr
  • Twitter
  • Drucken
  • Fehler melden
    Sie haben einen Fehler gefunden?
    Bitte markieren Sie die entsprechenden Wörter im Text. Mit nur zwei Klicks melden Sie den Fehler der Redaktion.
    In der Pflanze steckt keine Gentechnik
    Aber keine Sorge: Gentechnish verändert sind die
VACCINATION
Colourbox.de Die Grenzen zwischen Korrektur und Verfälschung sind in der Forschung fließend
  • FOCUS-online-Autorin

Das Fachmagazin „The Lancet“ hat nach zwölf Jahren eine Studie zurückgezogen, die Autismus als Impffolge darstellte. Das lange Zögern zieht die Qualitätssicherung in der Forschung in Zweifel.

Unethische Forschungsmethoden, gefühlloser Umgang mit den Kindern, die an der Studie teilgenommen hatten, und unüberlegte Studienbeschreibung nennt „The Lancet“ als Gründe, eine Studie zurückzuziehen, die das Magazin 1998 veröffentlicht hatte.

Die Untersuchung unter der Leitung des britischen Chirurgen Andrew Wakefield beleuchtete den Zusammenhang zwischen der Dreifachimpfung gegen Masern, Mumps, Röteln (MMR) und dem Risiko, Autismus zu bekommen. An der Studie nahmen zwölf autistische Kinder teil. Sie hatten bestimmte Darm-Symptome, die der Studienleiter in Verbindung zu Entwicklungsstörungen der Kinder setzte. Diese Entwicklungsstörungen stehen im Zusammenhang mit Autismus. Wakefield fand zwar keinen genauen Beweise, dass die MMR-Impfung die Darmstörung und damit den Autismus verantwortet, doch riet er Eltern für ihre Kinder statt der Tripel-Impfung zu Einzeldosen. Viele Eltern in Großbritannien folgten dieser Aufforderung.

Obwohl schon kurz darauf Kritiker, unter anderem der britische National Health Service, epidemiologische Daten ins Feld führten, die das Gegenteil bewiesen, hielt der Trend lange an. Weitere Studien zeigten, dass die MMR-Impfung keinen Einfluss auf das Autismus-Risiko hat. 2004 kam ans Licht, dass Anwälte Andrew Wakefield bestochen hatten, damit die Eltern der autistischen Kinder deren Krankheit als Impfschaden darstellen konnten. Auf diese Weise wollten sie die Impfstoffhersteller verklagen. Zehn der 13 Co-Autoren von Wakefield distanzierten sich daraufhin von der Studie.

Zweifelhaftes Siegel „Peer-Review“


Doch erst jetzt, zwölf Jahre nach Veröffentlichung, zog „The Lancet“ die Studie zurück. „Derartige Rücknahmen sind immer zögerlich“, sagt Stefan Hornbostel vom Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung, Bonn. Erst wenn der Druck aus der Wissenschaftsgemeinschaft zu stark wird, würden Fachblätter nachgeben. Immerhin wirft die Maßnahme einen Schatten auf die Qualität des renommierten Wissenschaftsjournals.

Eigentlich soll das sogenannte Peer-Review-Verfahren im Vorfeld verhindern, dass unkorrekte und gefälschte Studien überhaupt veröffentlicht werden. Für dieses Verfahren prüfen unabhängige Experten (die Peers) eine Studie auf ihre Qualität und geben sie dann erst frei. Diese Qualitätssicherung scheint jedoch wie das aktuelle Beispiel zeigt, nicht ausreichend zu funktionieren. Auch die Wakefield-Studie trug das Gütesiegel „Peer-Reviewed“.
Sie waren einige Zeit inaktiv, Ihr zuletzt gelesener Artikel wurde hier für Sie gemerkt.
Zurück zum Artikel Zur Startseite
Lesen Sie auch