«Militanter Teil der Rechts-Katholiken wächst»

Aktualisiert

Hardcore-Katholiken«Militanter Teil der Rechts-Katholiken wächst»

Hinter dem erzkatholischen Internet-Sender gloria.tv steckt laut Sektenexperte Georg Schmid die Szene am rechten Rand der Kirche. Diese lege auch in der Schweiz zu.

Deborah Sutter
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Deborah Sutter

Wer sind die Menschen hinter dem ultrakatholischen gloria.tv, wo Bilder von deutschen Bischöfen mit Hakenkreuzen versehen wurden ?

Georg Schmid*:Das sind verunsicherte Fundamentalisten vom rechten Rand der Katholischen Kirche, die Mühe haben mit dem Wertewandel der Gesellschaft. Sie wollen um jeden Preis bestehende Werte der Kirche bewahren, da ihr Kirchen-Fels sonst zusammenzubrechen droht.

Worin aber sind die rabiaten Reaktionen auf das Ja zur «Pille danach» der Deutschen Bischofskonferenz begründet?

Die wachsende Szene militanter konservativer Katholiken vertritt eine Art Dammbruch-Argument: Wenn sich Bischöfe aus den eigenen Reihen in gewissen Punkten der Gesamtgesellschaft angleichen, also etwa die «Pille danach» in einigen Fällen erlauben, dann gehen alle katholischen Werte nach und nach verloren. Der Katholizismus muss vor jeder Änderung geschützt werden, sonst fällt alles zusammen - und es gäbe bald eine multireligiöse Päpstin mit Ehefrau. Darum auch die völlig überzogene Reaktion mit den Hakenkreuzen auf den Bildern der deutschen Bischofe oder die Handgreiflichkeiten beim Besuch der Spiegel-TV-Journalisten.

Was bedeutet dies Bewegung für die Schweiz?

Es gibt sicher etwa 100'000 Sympathisanten für das Gedankengut, das auf gloria.tv verbreitet wird. Und wie gesagt, der militante Teil wächst. Das ist das Bedenklichste an der Angelegenheit. Über das Internet können sie sich besser organisieren und leichter Spenden generieren. Es sind aber vor allem Menschen, die sowieso schon ultrakonservativ sind, die sich einem militanten Fundamentalismus anschliessen.

Welche Konsequenzen ergeben sich nun für die Landeskirche?

Einer der Mitbegründer der Seite, Reto Nay, ist Priester in Sedrun und fällt damit in die Zuständigkeit des Bistums Chur. Bischof Vitus Huonder distanzierte sich von den Hakenkreuzen, da er diffamierendes Gedankengut ablehnt. Es schadet auch dem Ruf der Gesamtkirche. Darum vermute ich, dass das Verhalten von Nay Huonder zu weiteren Schritten veranlassen wird.

*Georg Schmid ist Sektenexperte und Mitarbeiter bei der Evangelischen Informationsstelle Relinfo.

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