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15 rechte Protestler kamen Samstag aus der Deckung

Zur „Gegendemonstration zum Aufmarsch von Pro Remscheid“  (Foto oben) hatte für den vergangenen Samstag der gemeinnützige Verein Remscheid Tolerant e.V. aufgerufen. Denn was die rechte Gruppierung Pro Remscheid, die im Rat der Stadt durch zwei Mitglieder vertreten ist, im Vorfeld auf ihrer Homepage publiziert hatte, ließ einen großen Protestaufmarsch erwarten gegen die Einrichtung einer Flüchtlingsunterkunft im einstigen Dorint-Hotel am Jägerwald. Zitat: „Wir rechnen mit einer der wichtigsten Demonstrationen, die Lennep seit Jahrzehnten gesehen hat. Es wird ein deutliches Zeichen dafür sein, dass Remscheid wie auch ganz Deutschland eine grundlegende Wende in der Asylpolitik benötigen“, so der Vorsitzende von Pro Remscheid. Und dafür hatte man sich den Slogan „Keinen Forint fürs Dorint“ einfallen lassen. (Der Forint ist die Währung Ungarns. Warum von dort finanzielle Unterstützung von schutzsuchenden Asylbewerbern kommen sollte, hat sich mir bis heute nicht erschlossen, aber sei‘s drum.)

Anne Marie Faßbender, die Vorsitzende von Remscheid Tolerant, machte in ihrem Aufruf zur Gegendemonstration deutlich, „dass unsere Stadt eine lebendige und offene Gemeinschaft ist, die sich für die Rechte und Würde aller Menschen einsetzt. Wir werden zeigen, dass Remscheid eine Stadt der Toleranz und des Zusammenhalts ist. Wir alle tragen die Verantwortung, für eine Gesellschaft aufzustehen, die auf Respekt und Solidarität beruht.“ Am 16. März komme es darauf an, „gegen den aufkommenden Hass und die Intoleranz in unserer Stadt aufzustehen“ und gemeinsam „für Solidarität, Menschlichkeit, Vielfalt und das Recht auf Flucht und Asyl einzustehen“.

Der Protestzug von Pro Remscheid sollte sich um 13 Uhr an der Ring-/Rader Straße formieren. Begleitet wurde er von Polizisten auf Motorrädern, kleinen Mannschaftswagen und Bereitschaftspolizisten zu Fuß. So kam es, dass die Zahl der rechten Protestler gar nicht genau abzuschätzen war, als sie von der Lenneper Straße in das Gewerbegebiet abbogen. Waren es dreißig oder mehr? Als die Gruppe vor den Absperrgittern der Polizei in der Nähe der künftigen Flüchtlingsunterkunft Halt gemacht hatte und die Polizisten sich zurück zogen, wurde klar: Pro Remscheid hatte gerade mal ein kleines Häuflein von etwa 15 Protestlern zusammengebracht. „Einer der wichtigsten Demonstrationen, die Lennep seit Jahrzehnten gesehen hat…“?! Lächerlich.

Da hatte Remscheid Tolerant mit 250 Gegendemonstranten schon mehr zu bieten. Sie empfingen die rechte Gruppe mit Pfiffen und Schmährufen. Das machte unmissverständlich klar: „In Remscheid gibt es keinen Platz für rechte Demokratiefeinde!“ Und seien es auch nur 15, die sich aus der Deckung trauen! Insofern war die Gegendemonstration gut und richtig, wie als einer ihrer Teilnehmer auch Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz befand. Wehret den Anfängen! Ansonsten aber wäre es eine publizistische Überbewertung gewesen, auf diese drei Stunden am Jägerwald mit einem größeren Video oder eine Foto-Collage einzugehen. Eine Randepisode der Remscheider Geschichte hat es nicht verdient, journalistisch aufgeblasen zu werden. Also belässt es der Waterbölles bei einem Video in der Länge von 19 Sekunden. Es ist das kürzeste der insgesamt 874 Videos, die der Waterbölles seit dem 30.12.2012 auf YouTube veröffentlicht hat. Ein Rekord. Auf den Pro Remscheid nicht stolz sein kann.

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Kommentare

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Rainer Hildebrand am :

Gab es denn von der Gegendemo nicht mehr zu berichten als die 19 Sekunden? Ich finde es etwas dürftig, dass noch nicht einmal die Redebeiträge der vier Aktivisten veröffentlicht wurden - wenn auch nur auszugsweise. Das halte ich für journalistisch leider nicht ausreichend. Auf den Bildern des Videos kann man außerdem deutlich zwei "AntiFa"-Flaggen sehen. Muss das sein, dass so etwas präsent ist bei einer Gegendemo?

Lothar Kaiser am :

Hallo Herr Hildebrand, ich schon! Der Waterbölles fällt übrigens nicht fertig vom Himmel, sondern ist ein kostenloses Angebot, dem ich den größten Teil meiner Zeit widme.

Colin Cyrus am :

Warum sollen auf einer Demo gegen Faschisten keine Flaggen von Antifaschisten geschwenkt werden? Die vielen sehr heterogenen Antifagruppen leisten wertvolle Aufklärungsarbeit im Kampf gegen Rechtsextremismus, von der alle Demokraten profititeren. Auf dem Potsdamertreffen erklärte der AfD-Mitarbeiter und Neonazi Mario Müller dem rechtsextremen Publikum "Die Antifa sei das größte Hindernis für die Rechten. Sie stehe „der patriotischen Wende“ und damit auch „dem Aufstieg der AfD“ im Weg, sagte Müller, wie es die Quellen bestätigen. Und nur deswegen könnten sich die Rechten nicht offen zum Rechtssein bekennen." (Correctiv). Sein Mittel dagegen "Gewalt und Medienarbeit". Über diverse Kanäle sollen Narrative über "die" Antifa als linke Schläger- und Terrorgruppe verbreitet werden, die dann nicht selten auch von Bild und Co. aufgegriffen werden und so in den Köpfen der Menschen hängen bleiben. Bitte nicht drauf reinfallen.

Rainer Hildebrand am :

Teile der AntiFa lassen sich durchaus der linksextremistischen Szene zuordnen. Ich erinnere mich noch gut an den G20-Gipfel in Hamburg 2017. Natürlich sind nicht alle extremistisch, so wie das auch für Rechts gilt. "Correctiv" als Quelle anzuführen, Herr Cyrus, ist schon gewagt bei den vielen unbelegten Behauptungen, die da veröffentlicht wurden in letzter Zeit. Fakt ist: Die AntiFa hat in ihren Reihen sehr wohl linke Schläger- und Terrorgruppen. Und mit solchen Leuten, die nichts mit dem deutschen Staat anzufangen wissen, würde ich nicht zusammen für Demokratie auf die Strasse gehen. Das ist unglaubwürdig.

Jürgen Koball am :

"Protest aus der politischen Mitte?" Mit diesem Thema hat sich jüngst die Zuericher-Neue-Zeitung beschäftigt. Die NZZ ist zu einem überraschenden Ergebnis gelangt. Recherchen, und Analysen ergaben, dass sich die Protestler überwiegend aus der linken sowie grünen Szene zusammensetzen. Somit wurde im Grunde genommen die bürgerliche Mitte sehr in Frage gestellt, wenn nicht sogar widerlegt.

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