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Karl Lagerfeld„Ich hasse das Wort stolz“
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Es ist das erste Mal, hatte Lagerfeld zu Beginn des Interviews gesagt, dass er heute Deutsch spricht. Sein Deutsch ist makellos, präzise, nuanciert. Und doch merkt man immer wieder, an kleinen französischen oder englischen Einsprengseln: Da ist einer nicht mehr ganz in seiner Muttersprache zu Hause.

Playboy: Worauf sind Sie eigentlich stolz?



Lagerfeld: Ich hasse das Wort stolz. Ich gebe mir selber keine Prädikate. Ich sag mir immer, das kann man noch besser machen, ich betrachte mich selbst als faul.

Playboy: Wenn jemand nicht gerade einen faulen Eindruck macht, dann sind das Sie. Was Sie an Kollektionen noch jedes Jahr produzieren ...


Lagerfeld: Was heißt „noch“? Ich habe sogar einen Weltrekord: Es gibt keinen Stylisten, der 45 Jahre lang die gleiche Kollektion für die gleiche Firma gemacht hat – Fendi. Falls ich möchte, kann ich an die 50 Jahre kommen. Bei Chanel werden es auch nächstes Jahr 30. Unglaublich, nicht?

Playboy: Und es fällt Ihnen immer was Neues ein?

Lagerfeld: Ja, natürlich. Das Gehirn ist ein Muskel.

Playboy: Und Sie haben keine Angst, dass dieser Muskel ...

Lagerfeld: Nein, da habe ich keine Angst, der wird ja hart trainiert.

Playboy: Das ist der Preuße, der Protestant in Ihnen!

Lagerfeld: Ich bin kein Protestant.

Playboy: Aber in einem protestantischen Umfeld erzogen.

Lagerfeld: Ich war ursprünglich katholisch, aber meine Eltern sind aus der Kirche ausgetreten. Ich habe keinerlei religiöse Erziehung gehabt. Ich kenne gut die Geschichte der Religionen. Ich frage mich, ob die Idee von Gott eine gute Idee war.

Playboy: Ist sie das?

Lagerfeld: Wenn man sieht, was in der Welt passiert, nicht. Vor allen Dingen zu glauben, die Ungläubigen kämen in die Hölle – das ist grotesk.

Playboy: Kämen Sie denn in den Himmel oder in die Hölle?

Lagerfeld: Ich gehöre in die Hölle. Im Himmel ist es sicher langweilig.

Playboy: Gäbe es jemanden, den Sie gern treffen würden in der Hölle?

Lagerfeld: Oh, es gibt viele Leute, die ich nicht wiedersehen möchte.

Playboy: Zum Beispiel?

Lagerfeld: Nein, da geben wir keine Beispiele.

Playboy: Was soll denn von Ihrem Werk, von Ihnen übrig bleiben?

Lagerfeld: Ist mir egal, da bin ich ja nicht da, ist mir wurst. Ich arbeite in den Tag hinein, wie man sagt. Und damit hat es sich. Die anderen heben alle ihre alten Klamotten auf, als ob das Kunstwerke wären – das ist Quatsch. Ich mache ein Verbrauchsgut.

Playboy: Lassen Sie uns über Schönheit reden. Herr Lagerfeld, was ist schön?

Lagerfeld: Schön ist, was mir gefällt. Was ich in meinem ästhetischen Konzept als schön empfinde. Das sind Menschen, es können Objekte sein, es können Landschaften sein. Auf jeden Fall ist das im Grunde eine ziemlich klassische Ästhetik.

Playboy: Was ist hässlich?

Lagerfeld: Hässlich ist normalerweise, was einem nicht gefällt. Eine gewisse Hässlichkeit kann aber auch eine gewisse Schönheit in sich haben. Das ist nicht so simpel.

Pirelli-Kalender 2011

Pirelli Kalender 2011, Karl Lagerfeld Bild 3/8 - Für den Kalender hat Lagerfeld Götter, Halbgötter und Helden der klassischen Antike sowie die mit ihnen verwobenen Mythen im strengen Schwarz-Weiß eingefangen
Pirelli Kalender 2011, Karl Lagerfeld Bild 6/8 - Nicht nur Frauen, auch skulpturenhafte Männerkörper fotografierte Lagerfeld. So darf denn auch des Meisters aktuelle Muse, der 21-jährige Baptiste Giabiconi, nicht fehlen.
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Playboy: Was muss eine Frau haben, damit Sie sie schön finden?

Lagerfeld: Das Gleiche wie die Männer. Es gibt eine Basis einer gewissen Ästhetik, und dann gibt es auch das modische Element, das sich mit den Zeiten ändert. Also, das ist eine Art Doppelleben. In der Beziehung, was menschliche Schönheit anbetrifft, ist meine Ästhetik ein Doppelleben.

Playboy: Erklären Sie das noch mal.

Lagerfeld: Man muss mit der Zeit gehen, aber auch eine Basis haben, eine Grundästhetik, die auf klassischen Elementen basiert.

Playboy: Ist Jugend immer schön, Alter immer hässlich?

Lagerfeld: Nein, das ist eine Obsession unserer Zeit. Was grauenhaft ist, ist forcierte Jugend und auf jung machendes Alter. Das ist grauenhaft.

Playboy: Welchen körperlichen Makel haben Sie?

Lagerfeld: Da muss ich mir die Röntgenbilder angucken.

Playboy: Findet man da einen?

Lagerfeld: Das weiß ich nicht, ich guck die nicht an. Ich meine, ich hab das ganz gut hingekriegt, ist nicht alles ausgeartet, das ist okay. Größe 48 bis 46 in der Konfektion bei Dior.

Playboy: Wie stehen Sie denn zu Schönheits-OPs?

Lagerfeld: Das darf man nicht sehen, es muss schon gut gemacht sein. Sonst sehen die nämlich älter aus als vorher. Als hätten die eine Tür an den Kopf gekriegt.

Playboy: Bei welcher Frau oder bei welchem Mann werden Sie schwach?

Lagerfeld: Ich werde nicht schwach, ich habe genug Charakterstärke, bei niemandem schwach zu werden. Gott sei Dank. Das ist mir erspart geblieben.

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