George Weigel kommentiert bei firstthings die Besprechung des "NewYorkers" von "Dignitatis infinita" . Erwartungsgemäss weichen Lob und Kritik an der Erklärung des Glaubensdicasteriums voneinander ab. Hier geht s zum Original: klicken
"GEDANKEN ZU DIGNITATIS INFINITA"
"Wenn dem immer gut geschriebenen und oft verkehrten New Yorker etwas nicht gefällt, stehen die Chancen gut, daß es mir gefällt – ein Grundsatz, der, mit gewissen Vorbehalten, im Fall von Dignitas Infinita, der "Erklärung des Dikasteriums für die Glaubenslehre“ vom 8. April über die Menschenwürde.“ auch gilt. Die Erklärung unterstreicht das Engagement der katholischen Kirche für den Schutz jedes menschlichen Lebens von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod, ruft die Katholiken zu einer mitfühlenden Fürsorge für die Schwächsten unter uns auf und verteidigt die biblische Idee der menschlichen Person, wie sie in Genesis 1:27–28 definiert ist. und bietet eine willkommene Kritik an der Geschlechtertheorie und der Legion von Dämonen, die sie hervorbringt (letzteres war erwartungsgemäß das, was den New Yorker verärgerte).
Was kann man dann nicht mögen? Vielleicht ist das zu scharf ausgedrückt. Die Frage ist, ob die Erklärung noch besser hätte sein können. Ich denke, das ist der Fall, und zwar in mehrfacher Hinsicht.
Der Hund, der nicht bellte... Dignitas Infinita enthält 116 Fussnotenverweise auf lehramtliche Lehren, die im Text zitiert werden; Bei über der Hälfte davon handelt es sich um Dokumente und Aussagen von Papst Franziskus. Am auffälligsten ist jedoch das Fehlen jeglicher Bezugnahme auf die Enzyklika "Veritatis Splendor“ von Papst Johannes Paul II. aus dem Jahr 1993 und deren Lehre, daß bestimmte Taten von Natur aus böse sind: von Natur aus schwerwiegend falsch, unabhängig von den Umständen. Diese rational nachweisbare Überzeugung – daß manche Handlungen falsch sind, Punkt – ist die Grundlage, auf der die Kirche sexuellen Missbrauch, Abtreibung, Euthanasie, assistierten Selbstmord und moderne Formen der Sklaverei wie Sexhandel verurteilt. Dies seien alles "schwerwiegende Verletzungen der Menschenwürde“, wie es in der Erklärung heißt. Aber warum ist das so? Nicht weil sie unsere Gefühle oder Empfindungen gegenüber der Menschenwürde verletzen, sondern weil wir mit der Vernunft wissen können, daß sie immer schwerwiegendes Unrecht sind. Das hätte klar gesagt werden müssen.
Daher schwächt die während dieses Pontifikats gezeigte Sanftheit gegenüber Moraltheologen, die die Lehre von Veritatis Splendor über an sich böse Taten ablehnen, den Schutz der Menschenwürde, den die Erklärung aufbauen möchte.