18.11.2009 Heide Wessely

Neue Messe Leipzig (1996)


Folge 3
Architekten: von Gerkan, Marg und Partner, Hamburg
Der Neubau der traditionsreichen Leipziger Messe im Norden der Stadt ist die bislang größte Einzelbaumaßnahme des Aufbau Osts. Mit ihren etwa 35 Messen im Jahr gehört sie mittlerweile zu den zehn größten Messegesellschaften in Deutschland. Jährlich generiert die Messe als Instrument der Wirtschaftsförderung Produktionswirkungen von mehreren hundert Millionen Euro. Nach Vision des Vorstandes der Geschäftsführung soll Leipzig in Zukunft stark mit der Messe Dresden zusammenarbeiten und so der führende Messestandort im Dreiländereck Deutschland, Polen und Tschechien werden.

Der große Vorteil der alten Messe war die Lage der Messe innerhalb der Stadt. Diese wurde aufgegeben und ein Standort in der Nähe des Flughafens und der Autobahn gefunden. Ein neuer, künstlicher Ort entstand, Stadt- und Landschaftsplanung, Architektur und Ingenieurbaukunst vereinen sich in einer ansonsten eher ungestalteten Umgebung.
Das Zentrum der Neuen Messe bildet die große lichtdurchflutete Eingangshalle West, die dem Empfang, der Orientierung und der Erschließung dient. Mit ihren 80 m Spannweite und 240 m Länge ist sie das Wahrzeichen der neuen Messe. Überspannt wird sie von großen Fachwerkbögen, von denen eine gläserne Hülle ohne eine einzige Dehnungsfuge abgehängt ist. Jede der 1,50 x 1,50 m oder 1,50 x 3,00 großen Glasscheiben ist an vier Punkten befestigt; sie ergeben zusammen eine riesige, von innen vollständig glatte, profillose Glastonne.

Foto: Busam/Richter

Die beiden selbsttragend ausgeführten Giebelfassaden der Halle entlasten die gewölbte Konstruktion. Um die Verformungen des außen liegenden Tragwerks sowie der Einzelscheiben kompensieren zu können, musste eine zwängungsfreie Glaslagerung gewährleistet werden. Das in der Scheibenebene liegende Kugelgelenk reicht hierfür nicht aus. Deshalb wurden drei unterschiedliche Ausführungen der Punkthalter eingesetzt, die verschiedene Freiheitsgrade ermöglichen. Während der erste Haltertyp in der Scheibenebene fest fixiert ist, lässt der zweite durch ein einfaches Achsgelenk Verformungen in einer Richtung der Scheibenebene zu. Der dritte Haltertyp ermöglicht durch ein Kugelgelenk alle Verformungen in der Scheibenebene, d.h. er fixiert die Scheibe nur senkrecht.

Eine Überhitzung im Sommer wird durch natürliche Belüftung ausgeschlossen. Frische Luft tritt an den bis zu einer Höhe von 2,5 m durchlaufenden Glaslamellen ein, die erwärmte Luft wird nach oben geschoben und entweicht durch gläserne Öffnungsflügel im First, die im Brandfall als Rauchabzug dienen. Daneben reduziert eine keramische Bedruckung des Glases im kritischen Bereich die Sonneneinstrahlung. Das außen liegende Tragwerk verschattet ca. 15% der bestrahlten Fläche. An besonders heißen Tagen besprüht eine äußere Scheibenwaschanlage die Glasflächen mit entkalktem Wasser, wodurch Verdunstungskälte entsteht.

Foto: Busam/Richter

Grundriss 1:2500

Schnitte 1:1000

Glashalterung 1:20

Glashalterung 1:5

https://detail-cdn.s3.eu-central-1.amazonaws.com/media/catalog/product/2/4/24876_199_200_102.jpg?width=437&height=582&store=de_de&image-type=image
Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse ein, um einen Link zum Zurücksetzen Ihres Passworts zu erhalten.
Pflichtfelder
oder
Copyright © 2024 DETAIL. Alle Rechte vorbehalten.