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Spendete an 33-jährigen Amerikaner: „Ich bin der einzige, der ihm das Leben retten kann“: Ein Stammzellspender berichtet
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Eine Stammzellspende kann einem anderen Menschen das Leben retten. Matthias C. aus Mainz hat sich dazu entschieden, Stammzellspender zu werden. Der 32-Jährige erhielt eines Tages den entscheidenden Brief: Er kam für eine Spende in Frage.

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Auf die Idee, Stammzellen zu spenden, kam ich 2014. Die DKMS schrieb einen ehemaligen Mannschaftskollegen von mir an, dass er als potentieller Spender in Frage käme. Durch seine Erzählungen fasste ich den Entschluss, mich auch typisieren zu lassen. Also habe ich mich online registriert.

Die DKMS (ehemals Deutsche Knochenmarkspenderdatei) ist eine gemeinnützige Organisation. Sie vermittelt Stammzell- bzw. Knochenmarkspenden an Patienten, die an Leukämie und anderen lebensbedrohlichen Erkrankungen des blutbildenden Systems leiden.

Eines Tages kam ich abends von der Arbeit nach Hause und ein Brief von der DKMS wartete auf mich. Zuerst dachte ich, es wäre einfach nur Werbung. Aber falsch gedacht: Ich gehörte zur „engeren Wahl“. Es hatte sich herausgestellt, dass ich mit einem Patienten, für den ein Stammzellspender gesucht wird, in mehreren Gewebemerkmalen übereinstimme. Das bedeutet, dass ich als möglicher Stammzellspender in Frage komme.

In mir machte sich ein Glücksgefühl breit, da ich wusste, dass ich die einzige Person bin, die diesem Menschen das Leben retten kann. Bei der Registrierung hatte ich nicht wirklich mit diesem Moment gerechnet.

Die DKMS machte für mich einen Termin bei meinem Hausarzt aus, um eine genauere Übereinstimmung der Blutmerkmale festzustellen. Dafür nahm mir der Arzt Blut ab. Die Proben gingen sofort per Kurier ins Labor. Jetzt musste ich warten. Nach drei Wochen bekam ich dann einen Anruf, dass ich Spender werden kann. Außerdem erhielt ich eine ausführliche Erklärung, was auf mich zukommen würde und was ich tun müsste.

Die entscheidende Untersuchung

Am 5. September 2016 musste ich zur Voruntersuchung nach Frankfurt. Hier erklärten mir Spezialisten den genauen Ablauf der Spende und versorgten mich mit Essen und Getränken. Ich  musste eine Urinprobe abgeben und es wurden mir bestimmt 20 Röhrchen Blut abgenommen. Nach einem langen Gespräch mit einer Ärztin, untersuchten die Spezialisten noch Herz und Nieren. Es folgte ein EKG sowie eine Vermessung meiner Organe.

Eine Woche später bekam ich das Ergebnis: Ich bin gesund. Jetzt war es sicher: Ich hatte die Chance, einem Menschen das Leben zu retten.

Keine Operation nötig

Ich dachte immer, dass die Ärzte das Knochenmark während einer Operation entnehmen würden. Die DKMS erklärte mir aber, dass für mich die sogenannte periphere Stammzellentnahme in Frage kommt. Das heißt: Vier Tage vor der Spende muss ich mir morgens und abends selbst eine Spritze setzen. Das Mittel bezweckt die Vermehrung der weißen Blutkörperchen. Mögliche Nebenwirkungen sind grippeähnliche Symptome.

In der entsprechenden Packung finde ich eine Ampulle mit weißem Pulver, eine Spritze mit Wasser und zwei Nadeln. Damit steche ich in die Ampulle und flute das weiße Pulver. Als alles aufgelöst ist, wechsle ich die Nadel und ziehe die Flüssigkeit auf. Den Inhalt injiziere ich in eine Bauchfalte – fertig. Morgens und abends spritze ich mich und bis auf minimale Knochenschmerzen bleibe ich von Nebenwirkungen verschont.

So läuft die Spende ab

Am 20. September 2016 erwartete mich das Team um 7:30 Uhr wieder in Frankfurt. Nachdem ich noch schnell etwas gegessen hatte und auf der Toilette war, schlossen mich die Ärzte an die Maschine an. Diese filterte meine Stammzellen aus dem Blut. Ich lag zusammen mit zwei anderen Spendern im Spenderraum. In meinen linken Arm legten die Ärzte eine „unbewegliche“ Kanüle, die das Blut in die Maschine fließen ließ. In meinen rechten Arm bekam ich eine „bewegliche“ Kanüle gelegt, die  mein gefiltertes Blut wieder zurück in den Körper führte.

Nach circa vier Stunden war alles vorbei. Nachdem die Spezialisten die Anzahl meiner gespendeten Stammzellen festgestellt hatten, konnte ich wieder nach Hause gehen. Am nächsten Tag erklärte mir die DKMS am Telefon, dass meine Zellen zu einem 33-jährigen Amerikaner in die USA kamen. Dieser Mann ist jetzt die nächsten zwei Jahre „mein Patient“.

Nach circa drei Monaten erfahre ich dann, ob „mein Patient“ die Stammzellen gut vertragen hat. Ich kann über die DKMS per Brief oder Mails anonymen Kontakt zu ihm aufnehmen. Das möchte ich nach einer gewissen Zeit auch tun. Des Weiteren ist ein Adressaustausch zwei Jahre nach der Stammzellspende möglich – sofern beide Seiten das wollen.

Embryonale Stammzellen

Die embryonalen Stammzellen stammen aus dem menschlichen Embryo und können sich in jeden Zelltyp umwandeln, der im menschlichen Körper vorkommt (ausdifferenzieren). Daher werden sie als pluripotent bezeichnet.

Adulte Stammzellen

Auch im erwachsenen Körper existieren in zahlreichen Geweben Stammzellen. Aus dieser „Reservearmee“, wie Eckhard Alt sie nennt, bilden die Organe lebenslang Zellen, um sich zu erneuern. Die adulten Stammzellen finden sich in Knochenmark, Hirn, Leber ebenso wie im Fettgewebe, in der Haut und an den Blutgefäßen.

Ihr Differenzierungspotential ist weniger groß als das der embryonalen Stammzellen. Deswegen sprechen Forscher hier von multipotent.

Tatsächlich beschreiben verschiedene Studien zwar die übergreifende Umwandlung von adulten, multipotenten Stammzellen in andere Körperzellen. Aber sie bleibt „umstritten“, wie auch das RTC schreibt.

Induziert pluripotente Stammzellen

In den induziert pluripotenten Stammzellen (iPS) wird die biologische Uhr quasi zurückgedreht. Es sind künstlich reprogrammierte Stammzellen. Diese Zellen verhalten sich durch eine Gen-Veränderung wieder so wie embryonale Stammzellen. Das heißt, sie können sich in jede Zellart umwandeln. Die induziert pluripotenten Stammzellen entstehen im Labor aus Zellen erwachsener Menschen und können dann beispielsweise zu Herzmuskel- oder Nervenzellen werden.

Für die Entdeckung, dass Körperzellen in Stammzellen zurückprogrammiert werden können, bekam der Japaner Shin’ya Yamanaka (Direktor des Center for iPS Cell Research) 2012 gemeinsam mit John Gurdon den Medizin-Nobelpreis. An diesen Stammzellen forscht auch das Team um den Kölner Wissenschaftler Hescheler.

Im Video: Spermien aus Stammzellen - So könnten impotente Männer trotzdem Kinder zeugen

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