Einige Talsperren in Deutschland sind mehrere Jahrzehnte sogar Jahrhunderte alt. Die Bauwerke sind aber weiter stabil und sollen Extremwetter wie Hochwasser oder Dürre standhalten. Schwierig wird es allerdings, wenn die Extreme schnell aufeinander folgen.

Bei der Flutkatastrophe im Juli 2021 drohten einige Talsperren zu brechen wie die Steinbachtalsperre bei Euskirchen in Nordrhein-Westfalen. Für mehrere Tage durften Zehntausende Menschen, die unterhalb der Talsperre wohnen, ihre Häuser nicht betreten, bis die Entwarnung kam. Denn: Das Hochwasser hat den Damm, der die Talsperre schützt, stark beschädigt. Und auch das Abflussrohr war für eine Zeit verstopft.

Talsperren: gebaut, um Wetterextreme zu überdauern

Mit Hochwasser-Ereignissen wie die unwetterartigen Regenfälle vom 14. Juli 2021 sollten Talsperren klar kommen, sagt Holger Schüttrumpf vom Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft der Rheinisch-Westfälisch Technischen Hochschule Aachen (RWTH). Brechen dürfen sie nicht.
"Talsperren sind für solche zehntausendjährlichen Hochwasser-Ereignisse ausgelegt. Sie dürfen bei solch einem Ereignis nicht versagen."
Holger Schüttrumpf, Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft der RWTH Aachen
Fachleute wie Holger Schüttrumpf sprechen in solchen Fällen von einem "zehntausendjährlichen" Ereignis. Also einem Unwetter, das statistisch gesehen einmal in 10.000 Jahren wahrscheinlich ist. Damit die Bauwerke dem standhalten, sind sie mit der neusten Technik ausgestattet, erklärt er. So können auch Talsperren, die über hundert Jahre alte sind, auch heute sicher weiter genutzt werden.

Talsperren haben mehrere Funktionen:

  • Sie dienen der Trinkwasserversorgung
  • Die Höhe des Wasserspiegels kann über sie reguliert werden
  • Sie schützen vor Hochwasser

Regulierung des Füllstandes ist festgelegt

Wie hoch der Wasserstand einer Talsperre sein darf, sei für die Betreibenden der Bauwerke eindeutig geregelt. Je nach Füllgrad und der Wassermengen, die etwa über den Regen hinzukommen, ist vorgegeben, wie viel Wasser sie abgeben dürfen.

Die gesamte Wassermenge einer Talsperre abzulassen dauert – ja nach Größe der Talsperre – Monate oder sogar Jahre, so Holger Schüttrumpf. Ein Wasserablass müsse daher gut durchdacht sein und erfordere eine entsprechende Vorlaufzeit. Von einen auf den anderen Tag ist das nicht möglich. Zumal sie auch ebenso lange braucht, bis sie wieder vollgelaufen ist. Das Wasser werde daher in der Regel nur vollständig abgelassen, wenn eine Sanierung der Talsperre ansteht.

"Die Talsperren sind dazu da, um ihre Aufgaben zu erfüllen. Nur wenn man sie sanieren möchte, lässt man sie ab."
Holger Schüttrumpf, Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft der RWTH Aachen

Klimawandel wirkt sich auf Aufgabe von Talsperren aus

Die letzten drei Sommer waren allerdings durch Extreme geprägt: 2018, 2019 und vergangenes Jahr waren die Sommermonate trocken. Hier dienten die Talsperren als wichtiger Wasserlieferant zum Beispiel für die Trinkwasserversorgung. Es war also hilfreich, dass die Talsperren aufgefüllt waren. Statt einem weiteren Dürrejahr ist der aktuelle Sommer allerdings verregnet.

Jetzt ist es entscheidend, dass die Talsperren ihre Funktion als Hochwasserschutz erfüllen, also Wasser aufnehmen können. Auf diese aufeinander folgenden Wetterextreme zu reagieren und die Füllmengen entsprechend zu regulieren, sei die kommende Herausforderung der Wasserwirtschaft, erklärt Holger Schüttrumpf.

Unser Bild zeigt die Steinbachtalsperre bei Euskirchen am 19. Juli 2021.

Shownotes
Extreme Wetterlagen
Talsperren: Regulierung der Füllstände muss neu gedacht werden
vom 03. August 2021
Moderatorin: 
Tina Howard
Gesprächspartner: 
Holger Schüttrumpf, Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft der RWTH Aachen