Fläschenproduktion bei Schott in Mainz

Hergestellt in Deutschland Die Firmen hinter den Impfstoff-Flaschen

Stand: 09.04.2021 08:16 Uhr

Immer wenn ein Impfstoff von BioNTech, Moderna oder AstraZeneca die Arztpraxen oder Impfstoffzentren erreicht, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass das Fläschchen von einer deutschen Firma stammt.

Von Angela Göpfert, tagesschau.de

1887 entwickelte Otto Schott in Jena das hochreine Borosilikatglas. Gut 130 Jahre später ist es gefragter denn je. Denn Borosilikatglas schützt vor jeglicher Wechselwirkung zwischen Medikament und Behälter, ist sehr chemikalien- und temperaturbeständig; nur Phosphorsäure, konzentrierte Flusssäure und starke Laugen können dem Glas etwas anhaben. Das macht es zum idealen Material für die Abfüllung von Covid-19-Impfstoffen.

Otto Schott

Der Chemiker Otto Schott (1851-1935) gilt als Begründer der modernen Glastechnologie.

Drei Firmen produzieren für den Weltmarkt

Heute teilt sich die Firma Schott aus Mainz den Markt für Injektionsfläschchen, auch Vials genannt, mit der Firma Gerresheimer aus Düsseldorf und Stevanato aus Italien auf. Die drei Unternehmen gehören zu den weltgrößten Produzenten von Vakzin-Fläschchen und hatten bereits im Sommer 2020 gemeinsam ihre Bereitschaft bekräftigt, pharmazeutische Verpackungen für Covid-19-Impfstoffe bereitzustellen.

Es ist eine Kraftanstrengung ungeahnten Ausmaßes, wurden Schott-Chef Frank Heinricht zufolge doch bereits vor Ausbruch der Corona-Pandemie pro Jahr 50 Milliarden Behälter aus Borosilikatglas für eine Vielzahl von Impfstoffen und Medikamenten verwendet. Allein Schott will in seinem Geschäftsjahr 2020/21, das im September endet, Fläschchen für zwei Milliarden Impfdosen liefern.

Fläschenproduktion bei Schott in Mainz

Fläschchenproduktion bei Schott in Mainz.

Gerresheimer - Gewinner der Pandemie

Die Folgen der Pandemie haben derweil auch dem Spezialverpackungshersteller Gerresheimer einen kräftigen Schub gegeben. Der konzernweite Umsatz legte im ersten Quartal um drei Prozent auf 303 Millionen Euro zu, wie die Firma am Donnerstag in Düsseldorf mitteilte. Ende 2020 und im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres wurden insgesamt etwa 160 Millionen Fläschchen für Corona-Impfstoffe verkauft. Zu den Abnehmern gehören BioNTech/Pfizer, Moderna und AstraZeneca.

Gerresheimer-Chef Dietmar Siemssen bekräftigte am Donnerstag das Ziel, bis Ende 2022 eine Milliarde Fläschchen für Corona-Impfstoffe zu verkaufen. Das Unternehmen hatte seine Produktionskapazitäten für die Herstellung von Injektionsfläschchen für Covid-19-Impfstoffe im ersten Quartal 2021 erneut erweitert. 

Vom Bierflaschen- zum Impfstoffflaschen-Hersteller

Dabei ist die Anzahl der Fläschchen keineswegs gleichzusetzen mit jener der Impfdosen. Die Vials werden in verschiedenen Größen gefertigt; es kann durchaus sein, dass 20 Impfdosen in ein Fläschchen gefüllt werden.

Gerresheimer ist übrigens im Gegensatz zu Schott noch nicht so lange im Geschäft mit Medizinprodukten. Früher stellte das Unternehmen mit einer längst geschlossenen Glashütte im Düsseldorfer Stadtteil Gerresheim Bierflaschen her. Erst ab den 1990er Jahren fokussierte es sich auf die Produktion von Spezialverpackungen für die Pharma-, Healthcare- und Kosmetikindustrie.