Politik

Terror-Kommando unterwegs nach Deutschland Anschlag steht möglicherweise kurz bevor

Tausende Facebook-Empfehlungen für diesen Text

(12.11.2015) Fünf Jahre nach seinem Erscheinen hat dieser Text plötzlich ungeahnte Aufmerksamkeit in sozialen Medien gefunden. Tausende "Likes" und Empfehlungen bei Facebook zeigen, dass das Thema großen Anklang findet. Falls Sie nun darüber auf diesen Artikel gestoßen sind, beachten Sie, dass er nicht mehr aktuell ist und uns derzeit keine konkreten Bedrohungen durch Terroranschläge bekannt sind.

 

Aus Sorge vor einem islamistischen Terroranschlag noch vor Weihnachten gelten in ganz Deutschland ab sofort härtere Sicherheitsvorkehrungen. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) warnte in Berlin vor einem Anschlag Ende November. Damit nannte der Minister erstmals einen konkreten Termin. Zum Schutz der Bevölkerung wird nun auf Flughäfen, Bahnhöfen und auch an den Grenzen strenger kontrolliert. Experten fürchten, dass auch Weihnachtsmärkte Ziel eines Anschlags sein könnten. Spekuliert wird auch über Attentate wie im indischen Mumbai, wo 2008 bei einem Terrorüberfall von Islamisten auf Hotels mehr als 160 Menschen starben.

De Maiziere zeigt sich besorgt.

De Maiziere zeigt sich besorgt.

(Foto: dpa)

Der Innenminister, der bei Terror-Warnungen bislang eher eine zurückhaltende Linie verfolgt hatte, sprach nun von einer "neuen Lage". Es gebe jetzt "konkrete Ermittlungsansätzen", die auf einen Anschlag hinwiesen. Ausdrücklich nannte er dabei die Terrororganisation Al-Kaida. De Maizière appellierte aber auch an die Bevölkerung, nicht in Hysterie zu verfallen. "Es gibt Grund zur Sorge, aber keinen Grund zur Hysterie." Zum genaueren Termin oder zu Zielen eines möglichen Anschlags äußerte sich der Minister nicht.

Ankunft bereits am kommenden Montag

Nur soviel gab de Maizière preis: Nach dem Hinweis eines "ausländischen Partners" Deutschlands solle "Ende November ein mutmaßliches Anschlagsvorhaben umgesetzt werden". Dabei hatte es bereits am Wochenende Berichte über eine deutliche gestiegene Terrorgefahr in Deutschland gegeben. So warnten US-Sicherheitsbehörden laut "Focus" die Bundesregierung Anfang vergangener Woche vor einem vierköpfigen Terrorkommando: Zwei Inder und zwei Pakistaner, die in zentralasiatischen Terrorlagern ausgebildet worden seien, seien im Auftrag des Terrornetzwerks Al-Kaida auf dem Weg nach Deutschland. Und noch im November sei ein Anschlag in der Bundesrepublik geplant.

Polizeipräsenz in Köln vor dem Hauptbahnhof.

Polizeipräsenz in Köln vor dem Hauptbahnhof.

(Foto: dpa)

Auch der Berliner "Tagesspiegel" berichtete, den deutschen Sicherheitsbehörden lägen Hinweise aus den USA über zwei bis vier Al-Kaida-Terroristen vor. Sie seien unterwegs, um in Deutschland und Großbritannien Anschläge zu verüben. Die US-Partner hätten vor einer knappen Woche als Datum für die mögliche Ankunft der Terroristen in Deutschland den 22. November genannt. Zu befürchten sei, dass die Terroristen Weihnachtsmärkte oder ähnliche Ziele angreifen, an denen sich viele Menschen aufhalten. Sicherheitsexperten sprechen in diesem Zusammenhang von "weichen Zielen". Ein Sprecher des Innenministeriums ergänzte später, die Lage sei "durchaus ernst".

Alter Bekannter als Drahtzieher

Als Drahtzieher der geplanten Anschläge wird laut "Tagesspiegel" der aus Pakistan stammende Mohammed Ilyas Kashmiri genannt. Kashmiri solle auch Anfang Februar den Anschlag auf ein belebtes Touristen-Café im westindischen Pune mit zahlreichen Toten und Verletzten in Szene gesetzt haben. Die zwei bis vier Terroristen rekrutierte Kashmiri demnach offenbar im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet. Einreisen würden die Männer vermutlich über Indien und die Vereinigten Arabischen Emirate, berichtete das Blatt: Das Bundeskriminalamt (BKA) prüfe schon seit Tagen sämtliche Visa-Anträge, die in deutschen Botschaften in Pakistan, Indien und den Emiraten eingereicht wurden. Die Terroristen könnten auf der arabischen Halbinsel mit Schengen-Visa ausgestattet worden sein. Damit stünden ihnen alle Wege nach Deutschland offen.

Die Bundespolizei fährt vor dem Frankfurter Flughafen vor.

Die Bundespolizei fährt vor dem Frankfurter Flughafen vor.

(Foto: dpa)

Das Bundeskriminalamt versucht verstärkt, auch mit Überwachung der Telefonate und Mails von Islamisten die geheimen Netzwerke weiter aufzudecken und mögliche Anschlagziele auszumachen. Die Behörden gehen davon aus, dass mehr als 200 Islamisten aus Deutschland in ausländischen Terrorcamps ausgebildet wurden. Etwa die Hälfte soll sich nun wieder in der Bundesrepublik aufhalten, um hier Anschläge zu verüben.

Die Bundespolizei halte "Kräfte für besondere Lagen" bereit - auch für den Fall, dass islamistische Terroristen versuchen könnten, einen Anschlag nach dem Muster von Mumbai durchzuführen, hieß es aus Sicherheitskreisen.

Sicherheitsvorkehrungen gelten bundesweit

De Maizière äußerte sich indes nur sehr allgemein zu den Informationen über Anschlagsplanungen, wegen denen die Polizei ab sofort deutlich mehr Präsenz auf Flughäfen, Bahnhöfen und öffentlichen Plätzen zeigen wird. "Diese Lage ist durchaus vergleichbar mit der Gefährdungsbewertung und den Maßnahmen, die im Zusammenhang mit der Bundestagswahl 2009 eingeleitet wurden", sagte der Innenminister lediglich. Vor der Wahl im September vergangenen Jahres waren im Internet eine Reihe von Drohvideos aufgetaucht - die Sicherheitsbehörden sprachen daraufhin von einer "erhöhten Gefährdungslage", und auch damals waren Polizisten auf Flughäfen und ausgewählten Bahnhöfen mit schweren Schutzwesten und Maschinenpistolen im Einsatz.

Ex-Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) spricht vor dem Berliner Hauptbahnhof mit Polizisten.

Ex-Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) spricht vor dem Berliner Hauptbahnhof mit Polizisten.

(Foto: dapd)

Die Bundesländer reagierten auf die Warnungen. Am Berliner Hauptbahnhof waren Polizisten mit schusssicherer Weste und Maschinenpistole zu sehen. Am größten deutschen Flughafen in Frankfurt wurden die Streifen ebenfalls stärker bewaffnet. Die Lufthansa erwartet keine Verzögerungen im Luftverkehr, für die Kontrollen am Boden seien allerdings die Behörden zuständig.

De Maizière schloss auch nicht aus, dass es innerhalb des sogenannten Schengen-Raums im Einzelfall an den Grenzen wieder Personenkontrollen gibt. Im Unterschied zu Ländern wie Frankreich oder Großbritannien gibt es in Deutschland aber keine Terror-Warnstufen.

An die Bürger appellierte der Innenminister, "wachsam zu sein". Hinweise aus der Bevölkerung zu verdächtigen Beobachtungen könnten hilfreich sein, die Hauptarbeit liege aber bei Polizei und Sicherheitsbehörden. Und gleich mehrfach warnte der Minister vor Panik: "Wir lassen uns durch den internationalen Terrorismus weder in unseren Lebensgewohnheiten noch in unserer freiheitlichen Lebenskultur einschränken." Das sollten alle beherzigen.

Polizei kritisiert Personalmangel

Der Chef der Gewerkschaft der Polizei, Konrad Freiberg, geht davon aus, dass die gegenwärtige Terrorgefahr längst Teil des deutschen Alltags ist. Im n-tv Interview sagte Freiberg: "Die meisten Menschen haben das noch gar nicht für sich aufgenommen, in welcher Situation wir leben. Wir müssen mit dieser Gefahr leben und sie nicht verdrängen. Zugleich müssen wir alles Menschenmögliche unternehmen, um uns zu schützen. Ein Terroranschlag kann auch bei uns passieren. Das sage ich in aller Deutlichkeit."

Freiberg beklagte, dass es für die wachsenden Aufgaben der Polizei nicht genügend Personal gebe. "Ich sage das mit einer gewissen Bitternis, weil in der Öffentlichkeit ein völlig anderer Eindruck erweckt wird. Wir haben in den letzten zehn Jahren zehntausend Polizisten weniger." Die Polizei stehe immer neuen Herausforderungen gegenüber. "Terrorismus, Links- und Rechtsextremismus, Internetkriminalität, Castor-Großeinsätze, Gewalt bei Fußballspielen. All das ist hinzugekommen. Von dorther brauchen wir auch mehr Polizisten."

Hektik macht sich breit

Derweil konnte die Bundespolizei nach dem Fund eines verdächtigen elektronischen Gegenstands am Hamburger Flughafen Entwarnung geben. Es handele sich um ein Metallröhrchen mit einem USB-Stick daran, der Gegenstand sei ungefährlich, berichtete das Lage- und Einsatzzentrum der Bundespolizeidirektion Hannover. Eine Reinigungskraft hatte den Gegenstand auf einer Damentoilette des Flughafens entdeckt. Spezialkräfte zerstörten das Objekt, es blieben davon nur drei kleine Teile übrig, wie ein Sprecher der Bundespolizei berichtete. Das etwa zigarettengroße Teil hatte auf dem Rand der Toilettenschüssel gelegen.

Quelle: ntv.de, ppo/dpa/rts/AFP

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