Im April 2023 feierte Trigema-Chef Wolfgang Grupp seinen 81. Geburtstag. Seit mehr als 50 Jahren leitet er die Textilfirma im schwäbischen Burladingen – und denkt noch lange nicht ans Aufhören.
Burladingen - Wolfgang Grupp steht wie kein anderer für „Made in Germany“. Seit mehr als 50 Jahren leitet er die Textilfirma Trigema in Burladingen auf der Schwäbischen Alb. Bekannt ist er vielen vor allem, weil er kein Blatt vor den Mund nimmt. Egal, um was es geht: Bei ihm darf man sich stets auf eine klare Positionierung einstellen. Grupp gilt als knallharter Geschäftsmann und Mittelstands-Ikone für seine Heimat und den Produktionsstandort Deutschland. Vom Baumwollfaden bis zum T-Shirt läuft in Burladingen die gesamte Trigema-Produktion.
1942 in Burladingen geboren, wuchs Grupp als Sohn des Unternehmerpaars Änne und Franz Grupp in einer konservativ-katholisch geprägten Familie auf. Bereits 1919 gründete sein Großvater Josef Mayer gemeinsam mit seinem Bruder Eugen die Trikotwarenfabrik Gebrüder Mayer KG (kurz: Trigema) in Burladingen.
Wolfgang Grupp: Nach der Schulzeit in Burladingen studierte er in Köln BWL
Seine Schulzeit absolvierte Wolfgang Grupp von 1948 bis 1952 an der Volksschule in Burladingen. Ab 1952 war er Jesuitenschüler am Kolleg St. Blasien, das er 1961 mit dem Abitur abschloss. Von 1961 bis 1969 studierte er Betriebswirtschaftslehre an der Universität zu Köln. Das Studium schloss er als Diplom-Kaufmann ab und übernahm 1969 das Textilunternehmen Trigema von seinem Vater Franz Grupp.
Als Wolfgang Grupp nach seinem Studium die Geschäftsführung übernahm, war die Firma hoch verschuldet. Grupp sanierte das Unternehmen seines Vaters und stellte es neu auf. So schaffte er es, den Umsatz von 8,7 Millionen im Jahr 1969 auf 112,8 Millionen im Jahr 2021 zu steigern. Seit 1972 ist Grupp alleiniger Trigema-Geschäftsführer und Inhaber. Sein erklärtes Ziel ist es, innovative Produkte zu produzieren – keine Massenartikel. In dem berühmten Trigema-Werbespot mit dem Schimpansen verspricht Grupp, hierzulande Jobs zu sichern.
Wolfgang Grupp: Trigema-Fernsehspot mit dem Affen machte ihn deutschlandweit bekannt
Der Trigema-Fernsehspot mit dem Affen machte Grupp deutschlandweit bekannt. Darüber hinaus setzt er sich in Talkrunden für den Wirtschaftsstandort Deutschland ein und kritisiert gleichzeitig die angebliche Verantwortungslosigkeit angestellter Manager. In diesem Zusammenhang propagiert er, dass Manager immer persönlich für ihre Entscheidung haften sollen.
Seit 1988 ist Wolfgang Grupp mit der aus Österreich stammenden Elisabeth Grupp (*1966) verheiratet, die er 1986 bei einer Auerhahnjagd in Österreich kennenlernte. Sie haben zwei Kinder. Tochter Bonita Grupp (*1989) und Sohn Wolfgang Grupp Junior (*1991) wollen Trigema in Zukunft weiterführen. Seit 2015 sitzen die Grupp-Kinder in der Geschäftsführung. Während Bonita die Bereiche Onlinehandel und Personal verantwortet, leitet Wolfgang Junior den Bereich B2B und ist zudem als IT-Projektleiter tätig. Wer von den beiden Kindern einmal das Ruder in der Firma übernimmt, ist noch nicht abschließend geklärt. „Beide Kinder würden die Firma selbstverständlich führen, beiden traue ich es zu“, so Wolfgang Grupp.
Wolfgang Grupp: Textilfirma steht vor großen Herausforderungen – Mangel an Bewerbern
Auch mit 81 Jahren denkt Firmen-Patriarch Grupp noch lange nicht ans Aufhören. Die Textilfirma mit ihren rund 1.200 Mitarbeitern steht derweil vor großen Herausforderungen. Ein Defizit an Fachkräften bereitet den Schwaben Schwierigkeiten. Der Mangel an Bewerbern für den Job der Näherin oder des Nähers führt dazu, dass Stellen mit ausländischen Fachkräften besetzt sind. Trotz der Hürden kann sich Grupp nicht vorstellen, im Ausland zu produzieren. „Ich produziere jetzt über 50 Jahre in Deutschland und habe keinen Grund, ins Ausland zu gehen“, sagt er.
Grupp ist Vermögensmillionär und sozial engagiert. Sein Gesamtvermögen wurde 2022 auf rund 100 Millionen Euro geschätzt. Die von ihm gegründete Wolfgang und Elisabeth Grupp Stiftung leistet finanzielle Unterstützung für Einrichtungen, Projekte und in Not geratene Menschen in der Region rund um Burladingen. Im Kulturbereich ermöglichte die Stiftung beispielsweise die Austragung des Internationalen Jugendmusikfestivals in Burladingen.
Wolfgang Grupp: „Als Unternehmer bin ich Egoist und will Geld verdienen“
Seit langem ist Grupp, der sich selbst als Stammwähler der CDU bezeichnet, in der Öffentlichkeit als Befürworter des Mindestlohns bekannt, auch als dieser von der CDU noch strikt abgelehnt wurde. Nach Auskunft seines Unternehmens werden alle Mitarbeiter grundsätzlich über Mindestlohnniveau bezahlt. Auch von den Geschäftspartnern wird gerechte Entlohnung der Mitarbeiter verlangt. Zudem garantiert Grupp den Kindern seiner Angestellten einen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz im Unternehmen Trigema. Auf die Frage, ob er sich als sozialer Unternehmer versteht, erklärte er: „Als Unternehmer bin ich Egoist und will Geld verdienen.“ Damit das funktioniere, müsse es seinem Umfeld gut gehen.
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