StartseiteRegionalOberschwabenAulendorfEin Leben als Priester mit Station in Aulendorf

Priesterjubiläum

Ein Leben als Priester mit Station in Aulendorf

Aulendorf / Lesedauer: 5 min

Pfarrer Alfons Mai feiert am Sonntag sein 70-jähriges Priesterjubiläum – 1951 bis 63 war er Kaplan in Aulendorf
Veröffentlicht:14.03.2017, 19:00

Von:
Artikel teilen:

„Ich wurde in die kirchliche Welt hineinerzogen“, sagt Pfarrer Alfons Mai, wenn er gefragt wird, wie es dazu kam, dass er sein Leben Gott, der Kirche und den Menschen gewidmet hat. Am kommenden Sonntag feiert der 97-Jährige Priesterjubiläum. Auf den Tag genau 70 Jahre ist es dann her, dass Alfons Mai sein Weiheversprechen abgelegt hat. Der Festgottestdienst findet in Aulendorf statt, der Gemeinde, in der er in den 1950er- und frühen 60er-Jahren als Kaplan wirkte, kirchliche Jugendgruppen aufbaute und den Grundstein für das dortige Schönstattzentrum legte.

In seinem Zimmer im Altenpflegeheim St. Vinzenz in Aulendorf hat Pfarrer Mai eine „Hauskapelle“ eingerichtet. Dort, an der Wand, die zum Fenster führt, stehen auf der Holzkommode eine Miniaturnachbildung der Schönstattkapelle und eine Marienstatue. „Ich habe dort Halt und Führung wie in keiner anderen Bewegung gefunden“, erzählt Mai über die Schönstattbewegung, die 1914 von Pater Josef Kentenich gegründet wurde, und mit der Mai schon in jungen Jahren erstmals in Kontakt kam.

Ortspfarrer schlägt Studium vor

Es ist seinen frommen Eltern und dem Ortspfarrer zu verdanken, dass Mai – am 14. Mai 1919 als erstes von fünf Kindern in Mögglingen (Ostalbkreis) in eine bäuerliche Familie hineingeboren – Priester wurde. Als fleißiger Ministrant fiel er dem Ortspfarrer auf, der den Eltern vorschlug, „des Büble könnt’ man eigentlich studieren lassen, dann könnt’ er doch Priester werden.“ Und so schickte man den Jungen zunächst an das bischöfliche Internat in Rottenburg, das Martinihaus, wo ihn ein Schönstattpriester mit den Ideen der Erneuerungsbewegung vertraut machte. Später besuchte er das Konvikt Rottweil und studierte dann an der Universität in Tübingen. Nach dem Krieg besuchte Mai das Priesterseminar in Rottenburg und wurde 1947 zum Priester geweiht.

Was sich im Rückblick geradlinig liest, brachte doch auch für Mai Umstände und Möglichkeiten zu zweifeln mit sich, derenthalben sein Weg auch anders hätte verlaufen können. 1939 wurde der damals 20-Jährige für die Wehrmacht eingezogen. Die Bedeutung des Kriegs sei ihnen, erzählt er, damals nicht so bewusst gewesen. „Wir hofften, auf Ostern wieder daheim zu sein.“ Als Soldat wird Mai im Zweiten Weltkrieg dreimal verwundet, erst in Frankreich, später, 1943 in Russland so schwer, dass ihm ein weiterer Kriegseinsatz erspart bleibt.

Noch heute erinnert Mai sich an viele Details aus dieser Zeit. Tief beeindruckt hat ihn ein Gottesdienst in der St.-Hedwigs-Kirche Berlin. Dort erlebte er mit, wie der später von der Gestapo verhaftete Dompropst Bernhard Lichtenberg öffentlich für die von der nationalsozialistischen Diktatur Verfolgten betete. Nicht alle von Mais Mitstudenten schafften es damals, ihren Glauben aufrecht zu erhalten, und das Priesterstudium nach Kriegsende fortzusetzen. Sie hätten sich gefragt, wie sie von der Liebe Gottes hätten sprechen sollen, ob all des Schreckens, der Not und der Ungerechtigkeit. „Mich hat der Krieg nicht vom Glauben weggebracht, eher andersherum.“ Am 19.März 1947 weiht Bischof Franz Fischer ihn im Heilig-Kreuz-Münster zu Schwäbisch Gmünd zum Priester.

„Die Zeit in Aulendorf war meine schönste Zeit“, sagt Mai, der dort von 1951 bis 1963 Kaplan war. Neben der Seelsorge als Hauptaufgabe, widmete er sich dem Aufbau der kirchlichen Jugendarbeit vor Ort, gründete die Schönstattjugend, die Kolping-Jugend und die St.-Georgs-Pfadfinderschaft. Als Schönstatt-Priester wurde er damit beauftragt, für die Schönstattversammlung Oberland eine Bleibe zu finden. Nach jahrelangen Verhandlungen mit Behörden und Stadtverwaltung erwarb Mai 1958 das Gelände, auf dem später die kleine Kapelle und das Bildungszentrum gebaut wurden. 1963 wechselte Mai als Pfarrer nach Mühlheim an der Donau mit einer Filiale in Neuhausen ob Eck, wo er fast 25 Jahre wirkte, etwa mit dem Kirchenbau St. Michael, der Renovierung der Kirchenruine Maria Hilf und dem Bau des Gemeindehauses St. Josef. In dieser Zeit etablierte er die monatlichen Gebetsnächte in der dortigen Kirche St. Michael, diese wurden in Neuhausen ob Eck seither mehrere hundert Mal abgehalten, bis heute wirkt Pfarrer Mai dort mit.

Sein Ruhestand brachte ihn zurück in die Region. In der Seelsorgeeinheit Schussenried war er seit 1987 Aushilfspriester bei Heiligen Messen, betreute psychisch Kranke und führte Beichtgespräche. Vor knapp zwei Jahren zog er in den Wohnpark St. Vinzenz nach Aulendorf.

Gedanken über Zölibat gemacht

„Fragen Sie ruhig“, sagt Mai, vorsichtig auf das Zölibat angesprochen, „die Frage muss sich jeder Priester einmal stellen, ob er nicht hätte anders leben können“. Wenn er an seine Zeit in Aulendorf zurück denke, ja, da sei ihm der Gedanke, mit einer Frau eine christliche Familie zu gründen, schon auch das ein oder andere Mal gekommen. „Aber dass das mein Weg ist, habe ich immer deutlich gespürt“, sagt Mai über sein Leben als Priester der katholischen Kirche. „Jedes Jahr ist ein Geschenk des Herrgotts, um zu wirken“, ist er überzeugt. Eine Verpflichtung, der er auch mit seinen 97 Jahren noch nachkommt, „soweit es mir möglich ist“.

Der Festgottesdienst zum Priesterjubiläum von Pfarrer Alfons Mai findet am Sonntag, 19.März, um 9Uhr in der Pfarrkirche St. Martin in Aulendorf statt, anschließend gibt es einen Stehempfang im Gemeindehaus. Der Festgottesdienst hat einen Doppelanlass. Ebenfalls ein Priesterjubiläum, das 60-jährige, feiert Pfarrer Paul Bantle. Die SZ stellt ihn in einer ihrer nächsten Ausgaben vor.