Lebensmittel zu teuer

Wenn das Geld für Essen nicht mehr reicht

Wien
11.05.2022 06:00

Die Preise für Essen & Co. explodieren! Die „Krone“ war in Wien-Ottakring bei einer Lebensmittelausgabe dabei, die Menschen in Anspruch nehmen, die wegen Geldsorgen nicht mehr in Supermärkten einkaufen gehen können.

Kurz vor 10 Uhr in der Ottakringer Johannes-Krawarik-Gasse 1: Während sich vor dem Pfarrsaal eine Menschenschlange gebildet hat und die Menschen auf den Einlass warteten, stellten sich im Inneren alle freiwilligen Helfer rund um die 62-jährige Rita auf und beteten gemeinsam das Vaterunser. Danach öffneten sich die Türen, und die Wartenden betreten den Verkaufsraum.

„Heute haben wir 160 Leute auf der Liste, die hier Lebensmittel einkaufen“, berichtet Teamleiterin Rita im Gespräch mit der „Krone“. Trauriger Nachsatz: „Und es werden von Woche zu Woche mehr!“ Wegen der immer weiter steigenden Lebenskosten sind Einkäufe in gewöhnlichen Supermärkten schlicht und ergreifend für viele Menschen in Wien nicht mehr leistbar. Und auch Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine nutzen dieses Angebot im 16. Bezirk.

„Wir sind so dankbar, in Österreich in Sicherheit zu sein, und auch dafür, hier günstige, frische und haltbare Lebensmittel zu erhalten“, sagt die 38-jährige Vita aus Kiew, die nach ihrem Besuch mit ihrem Sohn drei volle Einkaufstaschen in ihre vorübergehende Unterkunft trägt.

„Unsere Wohnung in Kiew ist zwar noch heil, aber unsere komplette Nachbarschaft mit Shoppingcenter und auch Schule ist zerstört worden“, sagt die Business-Trainerin mit leiser Stimme auf Englisch. Und weiter: „Meine zwei Kinder und ich sind mit nur drei vollen Rucksäcken weg von daheim, mein Ex-Mann und mein Bruder verteidigen noch das Land. Ob wir jemals nach Kiew zurückkehren, wissen wir nicht.“

9000 Menschen an 15 Orten mit 47.000 Paketen versorgt
Ein Lebensmittelpaket gibt es im Sozialmarkt, der von der Caritas mit den Wiener Pfarren als Le+O an 15 Standorten geführt wird, um vier Euro. Jedoch nur für Menschen, die sich angemeldet haben, auf einer Liste stehen und bei denen vorab geprüft worden ist, dass sie sich in finanziellen Nöten befinden. Im Vorjahr wurden knapp 9000 Menschen mit 47.136 Lebensmittelpaketen versorgt, pro Woche werden rund 85 Tonnen ausgegeben.

„Ich bin freiwillig dabei, um Menschen zu helfen und dazu beizutragen, dass Lebensmittel, die noch frisch sind, nicht weggeworfen werden“, sagt Ernst (68), pensionierter Forscher aus der Pharmaindustrie, der Ausweise und Namen auf den Ausgabelisten vor der Ausgabe kontrolliert.

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