Ex-Staatsminister will die Worte des Heiligen Vaters im Bundestag nicht hören: SPD-Abgeordneter ruft zum Papst-Boykott auf

Von: Von PABLO SILALAHI und ANGELIKA HELLEMANN
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Berlin – In drei Monaten kommt Papst Benedikt XVI. nach Deutschland. Einer der Höhepunkte des Besuchs wird seine Rede am 22. September vor dem Bundestag in Berlin sein. Doch mehrere Bundestagsabgeordnete der SPD wollen diese offenbar boykottieren, berichtet die „Rheinische Post“.

In einer geplanten Erklärung werfen sie dem Papst „Missionierung“ und eine „Mitschuld an der Unterdrückung von Millionen Menschen“ vor. Der Autor des Textes ist nicht irgendein Hinterbänkler, sondern Gerhard Schröders ehemaliger Staatsminister im Kanzleramt, zuständig für den Aufbau Ost, Rolf Schwanitz. In seinem Aufruf, den er an alle 146 Fraktionsmitglieder verschickte, schreibt er: „Wir lehnen die dem Papst eröffnete Möglichkeit einer Rede vor dem Bundestag ab und werden uns an diesem Ereignis nicht beteiligen“.

Die Rede sei mit dem „Grundsatz der religiösen Neutralität des Staates unvereinbar“. Der Bundestag werde als „schmückendes Beiwerk missbraucht“. Schwanitz – Sprecher der Gruppierung „Laizisten in der SPD“ – geht mit dem Heiligen Vater hart ins Gericht: Der Papst sei jemand, den die „Mehrheit der Deutschen für verdammungswürdig hält“ und der „letzte absolute Monarch“ in Europa. Mit seinem Nein zu Kondomen trage er eine Mitschuld „an der bisher global nicht gestoppten Aids-Epidemie“.

Die Fraktionsspitze weist die Vorwürfe, der Papst wolle mit seiner Rede die Abgeordneten missionieren, entschieden zurück. Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann sagte BILD am SONNTAG: „Er wird im Bundestag keinen Gottesdienst abhalten, sondern über aktuelle weltpolitische Fragen sprechen. Ich freue mich auf die Rede des Papstes. Dadurch wird in keiner Weise infrage gestellt, dass unser Staat religiös und weltanschaulich neutral ist.“ Es sei aber „jedem Abgeordneten freigestellt, an der Veranstaltung teilzunehmen“.

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