Der Anteil der Muslime an der deutschen Bevölkerung wird laut einer Prognose des Pew-Meinungsforschungsinstituts bis zum Jahr 2050 auf etwa elf Prozent ansteigen. Damit würde sich der Anteil im Vergleich zum heutigen Stand fast verdoppeln. Bei den Berechnungen ging das Institut davon aus, dass bis dahin keine Flüchtlinge mehr nach Deutschland kommen – die normale Zuwanderung von Studenten, Arbeitsmigranten und Familienangehörigen aber in etwa so voranschreitet, wie in den zurückliegenden Jahrzehnten.

Aktuell liegt der Anteil einer Hochrechnung des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf) zufolge wahrscheinlich zwischen 5,4 und 5,7 Prozent – die Zahlen stammen von Ende 2015. Derartige Werte können nur geschätzt werden, da die Religionszugehörigkeit in Deutschland als ein sensibles Merkmal betrachtet wird. Welcher Religion jemand angehört, wird in Registern und Bevölkerungsumfragen der Bundesämter nicht systematisch erfasst.

Das US-Forschungsinstitut hat verschiedene Zuwanderungsszenarien in seiner Studie berücksichtigt. Würde es keine Migration geben, läge der Anteil der Muslime in Deutschland im Jahr 2050 bei neun Prozent. Sollte die Zuwanderung auf dem Niveau der Jahre 2014 bis 2016 bleiben, wären es dagegen 20 Prozent.

Neben der Migration gibt es der Studie zufolge zwei Gründe für den erwarteten Anstieg. Erstens sind Muslime meist jünger. Ihr Durchschnittsalter liegt bei 31 Jahren. Nichtmuslime sind im Schnitt 47 Jahre alt. Zweitens bekommen Muslime mehr Kinder. Das Institut schätzt, dass die Geburtenrate muslimischer Frauen in Deutschland zwischen 2015 und 2020 bei 1,9 Kindern liegt, während nicht muslimische Frauen 1,4 Kinder bekommen. In anderen EU-Staaten ist dieser Unterschied größer. In Großbritannien, wo viele Muslime aus Südostasien eine Heimat gefunden haben, schätzen die Forscher, dass Musliminnen im Schnitt 2,9 Kinder bekommen – für Nichtmusliminnen wären es 1,8 Kinder.

Neben den Daten aus Deutschland hat das Institut Zahlen aus den anderen EU-Staaten, Norwegen und der Schweiz ausgewertet. In Frankreich etwa leben – auch aufgrund der Kolonialgeschichte – mehr Muslime als in jedem anderen europäischen Land. Ihr Anteil an der französischen Gesamtbevölkerung liegt der Studie zufolge aktuell bei 8,8 Prozent. Für Schweden schätzt das Institut den Anteil auf 8,1 Prozent, für Großbritannien auf 6,3 Prozent. Dagegen wehrt sich Polen vehement gegen eine Umverteilung der zwischen 2014 und 2016 zugewanderten – mehrheitlich muslimischen – Flüchtlinge. Das zeigt sich auch in der Studie: Dort sind weniger als 0,1 Prozent der Bevölkerung Muslime.