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Potenzial für vierte Welle: Schneller als die Impfung? So gefährlich ist die Delta-Variante für Deutschland
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B.1.617 ist die indische Ursprungsmutation für die aggressive Delta-Variante B.1.617.2
Christian Ohde/CHROMORANGE/picture alliance B.1.617 ist die indische Ursprungsmutation für die aggressive Delta-Variante B.1.617.2
  • FOCUS-online-Autorin

Die aus Indien stammende Sars-CoV-2-Variante Delta hat sich in Großbritannien in kurzer Zeit ausgebreitet. In Deutschland dümpelt das hoch ansteckende Coronavirus noch unter drei Prozent. Um neuen Ausbrüche vorzubeugen, muss jetzt schnell und viel geimpft werden.

Das Coronavirus Sars-CoV-2 lässt Virologen, Epidemiologen oder Modellierer gelegentlich dumm dastehen. Sobald die Experten glauben, gewisse Regelmäßigkeiten entdeckt zu haben und Prognosen wagen, nimmt die Pandemie einen etwas anderen Verlauf.

Das jüngste Beispiel ist das Auftreten der Virusvariante B.1.617.2 in Europa. Die aus Indien stammende Mutante, die seit der Umbenennung der Varianten durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) „Delta“ heißt, kommt nämlich außerhalb Großbritanniens längst nicht so schnell voran, wie noch im Mai erwartet wurde. In Deutschland stagniert ihr Anteil seit Wochen bei etwas über zwei Prozent. Vorhergesagt wurde für die als besorgniserregend geltenden Variante eine wöchentliche Verdoppelung ihres Anteils – so wie in Großbritannien.

Die Delta-Variante verschont Europa - außer Großbritannien

Ob das eine gute Nachricht ist oder vielleicht nur die Ruhe vor dem Sturm einer vierten Welle, wagt im Moment niemand zu beurteilen. Eine gute Erklärung für die geringe Ausbreitung der Delta-Variante in Europa bleiben die Experten momentan schuldig. Der Biophysiker Richard Neher von der Universität Basel, dessen Forschungsschwerpunkt die Ausbreitung von Viren ist, twittert: „Ich habe keine echte Erklärung dafür, warum sich Delta in UK durchgesetzt hat, aber sonst nirgends.“ Eine Rolle spielten dabei vermutlich die geringen Fallzahlen, die im April im Großbritannien schon viel niedriger waren als im Rest Europas.

In Großbritannien hat die Delta-Variante inzwischen die „eigene“ Mutation B.1.1.7 verdrängt. 75 Prozent der Neuinfektionen gehen auf B.1.617.2 zurück. Die heute als Alpha firmierende britische Variante hatte in der zweiten Welle rasend schnell die Ursprungsversion von Sars-CoV-2 in ganz Europa verdrängt. In Deutschland gehen heute 94 Prozent aller Corona-Infektionen auf die Alpha-Variante zurück.

Delta ist ansteckender als Alpha - und nach der Erstimpfung besteht nur wenig Schutz dagegen

Alpha galt bereits als ansteckender als der Wildtyp von Sars-CoV-2, ist aber wenig widerstandsfähig gegen die Impfstoffe von Biontech/Pfizer oder Astrazeneca. Die Delta-Variante ist noch einmal um 40 Prozent infektiöser und weist eine beträchtlich Impfresistenz auf. Laut einer im „Lancet“ veröffentlichten Studie kommen das Biontech-Vakzin Comirnaty und Vaxzevria von Astrazenca nach der ersten Dosis lediglich auf eine Schutzwirkung von 33 Prozent gegen das Delta-Virus. Die Schutzwirkung gegenüber Alpha liegt nach der ersten Spritze bereits bei 50 Prozent.

Nach dem zweiten Pieks wird es besser: Der Impfstoff von Biontech/Pfizer bietet eine 88-prozentige Schutzwirkung gegenüber Delta. Bei Alpha liegt die Schutzwirkung dann bei 93 Prozent. Die komplette Astrazeneca-Impfung bringt gegen die Delta-Variante lediglich einen 60-prozentigen Schutz. Gegen die Alpha-Variante liegt die Wirksamkeit bei 66 Prozent.

Die Variante verfügt über Mutationen an drei strukturell wichtigen Stellen (L452R, E484Q und P681R) die womöglich die Eigenschaften des Virus beeinflussen. Sie betreffen das Spike-Protein, das sich an der Oberfläche des Virus befindet und dessen Bindung an die menschliche Zelle ermöglicht. Die E484Q-Mutation gilt als Indiz dafür, dass die Variante dem Impfschutz in Teilen entkommt: Die Mutation hemmt die Bindung von Antikörpern an das Coronavirus.

In Großbritannien bringt die Delta-Variante den Plan der Regierung ins Wanken, am 21. Juni alle Maßnahmen und coronabedingten Einschränkungen zurückzunehmen. In dem Land, das die Bevölkerung als erstes, am schnellsten und umfangreichsten geimpft hat, ist die 7-Tage-Inzidenz von zuletzt 20 auf knapp 40 Infizierte pro 100.000 Einwohner gestiegen. Statt täglich 2000 Neuinfektionen werden nun 6000 im Königreich registriert – und die Tendenz geht nach oben.

Lockerungen+ ansteckende Variante + wenig Impfschutz = steigende Inzidenz

Die Erklärung für den Fallanstieg liegt nahe: Die ersten größeren Lockerungen waren dort mit dem Aufkommen der Delta-Variante zusammengetroffen in einer Bevölkerung, die überwiegend nur die erste, noch wenig wirksame Impfdosis erhalten hatte.

Ähnlich sieht die Situation derzeit aber auch in Deutschland aus: Die bundesweit niedrigen Inzidenzen ermöglichen größere Lockerungen, die Delta-Variante ist im Land und die erwachsene Bevölkerung ist erst zu 22 Prozent komplett geimpft, 47 Prozent haben die Erstimpfung erhalten.

Die deutschen Intensivmediziner, die sich gerade erst langsam dem Normalzustand auf ihren Stationen nähern – 1600 Covid-Patienten liegen dort noch immer –, zeigen sich daher besorgt angesichts einer Mutante, die noch ansteckender als die bisher dominierende Variante B.1.1.7. Gernot Marx, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) sagte daher in der „Rheinischen Post“: „Wenn wir also bei dieser noch ansteckenderen Variante unvorsichtig werden, können die Inzidenzen auch sehr schnell wieder hochschnellen. Dann ist eine vierte Welle möglich.“ Das Risiko, dass es erneut viele Schwerkranke und Todesfälle geben könnte, bestehe also weiterhin.

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Letzteres ist in Großbritannien zumindest nicht geschehen, wie der britische Gesundheitsminister Matt Hancock gegenüber der BBC sagte. Von den insgesamt 12.383 Delta-Fällen, die bis 3. Juni registriert wurden, mussten nur 126 stationär ins Krankenhaus. Davon waren 83 nicht geimpft, 28 hatten eine Erstimpfung und lediglich drei hatten schon beide Impfungen erhalten. Das zumindest würde eine Befürchtung abschwächen, dass die Variante nicht nur infektiöser ist und der Impfung entkommt, sondern auch mehr schwere Verläufe auslösen würde.

Lauterbach, Drosten:  jetzt schnell und viel impfen gegen die 4. Welle im Herbst

Mahnend äußert sich wieder einmal Karl Lauterbach, der ewige Pessimist unter den medienpräsenten Corona-Experten. Zu Delta-Variante twitterte er: „Ansteckender, vielleicht tödlicher, wahrscheinlich resistenter gegen Vaccine, insbesondere 1. Dosis. Wir impfen jetzt gegen die Zeit.“ Große Ausbrüche fürchtet er derzeit aber nicht: „Wenn wir Superspreading verhindern, sind wir bei dieser Variante auf der sicheren Seite“, sagte Lauterbach. Und fügt beruhigend hinzu: „Im Herbst kann es eine kleinere vierte Welle geben, aber wir werden keinen Lockdown mehr brauchen.“

Ausführlich hat sich Christian Drosten im Podcast „Coronavirus-Update“ von NDR-Info zur Delta-Variante geäußert. Den Charité-Virologe hatten die verschiedenen exotischen Varianten, etwa die „brasilianische“ Variante P1 (Gamma) oder die „südafrikanische“ B.1.351 (Beta) für Europa nie besonders beunruhigt. Tatsächlich spielen sie in Deutschland so gut wie keine Rolle. Die „indische“ Virusvariante sei ein anderes Kaliber: Delta oder ähnliche Varianten würden „sicherlich bis zum Herbst hier auch das Feld dominieren“, sagte er.

Keine Lust auf Zweitimpfung: Drosten befürchtet nachlassende Impfbereitschaft

FOCUS online Keine Lust auf Zweitimpfung: Drosten befürchtet nachlassende Impfbereitschaft

Es sei daher wichtig, bis dahin für eine möglichst hohe Impfquote bei Erwachsenen zu sorgen. Bei den sehr ansteckenden Virusvarianten sollten es mindestens 80 Prozent werden. Bis Ende August, Mitte September könnte das erreicht werden. Drosten warnt allerdings davor, dass die Menschen im Sommer nachlässig würden und sich zum Beispiel die Zweitimpfung nicht mehr abholten, weil sie keine Lust mehr hätten oder es zu kompliziert sei.

Priesemann, Streeck: Variante wird kommen, Herdenimmunität haben wir dann nicht

Die Physikerin Viola Priesemann vom Max-Planck-Institut, die mit ihren Berechnungen zum Pandemieverlauf bekannt wurde, sieht einen Wettlauf zwischen dem Impffortschritt und der Ausbreitung der Delta-Variante. Es werde fünf Wochen oder vielleicht auch länger dauern, bis die Variante die Fallzahlen hochtreibt. Bis dahin gebe es aber noch nicht genug Impfschutz, um eine Belastung der Intensivstationen auszuschließen.

Skeptisch zeigt sich auch Virologe Hendrik Streeck. Er erwartet im Herbst in jedem Fall eine vierte Corona-Welle. Deren Stärke sei allerdings unklar. Die Impfung würde keine Herdenimmunität erreichen, allein dadurch, dass sie nicht komplett vor der Infektion schützen kann.

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