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"Anlassloses Testen ist völliger Blödsinn!"

Corona-Regeln für Herbst und Winter: Gaga oder sinnvoll? Experte schätzt ein

Experte Dr. Christoph Specht gibt eine Einschätzung zu den neuen Corona-Regeln für den Herbst ab.
Experte Dr. Christoph Specht gibt eine Einschätzung zu den neuen Corona-Regeln für Herbst und Winter ab.
deutsche presse agentur
von Madeline Jäger und Vera Dünnwald

Pünktlich zu den herbstlichen Temperaturen kommt die schlechte Nachricht in Sachen Coronavirus: Die Zahl der statistisch erfassten Neuinfektionen binnen einer Woche ist wieder gestiegen. Und die Corona-Regeln wurden für den bevorstehenden Herbst und Winter bereits verschärft: Das Gesetzespaket sieht vom 1. Oktober bis 7. April weitergehende Regeln zu Masken und Tests vor. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach spricht von schwierigen Zeiten. Trotz allem ist er sich sicher: „Wir werden die Lage im Griff haben. Wir sind sehr gut vorbereitet.“ Doch sind wir das wirklich? Ergeben die Maßnahmen wirklich Sinn? Allgemeinmediziner und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht klärt auf.

Lese-Tipp: Bundesrat stimmt zu: Diese Corona-Regeln gelten ab Herbst!

Was es mit den neuen Corona-Maßnahmen auf sich hat

Mittlerweile können wir aus Erfahrung sagen: Die kältere Jahreszeit ist prädestiniert für ein höheres Infektionsgeschehen, mehr Menschen infizieren sich während Herbst und Winter. Weil im Zuge dessen die Pandemielage komplizierter wird, haben Bundestag und Bundesrat die erneute Änderung des Infektionsschutzgesetzes beschlossen.

Damit ermöglicht es die Ampel-Koalition den Ländern bei einer Zunahme der Infektionszahlen neue Maßnahmen zu erlassen. Sogenannte Lockdowns gehören allerdings ebenso wenig wie generelle Schulschließungen zu den Instrumenten, die den Ländern ermöglicht werden. Das Gesetzespaket sieht vom 1. Oktober bis 7. April 2023 weitergehende Regeln zu Masken und Tests vor.

Lese-Tipp: Diese Corona-Maßnahmen gelten im Herbst und Winter!

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Das sagt Dr. Specht zur Maskenpflicht

Dr. Christoph Specht hat viele Punkte im Corona-Vorsorgeplan bereits vorab erwartet. Grundsätzlich halte er es für sinnvoll, dass neue Regeln eingeführt werden. Im RTL-Interview sagt Dr. Specht: „Eine Pandemie ist immer dynamisch. Es ist also durchaus richtig, dass auch die Maßnahmen zur Bekämpfung dynamisch bleiben.“

„Der Fernverkehr auf den Schienen spielt eine Rolle, hier gilt die Maskenpflicht. Wenn die Maske richtig getragen wird, bringt sie immer was“, erklärt er. Viel schwieriger sei aber die Frage zu beantworten, inwiefern die punktuelle Maskenpflicht an bestimmten Orten tatsächlich insgesamt zur Reduktion von Infektionen beiträgt.

Es stellt sich zum Beispiel die Frage: Warum entfällt das Masketragen im Flugzeug, nicht aber im Fernverkehr? Wieso muss dort sogar eine FFP2-Maske getragen werden? „Die offizielle Begründung ist die, dass es im Flugzeug bessere Filter gibt. Das ist aber Blödsinn, denn auch im Zug hat es nirgendwo ein Superspreader-Event gegeben.“ Ebenfalls problematisch: „Man erreicht die Leute zwar im Zug – aber nicht vorher oder nachher im privaten Raum. Und wir wissen mittlerweile, dass dort die meisten Infektionen stattfinden“, so der Mediziner.

Ist das Testen der Kinder in Kita und Schule sinnvoll?

Ein Schüler hält einen negativen Corona-Schnelltest in der Hand. Foto: Christoph Soeder/dpa/Symbolbild
Machen Tests in der Schule wirklich (noch) Sinn?
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Die Masken- und Testpflicht gilt aber auch, wenn sie ein Familienmitglied im Krankenhaus besuchen. Auch das Personal, wie etwa in Pflege- und Behinderteneinrichtungen, muss sich dreimal in der Woche auf Covid-19 testen lassen. Dies ergebe laut Dr. Specht Sinn, da man es hier mit Menschen zu tun hat, die der vulnerablen Gruppe zugeordnet werden können.

Das Testen der Kinder in Kitas und Schulen findet der Mediziner sinnlos: „In der derzeitigen Situation ist dieses anlasslose Testen von allen Kindern Blödsinn, es macht eigentlich seit Monaten schon keinen Sinn.“ Erst wenn andernfalls der Präsenzunterricht nicht aufrechtzuerhalten ist, kann zusätzlich das Tragen von Masken im Unterricht ab der fünften Klasse vorgeschrieben werden.

Des Weiteren sollten wir, so Dr. Specht, im Hinterkopf behalten: „Die Immunitätslage hier bei uns in Deutschland sieht mittlerweile gut aus. Die meisten haben entweder eine Infektion durchgemacht oder sind geimpft – oder haben sogar beides. Und wir wissen ja mittlerweile auch – spätestens seit der Omikron-Variante: Eine Infektion lässt sich nun mal auch trotz Corona-Maßnahmen nicht vermeiden.“

Corona im Herbst und Winter: Möglicherweise wieder Maskenpflicht in Restaurants

„Meine Befürchtung ist, dass man hier wieder die Maskenpflicht in Bereichen einführt, die zwar gut zu kontrollieren sind, aber nicht die Hotspots für die Übertragung sind“, so Specht. Beispielsweise sei es im Restaurant nicht sinnvoll, nur auf dem Weg zum Platz eine Maske zu tragen und sie dann abzunehmen. „Das ergibt nicht viel Sinn! Genauso ist es im Privaten, da kann man es nicht kontrollieren, da wäre es aber wichtig, denn dort sind die Übertragungen am häufigsten“, kritisiert Specht.

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