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Neues Gotteshaus für 2000 Muslime

Rostock plant Moschee nahe dem Ostseestadion

Freie Fläche zwischen Holbeinplatz, Hans-Sachs-Allee und Botanischem Garten: Hier soll Rostocks erste richtige Moschee entstehen.

Freie Fläche zwischen Holbeinplatz, Hans-Sachs-Allee und Botanischem Garten: Hier soll Rostocks erste richtige Moschee entstehen.

Rostock. Wie genau das Gebäude aussehen wird – noch völlig offen. Ob es Minarette besitzen wird und wenn ja, wie hoch diese werden –unklar. Aber: Nach jahrelanger Suche gibt es nun immerhin schon mal einen Standort für Rostocks neuestes Gotteshaus: Die Islamische Gemeinde und die Stadtverwaltung haben sich darauf geeinigt, am Holbeinplatz die erste Moschee in der Hansestadt zu bauen. Das bestätigte Oberbürgermeister Roland Methling (UFR) auf OZ-Anfrage.

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2000 Muslime in Rostock

Seit Jahren wächst die muslimische Gemeinde in der Hansestadt. Noch im Jahr 2015 lebten gerade mal 350 Muslime in der Hansestadt. Dann aber erreichte die Flüchtlingsbewegung aus dem arabischen Raum auch Rostock: Bereits Anfang 2016 sprach Maher Fakhouri, der Vorsteher des Islamischen Bundes, von rund 700 Muslimen in der Hansestadt. „Heute dürften es um die 2000 sein“, so der Pädagoge und Agrarwissenschaftler Fakhouri.

Das größte Problem der Gemeinde: Es fehlt ihr an Platz. Schon seit knapp drei Jahren wird es im Gebetsraum der Gemeinde an der Erich-Schlesinger-Straße eng. Beim traditionellen Freitagsgebet müssen mitunter Hunderte Gläubige im Freien sitzen. Auch bei Regen, bei Eis und bei Schnee. Fakhouri: „Im Schnitt kommen freitags 400 Menschen zu uns.“

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Lesen Sie auch den Kommentar: Rostocks Muslime haben das Recht auf ein Zuhause

In der gesamten Stadt suchte die Gemeinde nach neuen, zusätzlichen Räumen. Denn der Platz an der Schlesinger-Straße ist nicht nur beengt, sondern auch perspektivlos: Auf dem Areal soll in wenigen Jahren das neue Wohn- und Wissenschaftsgebiet „Groter Pohl“ entstehen. Kleingärten müssen weichen und auch die Islamische Gemeinde. In Evershagen wollte der Bund in ein ehemaliges Café ziehen, doch der Plan scheiterte – auch am Widerstand aus dem Stadtteil. Zwischenzeitlich fanden die Betenden ein kurzweiliges Obdach in der Societät Maritim. Parallel begann das Rathaus mit der Suche nach einem geeigneten Standort für einen Neubau.

Drei Option zur Wahl

Und der scheint nun gefunden: „Die Ämter haben drei potenzielle Bauplätze für eine neue Moschee untersucht“, sagt Fakhouri. Der Iga-Park stand auf der Liste, ebenso ein Grundstück in Evershagen-Süd – und schließlich eine freie Fläche am Holbeinplatz. „Aktuell bereiten wir eine Informationsvorlage an die Mitglieder der Bürgerschaft vor, die unter anderem die Aussagen enthalten wird, dass der Standort auf einem städtischen Grundstück im Hansaviertel für diesen Zweck geeignet ist, dass die islamische Gemeinde diesem Vorschlag grundsätzlich zugestimmt hat und dass auch die städtebauliche Einordnung an dieser Stelle machbar ist“, sagt OB Roland Methling.

Konkret geht es um eine freie Fläche zwischen Hamburger Straße, Hans-Sachs-Allee und dem Gewächshaus der Universität im Botanischen Garten. „Die Stadt wird das Grundstück nicht kostenfrei abgeben und selbst auch nicht Bauherrin sein“, so der Rathaus-Chef.

„Sind der Stadt dankbar“

Fakhouri bestätigt all das: „Wir sind der Stadt sehr dankbar, dass sie sich seit Jahren engagiert bei der Suche nach einem Grundstück.“ Ob die Gemeinde die Flächen kaufen oder pachten wird, wie groß das Areal ist und was es kosten soll – all das wisse er noch nicht. Das werde in den kommenden Wochen und Monaten geklärt. Aus dem Rathaus heißt es aber bereits, für die Stadt komme nur eine Erbpacht in Frage. „Aber Gott sei Dank haben wir jetzt ein mögliches Grundstück. Wir haben Bedarf, wir haben die Notwendigkeit.“ Er persönlich sei glücklich mit dem Holbeinplatz: Das Gelände liege nicht mitten in einem Wohngebiet, sei in puncto Lärm und Nachbarschaft unproblematisch. „Und außerdem ist es mit S-Bahn, Bussen und Straßenbahn sehr gut zu erreichen.“

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Noch fehlt das Geld

Bis die Bagger am Holbeinplatz rollen, könnte es aber dennoch noch dauern: Der Gemeinde fehlt noch das Geld. Etwas mehr als 300 000 Euro hat der Islamische Bund nach OZ-Informationen zusammen, rund eine Million Euro soll das Gotteshaus aber kosten. Und Geld aus fragwürdigen Quellen – zum Beispiel aus Staaten wie Saudi-Arabien – wolle man nicht annehmen, hatte Fakhouri in der Vergangenheit gesagt. „Wie die Moschee aussehen wird, wissen wir auch nicht konkret. Wir haben viele Ideen, aber noch keinen Architekten.“ Auf Minarette könne die Gemeinde verzichten. „Wichtig ist uns, dass das Gotteshaus schön, sauber und warm ist. Zweckmäßig, kein Prachtbau.“ Für alles andere fehle eh das Geld.

Andreas Meyer

OZ

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