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Gut, dass es die Wehrpflicht noch gibt

Die Asylkrise lässt die Frage eines Berufsheers plötzlich in ganz neuem Licht erscheinen.

Alexander Purger

Drei Jahre ist es ungefähr her, dass die Österreicher aufgerufen waren, über ein Berufsheer zu entscheiden. Der Ausgang der Volksbefragung ist bekannt, interessant sind nach wie vor die Argumente, die damals gegen die Wehrpflicht ins Treffen geführt wurden.

Im Lichte der aktuellen Ereignisse wirken sie seltsam aus der Zeit gestürzt: Österreich sei völlig sicher. Alle Krisen seien weit entfernt und hätten eine Vorlaufzeit von mindestens zehn Jahren. Österreichs Grenzen seien nicht bedroht, jede Gefahr zerschelle an den EU-Außengrenzen. Österreich sei von lauter befreundeten Staaten umgeben und brauche daher keine großen Mannstärken mehr, sondern nur noch eine kleine Berufsarmee für internationale Einsätze. Und vor allem: Es sei empörend, dass junge Grundwehrdiener als Köche und Kellner missbraucht würden.

Die Asylkrise hat alle diese Argumente über den Haufen geworfen. Österreich ist heute keineswegs völlig sicher, da niemand weiß, wer im Strom der Asylbewerber und Migranten sonst noch ins Land gekommen ist oder noch kommt. Die Krisen der Welt sind nicht weit entfernt, sondern prägen plötzlich das Bild unserer Straßen und Bahnhöfe. Sie halten sich auch nicht an die von Österreich vorgeschriebene Vorlaufzeit von zehn Jahren.

Die EU-Außengrenze ist praktisch nicht mehr existent. Die Freundschaft Österreichs mit den Nachbarn hat sich als wenig tragfähig erwiesen, wie die Spannungen etwa zwischen Wien und Budapest oder zwischen München und Wien gezeigt haben. Und die Grundwehrdiener, die gerade noch für unnötig erklärt wurden, werden wieder gerne als Köche und Speisenträger, diesmal eben für Asylbewerber und Migranten, eingesetzt.

Ohne diese billigen Arbeitskräfte wäre der Hilfseinsatz des Bundesheers zur Bewältigung der Asylkrise noch viel kostspieliger, als er ohnehin schon ist. Berufssoldaten allein wären zu teuer, die Überstunden kosten Millionen.

Außerdem wird der Einsatz von Exekutive und Heer noch lange dauern, womöglich wird er sogar aufgestockt werden müssen. Die freiwilligen Helfer und Nichtregierungsorganisationen sind mit ihren Kräften am Ende, also muss der Staat einspringen. Und falls Deutschland den Zustrom aus Österreich weiter drosselt, wird unserem Land über kurz oder lang nichts anderes übrig bleiben, als an seiner Südgrenze das Gleiche zu tun. Auch das erfordert größere Mannstärken.

Auf Dauer ist dies nur mit einem Wehrpflichtigen- und Milizheer zu bewerkstelligen. Die Österreicher haben 2013 mit ihrem Wunsch nach einem funktionsfähigen Bundesheer, das nicht nur für Auslandseinsätze, sondern auch für Aufgaben im Inland zur Verfügung steht, größere Weitsicht bewiesen als so manche Politiker. An der Regierung würde es nun liegen, diesen Wunsch auch zu erfüllen.

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