Reinhard Marx pflegt seine Predigten grundsätzlich frei zu halten, und von dieser Gewohnheit wich er auch an diesem so ungewöhnlichen Pfingstsonntag im Münchner Liebfrauendom nicht ab. Angetan mit dem feuerroten Messgewand, das bei dieser Gelegenheit an das Lodern des Heiligen Geistes erinnern soll, darüber das sogenannte Pallium, ein Stola-artiges Kleidungsstück, das seine erzbischöfliche Würde kennzeichnet, sprach der Kardinal über das Wirken ebenjenes Heiligen Geistes in der Kirche.
Davon, dass die katholische Kirche dazu neige, sich ins Zentrum zu drängen und um sich selbst zu kreisen, wo sie doch nur ein Instrument sei, ein Hilfsmittel, um das Evangelium zu verkünden. Davon, dass sie reformbedürftig sei und dass die Prozesse, die notwendig seien, schmerzhaft würden, sehr sogar. „Und wenn sie erkennt, dass das, was wir mitgeschleppt haben aus der Geschichte, was wir mitgenommen haben, hinderlich ist für das, was jetzt notwendig ist, dann – kann auch manches verschwinden.“
Was Reinhard Marx in diesem Augenblick bereits wusste, aber noch nicht sagte:
