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Baden-Württemberg Oberarzt der Pathologie in Tübingen mit Coronavirus infiziert

In Tübingen stehen mehr als zehn Oberärzte des Uniklinikums unter häuslicher Quarantäne, nachdem ein Mitarbeiter der Pathologie an Covid-19 erkrankt ist. Er hatte sich bei seiner Tochter infiziert.
Infektionsstation: Mitarbeiterin mit zwei Abstrichröhrchen (Symbolbild)

Infektionsstation: Mitarbeiterin mit zwei Abstrichröhrchen (Symbolbild)

Foto: Bernd Thissen/ dpa

In Baden-Württemberg ist die Zahl der bestätigten Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus am Abend auf vier gestiegen. Wie das Sozialministerium Baden-Württemberg mitteilte, ist neben einer 24-jährigen Tübingerin und ihrem 60-jähriger Vater an Covid-19 ein weiterer Mann aus Rottweil erkrankt.

Der Mann aus Rottweil war demnach am 23. Februar mit seiner Familie aus Italien eingereist und hatte sich in der stark vom Coronavirus betroffenen Provinz Lodi aufgehalten. Nach seiner Rückkehr hatte er sich aufgrund der grippeähnlichen Symptome beim örtlichen Gesundheitsamt gemeldet. Ein Test auf das Virus fiel am Mittwoch positiv aus.

Der Patient wird nun in einem Krankenhaus betreut und isoliert behandelt. Seine mitgereiste Ehefrau und sein Kind seien ebenfalls getestet worden - dabei habe es jedoch keinen Befund gegeben. Sie sind dazu angehalten zu Hause zu bleiben.

Bereits am Dienstagabend war die Erkrankung eines 25-Jährigen aus dem Kreis Göppingen bekannt geworden. Der Mann war am Sonntag von einer Reise nach Mailand zurückgekehrt, wo er sich vermutlich mit dem Virus infiziert hat. Bei der betroffenen 24-Jährigen aus Tübingen handelt es sich um seine Reisebegleitung. Sie wohnt mit ihrem ebenfalls infizierten 60-Jährigen Vater zusammen.

Die Frau und ihr Vater kontaktierten noch am Dienstagabend das Gesundheitsamt und wurden im Uniklinikum Tübingen isoliert. Der infizierte 60-Jährige arbeitet dort als Oberarzt in der Pathologie. Zwischen der Rückkehr aus Italien und der Ankunft im Krankenhaus liegen knapp zwei Tage, in denen die beiden Betroffenen das Virus theoretisch weitergegeben haben könnten.

60-Jähriger: Oberarzt in der Pathologie

Der 60-jährige Pathologe hatte in dem Zeitraum bei einer einstündigen Sitzung Kontakt zu mehr als zehn weiteren Oberärzten, die von der Klinik nach Hause geschickt wurden und im regelmäßigen Austausch mit dem Gesundheitsamt stehen. Dazu zählt unter anderem der Chef der Chirurgie.

Zudem zählen rund 10 der etwa 80 Mitarbeiter der Pathologie zu den engen Kontaktpersonen, die unter häusliche Quarantäne gestellt wurden. 10 bis 15 weitere Mitarbeiter des Instituts können weiterhin zur Arbeit kommen, müssen aber auf Beschwerden achten. Da die Pathologie keinen direkten Kontakt mit Patienten hat, bestehe kein Risiko für die Behandelten des Krankenhauses, erklärten die Verantwortlichen.

Die 24-jährige Studentin hatte seit ihrer Rückkehr aus Italien nur zu zwei Personen engeren Kontakt, die sie beide besucht haben. Beide Kontaktpersonen wurden informiert und sind dazu angehalten, zu Hause zu bleiben.

Der 60-jährige Oberarzt und seine Tochter befinden sich aktuell auf einer speziell ausgestatteten Infektionsstation. Die Zimmer sind unter anderem mit Unterdruck ausgestattet, damit keine Erreger nach außen dringen können. Der Gesundheitszustand der beiden ist gut.

"Der Vater weist ganz wenige bis gar keine klinischen Symptome auf; die Tochter hat nur eine leichte Symptomatik mit Halsschmerzen, aber keine weitergehende Erkrankung", erklärte der Ärztliche Direktor der Klinik für Innere Medizin, Nisar Malek. Bei rund 80 Prozent der Covid-19-Erkrankten kommt es zu einem solchen leichten Krankheitsverlauf.

Weiterer Fall im Landkreis Rottweil

Außerdem wurde am Abend noch ein vierter Fall in Baden-Württemberg bekannt. Der 32-Jährige aus dem Landkreis Rottweil war aus einem Gebiet in Italien eingereist, in dem sich das Virus verbreitet. Er habe keine Verbindungen zu den bislang gemeldeten drei Patienten im Südwesten, teilte das Gesundheitsministerium in Stuttgart mit.

Der Mann hatte sich nach seiner Rückkehr aus dem italienischen Codogno wegen der typischen grippeähnlichen Symptome beim örtlichen Gesundheitsamt gemeldet. Am frühen Mittwochabend bestätigte sich den Angaben zufolge der Verdacht.

Der Mann werde nun in einem Krankenhaus betreut und isoliert von anderen Patienten behandelt. Seine Ehefrau, die mit ihm gereist war, und sein Kind sind laut Ministerium negativ getestet worden. Sie blieben in "häuslicher Absonderung", hieß es in der Mitteilung.

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irb/fek/dpa

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