«Grösstes Verbrechen der Menschheit»

Aktualisiert

Cern-Versuch«Grösstes Verbrechen der Menschheit»

Am Cern in Genf arbeiten Wissenschaftler auf das Ende der Welt hin. Davon ist zumindest der deutsche Professor Otto E. Rössler überzeugt. 20 Minuten Online sprach kurz vor dem Weltuntergang mit dem Mann, der glaubt, dass die Erde demnächst in einem Schwarzen Loch verschwinden wird.

Gregor Patorski
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Gregor Patorski

Diesen Sommer soll am Genfer Kernforschungsinstitut ein neuer Teilchenbeschleuniger, der Large Hardron Collider, in Betrieb genommen werden. Im 27 Kilometer langen Ring des LHC werden Protonen auf nahezu Lichtgeschwindigkeit beschleunigt. Wenn sie zusammenknallen, entstehen Verhältnisse wie zu Beginn der Zeit, wie beim Urknall. Daraus erhoffen sich die Physiker am Cern Aufschlüsse über den Aufbau der Materie.

Gefahr: Mini-Schwarze Löcher

So weit, so gut. Doch bei einem Aufprall könnten theoretisch auch Schwarze Löcher entstehen. Die künstlich erzeugten Schwarzen Löcher am Cern wären sehr klein, gerade mal so schwer wie ein paar Wasserstoffatome. Die Existenz solcher Mini-Löcher würde die Richtigkeit der sogenannten String-Theorie beweisen. Gefährlich sind solche Schwarzen Löcher gemäss Lehrmeinung nicht, denn sie zerstrahlen dank der sogenannten Hawkingstrahlung innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde, so die Meinung der grossen Mehrheit der Physiker. Genau hier weicht Otto E. Rössler, Professor für physikalische Chemie in Tübingen, von der grossen Mehrheitsmeinung ab: er hält die Mini-Löcher für eine Bedrohung der Menschheit.

Worst Case Scenario

Laut Rössler gibt es die Hawking-Strahlung gar nicht, so dass die Mini-Löcher mit der Zeit immer mehr wachsen würden. Dies würde laut den Cern-Wissenschaftlern zwar immer noch keine Bedrohung darstellen, weil das Wachstum sehr langsam vonstatten ginge. Es ginge Jahrmilliarden, bis von so einem Schwarzen Loch Gefahr ausginge. Doch Rössler widerspricht auch hier: Die Mini-Löcher würden Materie anziehen, die Zeit bis zum Weltuntergang schätzt Rössler auf maximal 50 Jahre. Im schlechtesten Fall sind es nur 50 Monate. Das aufgezwungene Experiment im Cern wäre, so Rössler in einem warnenden Vortrag von anfangs Monat, «irreversibel das grösste Verbrechen der Menschheitsgeschichte».

20 Minuten Online hat Professor Rössler zu seiner Theorie befragt.

20 Minuten Online: Herr Professor, was besagt Ihre neue Theorie?

Prof. Otto E. Rössler: Ich habe herausgefunden, dass Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie eine bisher übersehene Voraussage macht: Dass der Horizont von Schwarzen Löchern unendlich weit entfernt ist.

Was bedeutet das?

Das bedeutet, dass Schwarze Löcher nicht verdampfen können. Und dass sie nicht geladen sind. Und dass geladene Teilchen (wie Elektronen) nicht punktförmig sein können ...

Was wäre Ihrer Meinung nach das Worst-Case- Szenario welches wir zu befürchten haben, wenn das Experiment am Cern so abläuft, wie Sie es theoretisch vorhersagen?

Ich behaupte, im Gegensatz zu den Physikern am Cern, dass die kleinen Schwarzen Löcher wie gesagt nicht zerstrahlen können. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein solches Schwarzes Loch auf der Erde bleibt, ist zwar nur ein Millionstel pro Ereignis. Da aber im LHC pro Sekunde eines erzeugt werden könnte, wäre zehn Tagen nach Beginn der Experimente mindestens eines in der Erde.

Was geschähe dann?

Das Schwarze Loch könnte die Erde nicht mehr verlassen, sondern nur noch exponentiell wachsen. Für genaue Berechnungen gibt es noch zu viele Unbekannte - es wäre nach ungefähr 50 Monaten oder auch nach 50 Jahren ein Jet sichtbar...

Was ist das genau, ein Jet?

Jets kennt man von Quasaren im Weltraum. Sie strahlen die Jets nach oben und unten von ihrer leuchtenden Akkretionsscheibe ab. Die beiden Strahlen sind viele Millionen Lichtjahre lang. Ich vermute, dass auf der Erde ein Atto-Quasar, also ein ganz kleiner Quasar entstehen würde, im Erdmantel oder wahrscheinlicher im Erdkern.

Wie muss man sich so einen Jet auf der Erde konkret vorstellen?

Der Jet-Strahl träte zunächst auf einer Seite aus, beispielsweise im Stillen Ozean. Um diesen Strahl herum würde das Meer verdampfen, seismische Aktivität würde auftreten. Mit der Zeit würde der Jet an Intensität zunehmen. Und auf der gegenüberliegenden Seite der Erde würde der zweite Jet sichtbar. Dann hätte man den Beweis, dass da unten ein Monster entsteht.

Das wäre dann wohl das Ende der Menschheit...

Ja. Ich weiss auch nicht, ob der Atto-Quasar sofort oder mit einem Delay entstünde. Vielleicht könnte man einige wenige Menschen, wie eine Präsidentenfamilie, evakuieren, auf den Mars beispielsweise. Für alle anderen Menschen wäre das das Ende. Aber dieses Szenario ist halb Science Fiction.

Gäbe es keine Möglichkeit, das abzuwenden?

Sobald die Entwicklung in Gang gesetzt wurde, eher nicht. Wenn der Atto-Quasar im Mantel ist, hätte man eventuell die Möglichkeit, ihn in den Weltraum zu schiessen. Wenn er im Erdkern ist, hat man keine Möglichkeiten mehr.

Müsste man in diesem Fall nicht das Experiment am Cern grundlegend diskutieren?

Sie nehmen mir die Worte aus dem Mund. Die wissenschaftliche Diskussion müsste stattfinden, bevor das Experiment beginnt. Ich möchte widerlegt werden! Im Gegensatz zum Regelfall in der Wissenschaft möchte ich nicht bestätigt werden, sondern widerlegt. Aber ich habe leider bislang keinen Wurm in meiner Theorie gefunden. Das Problem in diesem Fall ist, dass das Zeitfenster so eng ist, im besten Fall nur wenige Wochen. Denn wenn man mich erst nach Beginn des Experiments widerlegen wird, wird das keiner mehr glauben...

Gibt es konkrete Pläne? Eine Konferenz?

Am 4. Juli habe ich endlich einen Termin beim Cern, ein Gespräch mit einem Wissenschaftler. Ich sehe das als positives Zeichen.

Herr Prof. Rössler, wir danken Ihnen für das Gespräch.

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