Pfarrer per Annonce gesucht

Einen ungewöhnlichen Weg bei der Suche nach einem Pfarrer geht man in Taufkirchen an der Pram (Bezirk Schärding). Ein Stelleninserat in einer Tageszeitung wirbt um Interessenten, von denen es nicht allzu viele zu geben scheint.

Jungen Priesternachwuchs sucht man in der Diözese Linz derzeit wohl beinahe vergeblich. Die etwa 3.600 Schäfchen der Innviertler Pfarren Taufkirchen an der Pram und Sigharting brauchen ab September jedoch einen neuen Hirten, da ihr Pfarrer nach 20 Jahren in eine andere Gemeinde innerhalb der Diözese wechselt.

Für die Bestellung eines neuen Pfarrers ist die Diözese Linz verantwortlich. Sie hat neben sechs anderen Pfarren auch die Stelle in Taufkirchen im aktuellen Linzer Diözesanblatt ausgeschrieben. Christoph Crepaz, der sich selbst als kritisches Mitglied der Pfarrgemeinde bezeichnet, gab daher eine Stellenanzeige im Karriereteil einer oberösterreichischen Tageszeitung auf.

Vorzüge der Pfarre werden hervorgehoben

Neben einer zeitgemäßen Infrastruktur und dem neu errichteten Pfarrheim werden die umfangreichen Aufgaben des gesuchten neuen Pfarrers beschrieben und weitere Vorzüge der Gemeinde gelobt. Neben einem aktiven Vereinsleben wird auch die „sehr gute finanzielle Ausstattung der Pfarre“ gelobt. Bewerber können sich an eine Telefonnummer oder eine E-Mail-Adresse wenden.

Stelleninserat für Pfarrer

OÖN/ORF

Mit dieser Stellenanzeige wird der neue Pfarrer gesucht

Im Interview mit dem ORF Oberösterreich sagt Crepaz, dass dieser Schritt ungewöhnlich sei, weil üblicherweise frei werdende Pfarrerstellen im Diözesanblatt ausgeschrieben werden: „Dieser Diözesanblatt wird wahrscheinlich von allen Pfarrern gelesen, aber nur weil da drinnen steht Taufkirchen und Sigharting sind frei, kann sich ein Pfarrer noch nicht vorstellen, was ihn dort erwartet.“

Mit bisherigem Pfarrer abgesprochen

Mit dem Inserat wolle man die Vorzüge der Pfarre präsentieren, „um zu zeigen, was wir bieten können“, Crepaz. Auf die Chancen angesprochen, sagte er, dass man auf einen Pfarrer hoffe, der die Gemeinde wechseln würde: „Um so einen potenziellen Kandidaten zu erreichen, haben wir dieses Inserate geschaltet, um öffentlichkeitswirksam auf unsere Situation aufmerksam zu machen.“ Die Stellenanzeige sei mit dem bisherigen Pfarrer abgesprochen, und dieser würde die Initiative auch begrüßen.

Diözese nicht vor den Kopf gestoßen

Bei der Diözese ist man so viel Eigeninitiative nicht gewöhnt. Es sei hierzulande das erste Mal und ein unüblicher Weg, dass Pfarrmitglieder ein Stelleninserat in einer Zeitung schalten, sagt Martin Füreder, Leiter der Personalstelle für Priester und Diakone in der Diözese Linz. Es zeuge aber vom Engagement der Leute vor Ort und ihrer Sorge, keinen Pfarrer zu finden, und er fühle sich dadurch nicht vor den Kopf gestoßen, versichert Füreder.

Die Bewerbungsfrist der Ausschreibung im Diözesanblatt läuft bis Ende Februar. Bisher habe sich laut Füreder noch kein Interessent gemeldet, es seien aber, wie auch bei den anderen sechs offenen Pfarrstellen, Gespräche am Laufen.

Pfarrgemeinderatswahlen

Die Personalprobleme in der katholischen Kirche sind im weitesten Sinn auch ein Thema im Fastenbrief, der am ersten Fastensonntag in den Kirchen verlesen wird. Diözesanbischof Ludwig Schwarz bittet darin die Gläubigen, dass möglichst viele als Kandidaten für die bevorstehenden Pfarrgemeinderatswahlen zur Verfügung stehen. In vielen priesterlosen Pfarren seien diese ehrenamtlichen Laien die Säulen der Kirche.

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