Eichenprozessionsspinner: Gefährliche Raupe
Der Eichenprozessionsspinner breitet sich in Norddeutschland immer weiter aus. Der Klimawandel mit milden Wintern und warmen Frühjahren schafft gute Lebensbedingungen für die Schmetterlingsart, die eigentlich aus Südeuropa stammt.
Gesundheitsgefahr durch Nesselgift Thaumetopoein
Die Raupen tragen giftige Brennhaare, etwa 600.000 pro Tier. Sie enthalten das Nesselgift Thaumetopoein. Ein kleiner Windstoß genügt, um die feinen Härchen abzubrechen und bis zu hundert Meter durch die Luft zu transportieren. Auch wenn sich die Raupen Ende August bereits gehäutet und zu harmlosen Faltern geworden sind, bleiben Millionen der Haare in den Nestern zurück. Bei der Berührung der Haut kommt es durch das Nesselgift der Haare zu Hautausschlägen mit intensivem Juckreiz.
Betroffen sind vor allem unbedeckte Körperregionen wie Gesicht, Arme und Beine, wo sich die Härchen mit Widerhaken festhalten. Am Auge löst das Gift schmerzhafte Bindehautentzündungen aus. Werden die giftigen Härchen eingeatmet, reizen sie Rachen und Atemwege und können zu Luftnot führen. Denn als Reaktion auf das Gift schütten sogenannte Mastzellen den Botenstoff Histamin aus, ähnlich wie bei einer Allergie. Histamin verstärkt die Durchblutung, macht Blutgefäße durchlässig und lässt das Gewebe anschwellen.
Erste Hilfe bei Kontakt mit Brennhaaren der Raupen
Wer betroffen ist, sollte die Haut gründlich abduschen, Haare waschen sowie die Kleidung wechseln und in der Maschine waschen. Kühlen der betroffenen Stellen, eine kortisonhaltige Hautcreme sowie antiallergische Medikamente (Antihistaminika) können die Beschwerden bei Kontakt mit den Brennhaaren der Raupen lindern.
Nest entdeckt? Bekämpfung Experten überlassen
Nestern sollte man sich nur in Einmal-Schutzbekleidung und mit einer Atemmaske nähern. Experten raten jedoch davon ab, die Nester selbst abzutragen. Professionelle Schädlingsbekämpfer saugen die Nester mit Industriestaubsaugern ab. Anschließend müssen sie sachgerecht entsorgt werden, z. B. durch Verbrennung in geschlossenen Anlagen.
Viele Landkreise sind auf der Suche nach kostengünstigeren Möglichkeiten, die Nester zu entfernen, beispielsweise mit heißem Wasser aus Hochdruckreinigern oder mit klebriger Zuckerlösung.
Außerdem soll die Ansiedlung von natürlichen Fressfeinden die Raupenplage eindämmen. Deshalb werden vielerorts vermehrt Nistkästen für Meisen angebracht.
Wirkstoffe gegen den Eichenprozessionsspinner
Im Mai sind die Raupen noch klein und die Haare nicht ausgebildet, dann können sie auch mit Gift bekämpft werden. Zum Einsatz kommen Pflanzenschutzmittel oder Häutungshemmer.
Einige Landkreise besprühen befallene Eichen mit dem Bakterium Bacillus Thuringiensis. Die Raupen nehmen den Erreger auf, wenn sie die besprühten Blätter fressen und trocknen danach aus.
Auch bestimmte Fadenwürmer (Nematoden) sollen im Kampf gegen die Raupen helfen: die kleinen, lichtempfindlichen Parasiten werden nachts gespritzt, wenn die Raupen zu ihren Futterplätzen wandern.
Bislang sind die Maßnahmen nur begrenzt erfolgreich. Da nicht alle Eichen behandelt werden können, findet die Raupenpopulation immer Rückzugsräume, in denen sie sich wieder vermehren können.