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Benedikt XVI. in Deutschland: Der Papstbesuch ist zu Ende – sieben Botschaften bleiben
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Papst Benedikt XVI. besucht Deutschland
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Papst Benedikt XVI. besucht Deutschland
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dpa Bild 41/42 - Fast pünktlich zum Beginn der Messe begann es über Berlin zu regnen – Kanzlerin Angela Merkel und NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft wussten sich zu schützen
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Der Besuch von Benedikt XVI. in seiner Heimat ist vorbei. In vier Tagen hat der Papst 17 Reden, Predigten und Ansprachen gehalten. Was wird bleiben? Eine Bilanz.

Das Flugzeug mit dem deutschen Papst an Bord startete am Sonntagabend vom Flughafen Lahr in Richtung Rom. Der Besuch des Papstes ist damit Geschichte, doch sieben Botschaften bleiben:

1. Benedikts Botschaft an die Politik: Nehmt euch nicht so wichtig!


Er sei nicht in die Heimat gekommen, um „bestimmte politische Ziele zu verfolgen“. So lautete der sechste öffentliche Satz, den Benedikt XVI. auf deutschem Boden sprach. Er wolle den Menschen begegnen und über Gott sprechen. Als er ebendies in Erfurt tat, distanzierte er sich von politischen Vorgehensweisen. Es sei eben „ein politisches Missverständnis des Glaubens und der Ökumene“, wenn man von ihm ein ökumenisches Superpapier erwarte zur Lösung aller Probleme. Damit könne er nicht dienen, weil der christliche Glaube nicht auf einer „Abwägung unserer Vor- und Nachteile“ beruhe. Daraus folgt: Politik ist der Raum der Abwägung, des Kalkulierens und Entscheidens.

Nicht als unpolitischer Denker oder gar Antidemokrat wollte sich Benedikt damit präsentieren. Eigen ist ihm aber ein Grenzenbewusstsein. Er befürwortet christliches Engagement in der Politik; Gerechtigkeit ohne Gerechte könne es nicht geben. Schon in der Enzyklika „Caritas in veritate“ aber mahnte er, Unternehmer dürften nicht als einziges Kriterium für ihr Handeln den maximalen Gewinn ansehen. Wissenschaftler dürften nicht den Zweck ihrer Entdeckungen über deren Mittel stellen. Und Politiker sollte sich davor hüten, allein die Festigung der eigenen Macht anzustreben.

Politik von zwei Seiten gefährdet


Von zwei Seiten ist demnach die Politik gefährdet. Sie kann ihren Geltungsbereich überschätzen, und sie kann der Versuchung zur Macht erliegen. Im Bundestag beharrte deshalb der Papst in seiner von fast allen Politikern begrüßten Rede: Manche Grundsatzentscheidung sei dem Kosten-Nutzen-Kalkül entzogen. Manche Fragen, besonders jene auf Leben und Tod, könnten allein mit der Majorität nicht entschieden werden. „In den Grundfragen des Rechts“, sagte er, „in denen es um die Würde des Menschen und der Menschheit geht“, reiche das Mehrheitsprinzip nicht aus. An Entscheidungen zum Krieg ist hier wohl zu denken, an die Todesstrafe, in päpstlicher Perspektive aber gewiss auch an Abtreibung und Sterbehilfe.

In diesen Fällen sei das Gewissen entscheidend, das hörende Herz, die „der Sprache des Seins geöffnete Vernunft.“ Damit werden die Politiker nicht aus der Verantwortung entlassen, im Gegenteil. Wohl aber relativiert Benedikt das demokratische Procedere in der freiheitlichen Republik. Politiker müssten demnach wissen, wann es Zeit ist, lediglich Vor- und Nachteil kühl abzuwägen; und wann es Zeit ist, die Rechenmaschine auszustellen und den Lobbyisten die Tür zu weisen. Politiker müssten dazu jene Eigenschaft lernen, die Benedikt in der Abschlussmesse am Sonntag besonders herausstellte: Demut.

Demütig mit beiden Beinen auf der Erde


Ebendiese Demut, erläuterte er, heiße im Lateinischen Humilitas. Sie enthalte vom Wortstamme her den Humus, die Erde. Folglich stünden „demütige Menschen mit beiden Beinen auf der Erde.“ In keinem Wolkenkuckucksheim sind sie anzutreffen, eher auf den Straßen und in den Betrieben, manchmal sogar in Parlamenten.

Demütig seien sie insofern, als sie den „Einsatz für den Nächsten und das Gemeinwohl“ – und damit das Hören auch auf Christus – über den Eigennutz stellten. Diese Tugend stehe heute nicht hoch im Kurs. Benedikts Intuition lautet: Vielleicht hat deshalb die Politik unserer Tage oft ein hässliches Gesicht.
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