Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) soll Ende April als Zeugin im Untersuchungsausschuss zum Milliarden-Bilanzskandal beim früheren Dax-Unternehmen Wirecard befragt werden. Ihre Aussage ist für den 23. April vorgesehen. Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) wird einen Tag davor befragt. Das bestätigte FDP-Politiker Florian Toncar, selbst Mitglied im Untersuchungsausschuss. "Es wird ein intensiver April", sagte er.

In der Woche ab dem 19. April solle die höchste politische Ebene befragt werden, womöglich auch noch Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) und Justizministerin Christine Lambrecht (SPD). Besonders wichtig werde auch die Anhörung von Finanz-Staatssekretär Jörg Kukies. Er sei die Schnittstelle zwischen Finanzministerium und der Finanzaufsicht BaFin gewesen.

Das aufstrebende Unternehmen Wirecard hatte im vergangenen Sommer ein Bilanzloch von 1,9 Milliarden Euro eingeräumt und danach Insolvenz angemeldet. Nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft könnte es sich um jahrelangen Betrug und eine noch viel größere Summe handeln. Nach dem aufgedeckten Bilanzskandal flog Wirecard aus dem Dax. Weil der Skandal über Jahre unentdeckt blieb, stehen unter anderem die Finanzaufsicht BaFin und Wirtschaftsprüfer von EY in der Kritik.

China-Reise in der Kritik

Merkel soll aussagen, weil sie sich auf einer Chinareise für Wirecard stark machte, obwohl es damals bereits – vor allem in Presseberichten – Zweifel an der Integrität des Unternehmens gab. Dabei werde es auch um die Rolle von Lobbyist und Ex-Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg sowie Merkels Wirtschaftsberater Lars-Hendrik Röller gehen, sagte die SPD-Finanzpolitikerin Cansel Kiziltepe der Nachrichtenagentur Reuters. "Olaf Scholz wird zu den Vorgängen in der BaFin und im Finanzministerium befragt."

Die Regierungskoalition aus CDU/CSU und SPD will die Zeugenvernehmung im April abschließen, die Opposition pocht auf weitere Sitzungen. Damit würde das Thema stärker in den Wahlkampf gezogen.

Vor der Befragung der Regierungsmitglieder sollen Toncar zufolge am 18. März Wirecard-Mitarbeiter vernommen werden. Am 19. März sind dann Vertreter der Wirtschaftsprüfer EY vorgeladen, die jahrelang die Wirecard-Bilanzen testiert haben und deswegen ebenso wie die BaFin und das Finanzministerium in der Kritik stehen. Die EY-Befragung werde vor allem für Anleger wichtig, die Schadensersatz geltend machen wollten, so Toncar. Anleger haben in dem Fall Milliarden verloren.