Luftangriff in Gaza
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Gaza

Israels Luftwaffe zerstört Medienhaus

Die Gewalt zwischen Israel und Palästinensern ist auch am Samstag unvermindert weitergegangen. Bei Angriffen der israelischen Luftwaffe wurde ein Gebäude internationaler Medien zerstört. Die Hamas feuerte indes weiter Raketen aus dem Gazastreifen. Bei Angriffen auf Tel Aviv schlug auch eine Rakete nahe der österreichischen Botschaft ein.

Bei dem Angriff auf das 14-stöckige Hochhaus, in dem Medienunternehmen wie die Agentur Associated Press (AP) und der katarische TV-Sender al-Jazeera ihre Büros hatten, wurden die Bewohner und Bewohnerinnen des Hauses aufgefordert, das Gebäude zu verlassen. Es ist das inzwischen fünfte Hochaus, das seit Beginn der jüngsten Eskalation durch Israels Armee zum Einsturz gebracht wurde.

Die israelische Armee teilte auf Twitter mit, dass dieses Hochhaus angegriffen worden sei, da hier der Militärgeheimdienst der islamistischen Hamas über „militärische Ressourcen“ verfügt habe. Die Hamas verstecke sich hinter den Büros ziviler Medien und missbrauche diese als menschliche Schutzschilde. Die Hamas positioniere ihre militärischen Mittel absichtlich im Herzen dicht besiedelter Wohngebiete im Gazastreifen.

TV-Sender: Eine Stunde Zeit für Evakuierung

AP-Präsident Gary Pruitt reagierte empört auf die Zerstörung des Gebäudes: „Wir sind schockiert und entsetzt, dass das israelische Militär das Gebäude, in dem das AP-Büro und andere Nachrichtenorganisationen in Gaza untergebracht sind, angreift und zerstört. Sie kennen seit Langem den Standort unseres Büros und wussten, dass sich dort Journalisten aufhalten.“ Die Beschäftigten hätten eine Warnung erhalten, dass das Gebäude getroffen werden würde. Die AP bemühe sich nun um Informationen von der israelischen Regierung. Pruitt: „Das ist eine unglaublich beunruhigende Entwicklung.“

Cupal (ORF) zum neu aufgeflammten Nahostkonflikt

Tim Cupal kommentiert die Gewalt zwischen Israel und Palästinensern, die auch am Samstag unvermindert weitergegangen ist und gibt Einschätzungen zum Angriff auf das Medienhaus in Gaza.

Al-Jazeera teilte mit, dass die Armee dem Besitzer des Hochhauses eine Stunde für die Evakuierung gegeben habe. Der Besitzer habe erfolglos um mehr Zeit gebeten. Aus dem Weißen Haus hieß es, dass man den Israelis direkt mitgeteilt habe, „dass die Gewährleistung der Sicherheit von Journalisten und unabhängigen Medien eine vorrangige Verantwortung sei“.

Hamas kündigt Antwort an, „die die Erde erschüttern lässt“

Ein Sprecher des militärischen Hamas-Arms sagte nach der Zerstörung des Gebäudes, Tel Aviv solle sich auf eine „Antwort vorbereiten, die die Erde erschüttern lässt“. Militante Palästinenser hatten die Küstenmetropole zuvor am Samstag bereits dreimal mit Raketen angegriffen. Dabei wurde in dem Tel Aviver Vorort Ramat Gan ein Mensch getötet, es gab beträchtlichen Sachschaden. Es waren die bisher intensivsten Angriffe auf den Großraum Tel Aviv.

Insgesamt schlugen nach Angaben der israelischen Polizei zwei Raketen in Ramat Gan ein – eine davon in der Nähe der österreichischen Botschaft. „Glücklicherweise sind wir alle in Sicherheit“, teilte Botschafterin Hannah Liko auf Twitter mit. Nach Angaben des Außenministeriums ist die Einschlagstelle 1,4 Kilometer von der österreichischen Botschaft entfernt.

Nahostkonflikt in Israel geht weiter

Die Gewalt zwischen Israel und Palästinensern ist auch am Samstag unvermindert weitergegangen. Bei Angriffen der israelischen Luftwaffe wurde ein Gebäude internationaler Medien zerstört. Die Hamas feuerte indes weiter Raketen aus dem Gazastreifen. Bei Angriffen auf Tel Aviv schlug auch eine Rakete nahe der österreichischen Botschaft ein.

Angriffe auf Tunnelsystem der Hamas

Auch die Städte Beershewa, Ashkelon und Ashdod wurden erneut angegriffen. Seit Montag wurden mehr als 2.300 Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert. Laut Behördenangaben starben mindestens zehn Menschen, darunter ein sechsjähriger Bub und ein Soldat. Mehr als 560 Menschen in Israel erlitten Verletzungen.

Die israelische Armee griff als Reaktion auf den Raketenbeschuss seit Wochenbeginn rund 800 Ziele im Gazastreifen an, darunter ein unter Wohngebieten errichtetes Tunnelsystem der Hamas. Dabei sollen laut israelischer Luftwaffe rund 500 Tonnen Munition eingesetzt worden sein. Es sei noch unklar, wie viele Hamas-Kämpfer dabei getötet worden seien. Potenziell seien es aber Hunderte, sagte ein Luftwaffenoffizier.

Reuters/Nir Elias
Reuters/Nir Elias
Auch in dem Tel Aviver Vorort Ramat Gan schlugen Raketen aus dem Gazastreifen ein

Flüchtlingslager getroffen

Nach Angaben der Hamas wurden im Gazastreifen 139 Menschen getötet, darunter 39 Kinder, 950 weitere Menschen seien verletzt worden. In der Nacht auf Samstag sei zudem ein „Einsatzbüro“ der Hamas nahe dem Zentrum von Gaza getroffen worden.

Die amtliche palästinensische Nachrichtenagentur Wafa teilte mit, in dem Flüchtlingslager Shati im Westen von Gaza sei ein Haus getroffen worden. Es seien dabei mindestens sieben Mitglieder einer palästinensischen Familie getötet worden, darunter auch Kinder. Auch in Beit Lahia im Norden des Küstenstreifens sowie an anderen Orten seien Zivilisten getötet worden. Eine israelische Armeesprecherin sagte, man prüfe die Berichte.

Zuspitzung während des Ramadan

Am Samstag ist Tag der Nakba (Katastrophe). Die Palästinenser gedenken dann der Vertreibung und Flucht Hunderttausender Palästinenser im Zuge der israelischen Staatsgründung 1948. Es war daher schon im Vorfeld weitere Gewalt befürchtet worden. In diesem Jahr fällt der Tag zusammen mit dem dritten Tag des Eid-al-Fitr-Festes, des Zuckerfestes zum Ende des Ramadan.

Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern hatte sich während des muslimischen Fastenmonats Ramadan und nach der Absage der palästinensischen Parlamentswahl zugespitzt. Als Auslöser gelten etwa Polizeiabsperrungen in der Jerusalemer Altstadt, die viele junge Palästinenser als Demütigung empfanden.

Hinzu kamen Auseinandersetzungen von Palästinensern und israelischen Siedlern im Jerusalemer Viertel Scheich Dscharrah wegen Zwangsräumungen sowie heftige Zusammenstöße auf dem Tempelberg (al-Haram al-Scharif). Die Anlage mit Felsendom und Al-Aksa-Moschee ist die drittheiligste Stätte im Islam. Sie ist aber auch Juden heilig, weil dort früher zwei jüdische Tempel standen. Die islamistische Hamas hat sich zum Verteidiger Jerusalems erklärt. Sie wird von Israel und der EU als Terrororganisation eingestuft.

US-Vermittler soll für „nachhaltige Ruhe“ sorgen

Die USA schickten wegen des eskalierenden Konflikts zwischen Israel und den Palästinensern ihren Nahost-Gesandten Hady Amr nach Israel. Er werde Gespräche mit israelischen Regierungsvertretern und palästinensischen Verantwortungsträgern führen und für „nachhaltige Ruhe“ werben, sagte die Vizesprecherin des US-Außenministerium, Jalina Porter. Amr soll bereits am Sonntag mit den ersten Gesprächen beginnen.