Religions-Kommentar :
Es ist ein Kreuz

Reinhard Müller
Ein Kommentar von Reinhard Müller
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Mit ihrer Entscheidung, in allen Dienstgebäuden des Freistaats Kreuze aufzuhängen, nimmt Bayerns Landesregierung Konflikte in Kauf. Denn auch künftig muss jeder Bürger vor den Behörden gleich sein. Es ist Zeit, Farbe zu bekennen.

Man tut dem bayerischen Ministerpräsidenten Söder gewiss nicht unrecht, wenn man ihm einen Hang zum Populismus unterstellt. Damit steht er in einer langen, erfolgreichen Tradition, die andere Parteien und womöglich auch die Kirchen mit Neid erfüllt. Der Beschluss, in allen Dienstgebäuden des Freistaats Kreuze aufzuhängen, war schon länger angekündigt, hat aber in seiner Konsequenz offenbar Söder selbst überrascht, der zwischenzeitlich behauptete, mit Religion habe das alles nichts zu tun.

Dabei macht die Landesregierung nun Ernst mit ihrem Mantra, Deutschland habe eine christliche Tradition. Es ist die Antwort der CSU auf unkontrollierte (muslimische) Einwanderung und auf den von der Partei abgelehnten Satz, der Islam gehöre zu Deutschland. Ein Bekenntnis zu der Religion, die das Land am stärksten geprägt hat. Damit nimmt man Konflikte in Kauf, womöglich nicht zuletzt mit Atheisten. Andererseits hat die bayerische Praxis schon bisher gezeigt, dass diese Konflikte lösbar sind. Zudem hat auch der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte die Kreuze sogar in (italienischen) Klassenzimmern nicht beanstandet. Klar ist: Auch künftig muss jeder Bürger vor den bayerischen Behörden gleich sein – und diesen Eindruck muss der Freistaat auch vermitteln.

Moralinsaure Glückskeks-Floskeln

In einer Zeit, in der in vielen Ländern der Welt Christen verfolgt werden – damit muss sich der Bundestag in der Tat weiterhin befassen –, tun auch Kirchenvertreter so, als sei die Lage in Bayern nun am schlimmsten. Dabei hat Bayern kein Verbotsgesetz erlassen. Es ist eher die evangelische Kirche, der auch Söder angehört, die ein Problem mit dem Kreuz hat. Zwar wurde jetzt der bayerische Ministerpräsident daran erinnert, dass das Kreuz ein christliches Symbol sei. Aber man vernimmt von Kirchenvertretern doch eher moralinsaure Glückskeks-Floskeln denn christliche Glaubensbotschaften. Der Ratsvorsitzende der EKD forderte gleich eine humane Flüchtlingspolitik ein – als ob es sie in Bayern nicht gäbe. Zu den Auswüchsen des politischen Islams ist kaum etwas zu hören, da die Kirchen eine Einschränkung auch ihrer eigenen Religionsfreiheit fürchten. Während die christlichen Kirchenführer Deutschlands ihre Amtskreuze an der Klagemauer und am Tempelberg ablegten, sagte nun der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, er habe kein Problem mit dem Kreuz, wohl aber mit einer Doppelmoral. In der Tat: Es ist Zeit, Farbe zu bekennen.