Politik

Böser Brief aus Rom Papst kanzelt deutsche Reformbischöfe ab

Papst Franziskus auf dem Weg zum Missbrauchsgipfel im Vatikan: Die im Februar  versprochenen Reformen lassen seitdem auf sich warten.

Papst Franziskus auf dem Weg zum Missbrauchsgipfel im Vatikan: Die im Februar versprochenen Reformen lassen seitdem auf sich warten.

(Foto: picture alliance/dpa)

Die katholische Kirche in Deutschland steuert auf einen historischen Konflikt mit dem Papst zu. Der deutsche Reformeifer nach dem Missbrauchsskandal geht dem Vatikan viel zu weit. Kardinal Marx wird nach Rom reisen, um die Wogen zu glätten. Doch die Basis will sich von Rom den Mund nicht mehr verbieten lassen.

Der Vatikan hat den geplanten Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland ungewöhnlich scharf kritisiert. Die deutsche Teilkirche könne nicht über Themen wie die Position der Frauen entscheiden, weil diese die ganze Weltkirche beträfen, heißt es in einem Gutachten des "Päpstlichen Rats der Gesetzestexte". Es wurde der Deutschen Bischofskonferenz vom Präfekten der Bischofskongregation, Marc Ouellet, übermittelt und von der Bischofskonferenz im Internet veröffentlicht.

Sehr kritisch sieht der Päpstliche Rat vor allem die Beteiligung von Nicht-Klerikern. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken soll den Reformprozess mittragen. Dort sind die sogenannten Laien - also die ganz normalen Gläubigen - vertreten. Der Päpstliche Rat hielt dagegen: Die katholische Kirche sei nicht "demokratisch strukturiert". Entscheidungen würden letztlich von den Bischöfen getroffen.

Bei dem Reformprozess, dem - wie es offiziell heißt - "synodalen Weg", geht es um den Umgang der Kirche mit Macht, um die kirchliche Sexualmoral, die umstrittene Ehelosigkeit von Priestern (Zölibat) und die Position von Frauen in der Kirche. Den Anstoß dafür gab der Missbrauchsskandal, der das Vertrauen in die Kirche weltweit schwer erschüttert hat.

Bischofskonferenz: Kritisierte Punkte nicht mehr drin

Der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, wies in einer ersten Reaktion darauf hin, dass sich der Päpstliche Rat auf einen Satzungsentwurf beziehe, der nicht aktuell sei. Die aktuelle Fassung enthalte einige der kritisierten Punkte nicht mehr. Wie verlautet, soll in wichtigen Fragen allein das Votum der Bischöfe ausschlaggebend sein.

Zentralkomitee-Präsident Thomas Sternberg betonte, man werde den "synodalen Weg" gemeinsam mit den Bischöfen fortsetzen. Statt die Wogen zu glätten, las er das Schreiben aus Rom als einen Einschüchterungsversuch, von dem er sich aber nicht beeindrucken lassen wolle. "Glaubt irgendjemand, man könne in einer solchen Krise der Kirche das freie Gespräch, das nach Ergebnissen und notwendigen Reformschritten sucht, unterdrücken?", fragte er in einer ersten Reaktion.

Wir sind Kirche: "Nicht einschüchtern lassen"

Die katholische Reformbewegung "Wir sind Kirche" forderte die deutschen Bischöfe auf, sich nicht vom Papst einschüchtern zu lassen. Das Schreiben aus Rom könnte die letzten Hoffnungen auf Überwindung der "existenziellen Kirchenkrise" zunichte machen, warnten die Reformer. Am heutigen Freitag und Samstag findet in Fulda eine Vorbereitungskonferenz unter Beteiligung des Zentralkomitees statt.

Kardinal Marx will in der kommenden Woche nach Rom reisen. Es gehe darum, etwaige "Missverständnisse" auszuräumen, erklärte die Bischofskonferenz. Der Kardinal wird viel zu besprechen haben.

Quelle: ntv.de, mau/dpa/AFP

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