Theologe sieht Papst als „Dirty Campaigning“-Opfer

In Sachen Häresie-Vorwurf erhält der Papst Unterstützung von dem Salzburger Theologen Dietmar Winkler. Die Kritik, die einige Theologen und Bischöfe jüngst an Papst Franziskus richteten, erinnere ihn an „Dirty Campaigning“.

Die Unterzeichner des Ende September in mehreren Sprachen im Internet veröffentlichten Protestschreibens („Correctio“) werfen dem Papst vor, in seinem Schreiben „Amoris laetitia“ auf „direkte oder indirekte Weise“ häretische Standpunkte zu Ehe, Moral und Sakramentenlehre zu vertreten.

Papst Franziskus

APA/AFP/Filippo Monteforte

Papst Franziskus: Opfer von „Dirty Campaigning“?

Es sei die Art der Kritik, die Winkler sehr an „Dirty Campaigning“, also das Schlechtmachen - vor allem auch auf einer persönlichen Ebene - des poltischen Mitbewerbers, erinnere. Doch auch inhaltlich sei die Kritik am Papst durch nichts zu rechtfertigen, sagte Winkler am Dienstag zur Eröffnung des neuen Studienjahres an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Salzburg.

Kritiker „im 19. Jahrhundert hängen geblieben“

Inhaltlich sei die „Correctio“ indiskutabel, da sie „an der heutigen kirchlichen und gesellschaftlichen Realität völlig vorbei geht“, sagte Winkler. Insofern zeige die Papst-Kritik, dass offenbar „trotz theologischer Ausbildung und Studiums theologisches Denken und Reflektieren bis in Kardinalsränge nicht jedem gelingt“ - mehr noch sei die „Correctio“ ein „schönes Beispiel für mangelnde Hermeneutik“ und ein Zeichen dafür, dass „manche in unserer Kirche mit der Pluralisierung der Lebenswelten nicht zurande kommen“.

„Man müsste eigentlich die Unterzeichner zurück ins Studium schicken, so sehr bleiben sie im Antimodernismus und Ultramontanismus des 19. Jahrhunderts hängen, allerdings ohne Sympathie für den Papst“, so die Quintessenz Winklers.

Schuld bei Martin Luther

Das papstkritische Schreiben „Correctio filialis de haeresibus propagatis“ (Kindliche Zurechtweisung wegen der Verbreitung von Häresien) hatte sich Ende September vor allem über traditionalistische Blogs verbreitet. Es heißt darin, der Papst habe durch sein Dokument „Amoris laetitia“ und weitere Aussagen häretische Positionen zu Ehe, Moral und Sakramentenempfang vertreten.

Schuld an diesem Einfluss seien vor allem der Modernismus, der sittliche Wahrheiten relativiere, sowie der Einfluss des „Häretikers“ Martin Luther auf das Denken von Franziskus.

religion.ORF.at/KAP

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