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Neuseeland will Abtreibungsrecht liberalisieren

Bislang sind Abtreibungen in Neuseeland nur unter strengend medizinischen Auflagen erlaubt. Nun soll das Recht deutlich liberalisiert werden.
Neuseeland: Liberalisierung des Abtreibungsgesetztes
Foto: Peter Endig (dpa-Zentralbild) | Das Foto zeigt einen sieben Wochen alten Fötus in einer Fruchtblase.

In Neuseeland hat das Parlament ein neues Abtreibungsrecht auf den Weg gebracht, das Schwangerschaftsabbrüche nicht mehr grundsätzlich verbietet. Für das neue Gesetz stimmte am Donnerstag in erster Lesung eine große Mehrheit von 94 Abgeordneten. 23 waren dagegen. Grundlegende Änderungen werden in den weiteren Beratungen nicht mehr erwartet. Einen Termin für die endgültige Verabschiedung des Gesetzes gibt es noch nicht. Die alte Regelung stammt aus dem Jahr 1977.

Bislang sind in Neuseeland Abtreibungen nur erlaubt, wenn das Leben oder die Gesundheit der Mutter in Gefahr sind. Dafür wird die Zustimmung von zwei Ärzten oder anderen Experten benötigt. Meist berufen sich Frauen derzeit darauf, dass ihre seelische Gesundheit gefährdet ist und bekommen Abtreibungen dann auch genehmigt. Künftig sollen Frauen bis zur 20. Woche einer Schwangerschaft allein entscheiden können.

Auf vier Geburten eine Abtreibung

Laut offiziellen Statistiken war die Zahl der Abtreibungen in Neuseeland in den zurückliegenden 15 Jahren zwar insgesamt rückläufig, zuletzt wurden aber immer noch über 13.000 Schwangerschaften künstlich abgebrochen. Damit kam im Schnitt auf 4,4 Lebendgeburten je eine Abtreibung. Von 1.000 Frauen zwischen 15 und 44 Jahren ließen in dem Pazifikstaat zuletzt 13,5 ihre Schwangerschaft beenden. Im Vergleich dazu lag die Quote in Deutschland im Jahr 2018 bei 7 Abtreibungen pro 1.000 Frauen. Ein Abbruch kam dabei auf durchschnittlich 7,8 Lebendgeburten.

Für die Abstimmung über das gelockerte Abtreibungsgesetz war im Parlament von Wellington der Fraktionszwang aufgehoben worden. Premierministerin Jacinda Ardern von der sozialdemokratischen Labour-Partei sagte, die „Kriminalisierung“ von Frauen, die sich für eine Abtreibung entschieden, müsse beendet werden. Jetzt müsse es „endlich um die Würde der Frauen und ihre Rechte“ gehen.

Sie sei selbst in einem religiösen Haushalt aufgewachsen und respektiere das Recht aller, eine andere Ansicht zu vertreten als sie, erklärte Ardern laut einem Bericht des „New Zealand Herald“ weiter. „Aber ich ziehe eine Grenzen, wenn das Vertreten dieser Ansicht die Rechte anderer einschränkt.“

Im Verlauf der Parlamentsdebatte kamen auch Gegner der Abtreibungsliberalisierung zu Wort, hieß es im Bericht weiter. So betonte Chris Penk von der konservativen National Party die Personalität ungeborener Menschen. Auch diese Kinder hätten ein schlagendes Herz und würden Schmerz spüren. „Wenn ein ungeborenes Kind bloß eine Ansammlung von Zellen ist, dann sind wir alle bloß eine Ansammlung von Zellen.“ Wie der „New Zealand Herald“ weiter berichtet, kritisierte Penk zudem mangelnden Schutz für die Frauen unter dem neuen Gesetz, insbesondere für minderjährige Schwangere.

DT/kma/dpa

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Redaktion Abtreibungsrecht Jacinda Ardern Lebensschutz Schwangerschaftsabbruch

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