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Romana. Amtsblatt der Prälatur Opus Dei


Freunde Gottes > Leben aus dem Glauben > Kap 12

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Homilie, gehalten am 12. Oktober 1947

Zuweilen hört man sagen, heute gäbe es weniger Wunder als früher. Ist es nicht vielleicht so, daß es heute weniger Menschen gibt, die aus dem Glauben leben? Gott kann seinen Verheißungen nicht untreu werden: Erbitte von mir, und ich gebe dir die Völker zum Erbe, zu deinem Besitz die Grenzen der Erde(Ps 2,8). Gott ist die Wahrheit, der Grund alles Seienden: Nichts geschieht ohne seinen allmächtigen Willen.

Wie im Anfang, so auch jetzt und allezeit und in Ewigkeit (Doxologie Gloria patri). In Gott gibt es keinen Wechsel; Er braucht nicht nach etwas zu streben, das Er nicht hätte, denn Er ist die Fülle des Tätigseins und der Schönheit und der Erhabenheit, heute wie gestern. Der Himmel wird wie Rauch vergehen und die Erde wie ein Kleid zerfallen (...); doch mein Heil besteht in Ewigkeit, und meine Gerechtigkeit nimmt nie ein Ende (Jes 51,6).

Gott hat in Jesus Christus den neuen, den ewigen Bund mit den Menschen geschlossen. Er hat seine Allmacht in den Dienst unseres Heils gestellt. Wenn die Menschen mißtrauisch werden und in mangelndem Glauben erzittern, vernehmen wir von neuem Isaias, der im Namen des Herrn verkündet: Ist denn mein Arm verkürzt, um zu erlösen, oder gebricht es mir an Kraft zu retten? Seht, schon durch meinen Unmut lasse ich das Meer vertrocknen und wandle Ströme zur Wüste, so daß die Fische darin verschmachten, weil sie kein Wasser haben und aus Durst umkommen. Ich kleide den Himmel in Trauer und umhülle ihn mit dem Bußgewand (Jes 50,2-3).

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Der Glaube ist eine übernatürliche Tugend. Er macht unseren Geist bereit, daß wir die geoffenbarten Wahrheiten annehmen und Ja sagen zu Christus, der uns den Erlösungsratschluß der Allerheiligsten Dreifaltigkeit in seiner Ganzheit erkennen läßt. Auf vielfache und mannigfaltige Weise hat Gott vor Zeiten durch die Propheten zu den Vätern gesprochen. In dieser Endzeit hat Er durch seinen Sohn zu uns gesprochen. Ihn hat Er zum Erben über das All eingesetzt. Durch Ihn hat Er auch die Welt erschaffen. Er ist der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Abbild seines Wesens. Er trägt das All durch sein allgewaltiges Wesen. Er hat die Erlösung von den Sünden vollbracht und sich dann zur Rechten der Majestät in der Höhe gesetzt (Hebr 1,1-3).

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Am Teich Siloe

Ich möchte, daß Jesus selbst zu uns vom Glauben spricht, daß Er uns Glaubensunterricht erteilt. Schlagen wir also das Neue Testament auf und betrachten wir, zusammen mit Ihm, einige Abschnitte seines Lebens. Er hat es ja nicht verschmäht, seine Jünger nach und nach zu belehren, damit sie sich dann voll Vertrauen der Erfüllung des göttlichen Willens widmen können. Jesus unterweist sie durch Worte und durch Werke.

Nehmen wir das neunte Kapitel des Johannes-Evangeliums: Als Er seines Weges ging, sah Jesus einen Mann, der von Geburt an blind war. Seine Jünger fragten Ihn: "Meister, wer hat gesündigt, er oder seine Eltern, daß er blind geboren wurde?" (Joh 9,1-2) Sie, die Christus so nahestehen, denken Böses über den armen Blinden. Wundert euch also nicht darüber, wenn ihr in eurem Dienst an der Kirche hin und wieder Jüngern des Herrn begegnet, die sich euch oder anderen gegenüber ähnlich verhalten. Macht euch nichts daraus, achtet nicht auf sie, tut wie der Blinde tat: überlaßt euch ganz den Händen Christi. Der Herr klagt nicht an, sondern verzeiht; Er verurteilt nicht, sondern Er spricht frei; Er beobachtet die Krankheit nicht aus Distanz, sondern mit göttlicher Umsicht wendet Er das Heilmittel an.

Christus spie auf die Erde, machte mit dem Speichel einen Teig, strich dem Blinden den Teig auf die Augen und sprach zu ihm: "Geh und wasche dich im Teiche Siloe" - das heißt soviel wie"Gesandter". Er ging hin, wusch sich und kam sehend zurück (Joh 9,6-7).

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Wie vorbildlich fest ist der Glaube des Blinden! Ein lebendiger Glaube, ein Glaube mit Werken. Befolgst auch du so die Weisungen Gottes, wenn du, wie so oft, blind bist und deine Seele von Sorgen verdunkelt wird? Besaß das Wasser etwa medizinische Eigenschaften, um durch bloße Berührung die Blindheit zu heilen? Nein, da wäre wohl irgendeine geheimnisvolle Salbe aus einer Alchimistenküche geeigneter gewesen. Aber der Blinde glaubt, er setzt den göttlichen Befehl in die Tat um und kehrt heim mit klar sehenden Augen.

Es lag aber dem Evangelisten daran - so erläutert der heilige Augustinus diesen Abschnitt -, uns den Namen dieses Teiches bekanntzugeben, und er sagt darum: "das heißt soviel wie: Gesandter". Wer gesandt wurde, wißt ihr schon; denn wenn jener nicht gesandt worden wäre, so wäre keiner von der Sünde befreit worden (Augustinus, In Ioannis Evangelium tractatus, 44, 2 (PL 35, 1714]). Mit einem festen Glauben müssen wir uns an den halten, der uns heilt; an den göttlichen Arzt, der gesandt wurde, damit wir genesen. Je schwerer und aussichtsloser unsere Krankheit ist, um so stärker muß unser Glaube sein.

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Wir müssen uns bei der Beurteilung aller Ereignisse die göttlichen Maßstäbe zu eigen machen und dürfen niemals den übernatürlichen Blick für die Dinge verlieren; wir müssen davon überzeugt sein, daß Jesus sich auch unserer Erbärmlichkeiten bedient, damit seine Herrlichkeit erstrahlt. Wenn ihr also spürt, daß sich in euer Inneres Eigenliebe, Ermüdung, Mutlosigkeit einschleichen, oder wenn euch das Joch der Leidenschaften drückt, dann reagiert sofort und hört auf den Meister, ohne Angst zu haben vor jener traurigen Realität, der jeder von uns unterworfen ist; denn solange wir leben, werden unsere persönlichen Schwächen uns begleiten.

Das ist der Weg des Christen. Wir empfinden das Bedürfnis, Gott mit festem und demütigem Glauben immer wieder anzurufen: Herr, verlaß Dich nicht auf mich! Wohl aber will ich mich auf Dich verlassen. Wenn wir dann in unserer Seele ahnen, mit welcher Liebe, welchem Mitgefühl, welcher Zartheit Jesus uns ansieht, und wie Er uns niemals aufgibt, dann begreifen wir die Worte des Apostels in ihrer ganzen Tiefe: Virtus in infirmitate perficitur (2 Kor 12,9), die Kraft kommt in der Schwachheit zur Vollendung. Im Glauben an den Herrn werden wir trotz unserer Armseligkeit - ja, gerade durch sie - Gott, unserem Vater, treu sein. Seine Kraft wird erstrahlen und uns in unserer Schwachheit tragen.

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Der Glaube des Bartimäus

Diesmal ist es der heilige Markus, der uns von der Heilung eines anderen Blinden berichtet. Als Er mit seinen Jüngern und einer zahlreichen Volksmenge von Jericho aufbrach, saß ein blinder Bettler am Wege, Bartimäus, der Sohn des Timäus (Mk 10,46).Als der Blinde das Lärmen der Menge hörte, fragte er, was das sei. Man sagte ihm, Jesus von Nazareth gehe vorbei. Da entflammte seine Seele so im Glauben an Christus, daß er schrie: Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner! (Mk 10,47)

Du, der du am Rande des Weges stehst, am Rande dieses so kurzen Lebensweges; du, dem Licht fehlt; du, der du mehr Gnade benötigst, um ernst entschlossen nach Heiligkeit zu streben - empfindest du nicht auch das Verlangen zu schreien? Drängt es dich nicht ebenfalls zu rufen: Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner? Da hast du ein herrliches Stoßgebet - wiederhole es oft!

Ich rate euch, haltet einmal kurz ein und betrachtet, was dem Wunder vorausging. Prägt euch dabei ganz tief folgendes ein: Wie groß ist doch der Unterschied zwischen dem barmherzigen Herzen Jesu und unseren armen Herzen! Dieser Gedanke wird euch stets helfen können, besonders in Zeiten der Prüfung und der Versuchung, und auch, wenn es darum geht, in unbedeutenden Dingen oder bei Anlässen, die unseren ganzen Heroismus fordern, eine großzügige Antwort zu geben.

Viele fuhren Bartimäus an, er solle schweigen (Mk 10,48). So erging es auch dir, als du spürtest, daß Jesus nahe vorüberging. Dein Herzschlag wurde schneller, eine innere Unruhe erfaßte dich, und du begannst zu rufen. Aber die Freunde, die Bequemlichkeit, die Umgebung, alles riet dir: Schweig doch, schrei nicht so! Warum denn Jesus rufen? Laß Ihn doch in Ruhe!

Doch der arme Bartimäus hörte nicht darauf; im Gegenteil, er schrie noch lauter: Sohn Davids, erbarme dich meiner! Der Herr, der ihn vom ersten Augenblick an gehört hatte, ließ ihn in seinem Gebet ausharren. So ist es auch bei dir. Jesus vernimmt den ersten Ruf der Seele, aber Er wartet. Er will uns zu der Überzeugung führen, daß wir Ihn brauchen; Er will, daß wir Ihn bitten, hartnäckig wie jener Blinde am Rande des Weges von Jericho. Hierin sollen wir ihn nachahmen. Wenn Gott die Erhörung hinausschiebt, wenn manche uns vom Beten abhalten wollen, so dürfen wir trotzdem nicht nachlassen (Johannes Chrysostomus, In Matthaeum homiliae, 66, 1 (PG 58, 626]).

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Da blieb Jesus stehen und sagte: "Ruft ihn her!"Einige Gutwillige unter den Umstehenden machen ihm Mut: Habe Vertrauen! Steh auf, Er ruft dich (Mk 10,49). Das ist die christliche Berufung! Aber sie besteht nicht in einem einzigen Ruf Gottes; bedenkt, daß der Herr uns in jedem Augenblick sucht: Steh auf - sagt Er uns -, erhebe dich aus deiner Trägheit, aus deiner Bequemlichkeit, aus deinem kleinlichen Egoismus, aus deinen winzigen Sorgen. Steh auf von der platten Erde, an der du haftest, stumpf und konturlos. Gewinne an Höhe, Format, Gestalt, an übernatürlicher Sicht.

Da warf er seinen Mantel ab, sprang auf und eilte zu Jesus (Mk 10,50). Ich weiß nicht, ob du im Krieg gewesen bist. Vor vielen Jahren habe ich einmal ein Schlachtfeld gesehen, wenige Stunden nach dem Kampf: Am Boden verstreut lagen Wolldecken, Feldflaschen, Tornister mit Familienandenken, mit Briefen und Fotos von geliebten Menschen... Nicht die Geschlagenen hatten …