Rita 3
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Königin des Himmels. Wie groß unser Vertrauen auf Maria sein muss, weil sie die Königin der Barmherzigkeit ist Da die erhabene Jungfrau Maria zur Mutter des Königs der Könige erhöht wurde, so ehrt sie …Mehr
Königin des Himmels.

Wie groß unser Vertrauen auf Maria sein muss,

weil sie die Königin der Barmherzigkeit ist

Da die erhabene Jungfrau Maria zur Mutter des Königs der Könige erhöht wurde, so ehrt sie mit Recht die heilige Kirche und will, daß sie von allen mit dem glorreichen Titel einer Königin geehrt werde.
„Wenn der Sohn König ist“, sagt der heilige Athanasius, „so muß gerechterweise auch die Mutter eine Königin genannt und als solche geachtet werden.“ „Von dem Augenblick an,“ erklärt auch der heilige Bernhardin von Siena, „da Maria ihre Einwilligung gab, die Mutter des ewigen Wortes zu werden, hat sie verdient, zur Königin der Welt und aller Kreaturen erhoben zu werden. „Wenn der Leib Mariens,“ schließt de heilige Abt Arnold von Chartres, „nicht verschieden war von dem Jesu Christi, wie könnte die Mutter von der Teilnahme an der Herrschaft des Sohnes ausgeschlossen sein? Daraus darf man annehmen, daß die Oberherrlichkeit zwischen Mutter und Sohn nicht gemeinschaftlich, vielmehr in beiden dieselbe ist.“ „Wenn Jesus König des Weltalls ist, so ist auch des Weltalls Königin Maria,“ so der Abt Rupertus. Und der heilige Bernhardin von Siena sagt: „So viele Diener hat die glorreiche Jungfrau, als es Geschöpfe gibt, die der heiligsten Dreieinigkeit dienen; denn alle Kreaturen, seien Engel oder Menschen, alles, was im Himmel und au Erden ist, alles ist dieser glorreichen Jungfrau untertan, weil alles der göttlichen Herrschaft unterworfen ist.“
Darum wendet sich der Abt Guerricus an die göttliche Mutter mit den Worten: „Fahre fort, o Maria, mit Sicherheit zu walten über die Güter deines Sohnes; handle zuversichtlich wie eine Königin, wie des Königs Mutter und Braut! Dir gebührt das Reich und die Herrschaft,“ als wollte er sagen: Fahre fort, o Maria, in voller Sicherheit zu herrschen, verfüge ganz nach deinem Belieben über die Gnadenschätze deines Sohnes; denn da du Mutter bist und Braut des Königs der Welt, so gebührt dir als der Königin das Reich und die Herrschaft über alle Geschöpfe.
Königin also ist Maria; aber jeder soll zu seinem Trost wissen, daß sie eine ganz gütige und milde Königin ist, und geneigt, uns Elenden Gutes zu tun. Deswegen will die heilige Kirche, daß wir in dem Salve Regina sie als „Königin der Barmherzigkeit“ begrüßen. Schon der Name Königin bedeutet nach der Erwägung des seligen Albertus Magnus Güte und Sorgfalt für die Armen, zum Unterschied von dem Namen Herrscherin, welcher Strenge und Härte ausdrückt. „Die Größe des Königs und der Königin,“ sagt Seneca, „besteht darin, daß sie den Elenden zu Hilfe kommen.“ Während also die Herrscher bei ihrer Gewalt nur das eigene Wohl zum Ziel haben, sollen die Könige das Wohl der Untergebenen bezwecken. Das ist auch die Ursache, warum bei der Krönung der Könige ihr Haupt mit Öl, dem Sinnbild der Barmherzigkeit, gesalbt wird, um anzudeuten, daß sie beim regieren vor allem die Gesinnungen der Güte und des Wohlwollens gegen ihre Untertanen in sich nähren sollen.
Es sollen also die Könige sich vorzugsweise mit der Übung der Barmherzigkeit befassen; doch nicht so, daß sie die Handhabung der Gerechtigkeit gegen die Schuldigen, wo diese notwendig ist, außer acht lassen. Nicht so Maria, die, wenngleich Königin, doch nicht Königin der Gerechtigkeit und somit auf die Züchtigung der Übeltäter, sondern als Königin der Barmherzigkeit auf Milde und Vergebung für die Sünder bedacht ist. Darum will die heilige Kirche, daß wir sie ausdrücklich Königin der Barmherzigkeit nennen. Der große Kanzler von Paris, Johannes Gerson, macht über die Worte Davids: „Diese zwei Dinge habe ich gehört: Daß Gottes ist die Macht, und Dir, o Herr, das Erbarmen“, die Bemerkung, daß die in Gerechtigkeit und Barmherzigkeit bestehende Herrschaft Gottes der Herr geteilt hat. Das Reich der Gerechtigkeit behielt Er sich vor; das Reich der Barmherzigkeit aber hat er Maria überlassen und angeordnet, daß alle Erbarmungen, die den Menschen zuteil werden, durch die Hand Mariens gehen und nach ihrem Wohlgefallen verteilt werden. Das sind die Worte Gersons: „Das Reich Gottes besteht in der Macht und in der Barmherzigkeit. Während die Macht dem Herrn verblieb, ging der Teil der Barmherzigkeit in gewissen Sinn an die Königin-Mutter über.“ Das gleiche bestätigt der heilige Thomas in seiner Vorrede zu den Kanonischen Briefen mit den Worten: „Als sie in ihrem Schoß den Sohn Gottes empfing und danach gebar, erlangte sie die Hälfte der göttlichen Herrschaft in der Weise, daß sie Königin der Barmherzigkeit, wie der Sohn König der Gerechtigkeit ist“
Der ewige Vater setzt Jesus Christus zum König der Gerechtigkeit ein und darum machte Er Ihm zum Richter über die Ganze Welt, weshalb de Prophet singt: „Gott, dein Gericht gib dem König, und deine Gerechtigkeit dem Sohn des Königs!“ Dazu bemerkt ein gelehrter Ausleger: „Herr, Du hast deinem Sohn die Gerechtigkeit übergeben, weil Du deine Barmherzigkeit der Mutter des Königs übertragen. Darum gibt der heilige Bonaventura dem angeführten Vers Davids folgende schöne Wendung: „O Gott, gib dein Gericht dem König und deine Barmherzigkeit seiner Mutter!“
Gleicherweise sagt Ernest, Erzbischof von Prag, daß der ewige Vater dem Sohn das Amt zu richten und zu strafen übergeben habe; der Mutter aber das Amt, Mitleid zu haben mit den Elenden und ihnen zu helfen. Eben deshalb hat schon derselbe Prophet David vorhergesagt, daß Gott selbst Maria zur Königin der Barmherzigkeit gekrönt und mit Öl der Freude gesalbt habe. „Darum hat dich Gott, dein Gott, mit dem Freudenöl gesalbt“, auf daß wir elende Kinder Adams uns erfreuen bei dem Gedanken, im Himmel diese große Königin zu haben, die ganz erfüllt ist von der Salbung der Barmherzigkeit und der Liebe zu uns, wie der heilige Bonaventura sagt: „Maria, du bist voll Salbung der Barmherzigkeit, voll von dem Öl der Liebe.“ Und wie schön wendet der selige Albertus Magnus die Geschichte der Königin Esther, welche ja das Vorbild unserer Königin Maria war, auf diese Wahrheit an. Wir lesen im vierten Kapitel des Buches Esther, daß König Assuerus in seine Länder einen Befehl ausgehen ließ, in dem er die Ermordung aller Juden anordnete. Da empfahl Mardochäus, der unter den Verurteilten war, die Rettung derselben der Esther, daß sie sich beim König verwende, um den Widerruf dieses Urteils auszuwirken. Anfangs weigerte sich Esther, diesem Auftrag sich zu unterziehen aus Furcht, den Zorn des Assuerus noch mehr zu reizen. Aber Mardochäus tadelte sie und stellte ihr vor, daß sie nicht bloß darauf bedacht sein dürfte, sich selber zu retten, da der Herr sie nur zu dem Ende auf den Thron erhoben habe, damit sie allen Juden die Rettung erwirke.
„Glaube nicht, daß du nur dein Leben retten solltest, weil du im Hause des Königs bist vor allen Uuden.“ So sprach Mardochäus zur Königin Esther, und so dürfen auch wir arme Sünder zu unserer Königin Maria sprechen, wenn sie je sich weigern könnte, uns von Gott die Befreiung von der nach Recht verdiente Strafe zu erwirken. Glaube nicht, daß dir nur dein eigenes Leben retten darfst, weil du im Haus des Königs bist vor allen anderen Menschen.“ Denke nicht o Herrin, daß Gott zur Königin der Welt nur zur Sorge für dein eigenes Wohl dich erhöht hat, sondern darum auch hat Er dich so mächtig gemacht, damit du größeres Mitleid mit uns Elenden haben und uns wirksamere Hilfe leisten könnest.
Quelle: Hl. Alphons von Liguori, „Die Herrlichkeiten Mariens“
Tina 13
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