Heilwasser
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Jede Mitwirkung mit der Gnade ist eine Selbstverleugnung der Seele

Bibelblüten

(34) Jede Mitwirkung mit der Gnade ist eine
Selbstverleugnung der Seele


Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, sagt

Jesus in Mt 16,24 und gibt an, was statt der Verwirklichung

des eigenen Ich gefordert ist: „nehme sein Kreuz auf sich

und folge mir nach.“


Im Grunde haben wir diesen Satz schon oft gehört, aber ist

er jemals bis auf den Grund unserer Seele gedrungen, dieser

Satz, der ja so schwer verdaulich wirkt, der gar so gern auf

die leichte Schulter genommen wird, im Zuge des schnellen

Lesens oder leichtfertigen Sinnens?

In einem katholischen Orden ist alles in größter Ordnung,

sowohl das Ora als auch das Labora, das Beten und Arbeiten,

weil alles auf den Herrn und Seelenbräutigam ausgerichet ist.

Die rechte Ordnung ist vom Kreuz Christi abzulesen: Die

Liebe senkrecht nach oben richten, um das Herz Gottes zu

erreichen und dann waagrecht über die Menschheit dieser

Zeit wie aller Zeiten ausbreiten. Das ist es im Kern, was die

Ordensgemeinschaften tun: sie sorgen im Verborgenen für

den Kraftfluss der Gnade, der alle Menschen aller Zeiten,

v.a. den Mystischen Leib Christi, zur Stärkung befließt.

Die Gnade vermag diese Ordnung der Liebe Christi her-

zustellen und aufrechtzuerhalten. Der Gehorsam gegenüber

der Ordensregel ist das Fundament. Der Gehorsam selbst

ist schon eine heilsame Selbstverleugnung und beim Gnaden-

empfang ist es nicht anders. Wer in der heiligmachenden

Gnade, das ist der Gnadenstand, steht, der bekommt die

Gnade der Heiligung zugeführt, mit der man aber mitwirken

muss, um Fortschritte zu machen und dazu ist immer ein

Stück Selbstverleugnung nötig, sonst versickert alles.

Wenn es auch heißt, die Gnade unterstützt oder stützt die

menschliche Natur, so muss man bedenken, warum dies

nötig ist: weil die Natur alleine zum Fall in niedere Gefilde

neigen würde und den zahlreichen Begierden des eigenen

Ich nachgeben würde. Die Gnade stützt also nicht nur den

guten Willen, sondern erhebt die Natur über sich hinaus,

was notwendig ist, weil die Natur immer noch einen wenn

auch reduzierten Erbsündenmakel trägt. Die Erbschuld ist

zwar in der Taufe abgewaschen und die schlechten Neigungen,

vorstellbar wie ein Loch in der Seele, reduziert, aber eine

Narbe bleibt, die noch nicht völlig dicht ist, sondern nur

mit der Gnade abgedichtet werden kann.

Weil sich die Natur sogar gegen die Gnade auflehnt, ist

Selbstverleugnung nötig. Daraus wird ersichtlich, warum

die Heiligen in diesem Sinne zurecht von Abtötung der

Sinne gesprochen haben und wieso man im ganz strengen

Sinne davon sprechen könnte, dass die Natur, solange sie

noch nicht verklärt ist, ein Götze ist. Freilich ist das nun

sehr streng ausgedrückt, man muss es zu nehmen wissen.

Ja, wir sollen den Leib achten als Geschenk Gottes, uns

aber auch der negativen Folgen der Erbsünde bewusst

werden. Das Negative muss eben abgetötet werden, weil

es ständig zum Götzendienst neigt. Darum ist ja auch

dauernd die Rede davon, alles im rechten Maß zu benutzen

und zu genießen, nämlich in Dankbarkeit dem Schöpfer

gegenüber, sonst entstehen Krankheiten. Krankheit ist

nämlich gerade ein Ausdruck dafür, dass irgendetwas ins

Ungleichgewicht, ins unrechte Maß geraten ist.

Wenn man guten Willen zur Selbstverleugnung hat, die

Jesus fordert, ist es nicht so schwer wie man denkt, denn

dann übernimmt der sanfte Jesus mit seinem sanften Joch,

was nicht drückt und nicht schwer ist, sondern leicht im

Vergleich zu dem, was uns der Böse antun will. Die

Gnade drückt dies ja schon aus: sie ist Geschenk und sie

ist Anmut, sie wirkt sanft in die Seele ein, tropfenweise,

fast unbemerkt. Wer aber den guten Willen zur Selbst-

verleugnung vermissen lässt, den verlässt die Gnade und

bei dem wird früher oder später der Ich-Götze anklopfen,

um seine Forderungen immer schamloser auszuleben.

Selbstverleugnung im Beispiel: wenn Jesus etwas will,

obwohl wir eine andere Idee umsetzen wollten, dann

werden wir gern auf unsern fehlbaren Willen verzichten,

weil wir wissen, dass die Wege Jesu unfehlbar, unendlich

kostbar und total erfüllend sind. Das löst dann unsagbaren

Frieden in der Seele aus. Was soll daran so schwierig sein?

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Wer aber den guten Willen zur Selbst-
verleugnung vermissen lässt, den verlässt die Gnade und
bei dem wird früher oder später der Ich-Götze anklopfen,
um seine Forderungen immer schamloser auszuleben. 🥴 👌Mehr
Wer aber den guten Willen zur Selbst-

verleugnung vermissen lässt, den verlässt die Gnade und

bei dem wird früher oder später der Ich-Götze anklopfen,

um seine Forderungen immer schamloser auszuleben. 🥴 👌