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Ausland Paris

Großdemonstration nach brutalem Mord an Lehrer

Hunderte Menschen versammelten sich am Sonntag auf dem Place de la République in der Pariser Innenstadt Hunderte Menschen versammelten sich am Sonntag auf dem Place de la République in der Pariser Innenstadt
Hunderte Menschen versammelten sich am Sonntag in der Pariser Innenstadt
Quelle: AP/Michel Euler
In Paris haben zahlreiche Menschen auf der Place de la République demonstriert. Sie zeigten sich solidarisch mit dem Lehrer, der offenbar wegen einer Diskussion um Mohammed-Karikaturen ermordet worden war. Kundgebungen gab es in ganz Frankreich.

Tausende Menschen haben sich am Sonntagnachmittag nach der brutalen Ermordung eines Lehrers zu einer Solidaritätsdemonstration in Paris versammelt. Um 15 Uhr klatschten die Menschen minutenlang auf der Place de la République im Osten der Innenstadt. Viele hielten Schilder, auf denen „Je suis Prof“ oder „Je suis enseignant“ (dt.: Ich bin Lehrer) stand, in die Luft. Der Platz war dicht gefüllt.

Die Redaktion des Satiremagazins „Charlie Hebdo“ hatte sich dem Demo-Aufruf der Organisation SOS Racisme und Lehrergewerkschaften angeschlossen. Im ganzen Land gingen Menschen auf die Straße. Die Place de la République im Pariser Osten ist ein symbolischer Ort – bereits nach der Terrorserie im Januar 2015, zu der auch der Anschlag auf „Charlie Hebdo“ zählte, gedachten dort Menschen aus ganz Frankreich der Opfer. Seitdem ist der Platz zu einem zentralen Ort der Anteilnahme nach Terroranschlägen geworden.

Die Demonstranten zeigten ihre Solidarität mit dem ermordeten Lehrer
Die Demonstranten zeigten ihre Solidarität mit dem ermordeten Lehrer
Quelle: REUTERS

Der Lehrer wurde am Freitagnachmittag aus mutmaßlich terroristischem Motiv von einem 18-Jährigen enthauptet. Der Angreifer wurde erschossen. Auch in anderen Städten wie Marseille oder Bordeaux wollten Menschen auf die Straße gehen.

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Die brutale Ermordung des Lehrers hatte in ganz Frankreich Entsetzen ausgelöst. Das mutmaßliche Motiv des Täters war nach Angaben der Staatsanwaltschaft, dass der Lehrer im Rahmen seines Unterrichts zur Meinungsfreiheit vor einigen Wochen Karikaturen des Propheten Mohammed gezeigt hatte.

Der Täter hatte mit der Tat geprahlt

Anlass war die Diskussion um die erneute Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen im Satireblatt „Charlie Hebdo“. Der laut Staatsanwaltschaft 2002 in Moskau geborene Täter mit russisch-tschetschenischen Wurzeln hatte nach der Tat im Netz damit geprahlt.

Der Täter veröffentlichte nach seiner Tat ein Foto des Opfers und richtete eine Nachricht an Präsident Macron, den er als „Anführer der Ungläubigen“ bezeichnete. „Ich habe einen Ihrer Höllenhunde hingerichtet, der es wagte, Mohammed herabzusetzen“, schrieb er laut Staatsanwalt.

Mehrere Menschen aus dem Umfeld des mutmaßlichen Täters befanden sich am Sonntag in Polizeigewahrsam. Auch der Vater einer Schülerin, der im Netz gegen den Lehrer mobilisiert hatte, nachdem dieser die Mohammed-Karikaturen gezeigt hatte, war in Polizeigewahrsam genommen worden. Er hatte ein Video verbreitet und öffentlich gegen den Lehrer gewettert, wie Staatsanwalt Jean-François Ricard sagte.

Der Vater forderte bei der Direktorin die Entlassung des Pädagogen. Dabei wurde er von einem Mann begleitet, der Medien zufolge ein bekannter Islamist ist. Die Staatsanwaltschaft stellte bisher keine Verbindung zwischen diesem Vater und dem Angreifer her.

Die Polizei nahm inzwischen eine elfte verdächtige Person fest. Details dazu gibt es noch nicht. Premierminister Jean Castex sagte der Zeitung „Journal du Dimanche“, die Regierung arbeite an einer Strategie, um die Lehrer besser zu schützen. „Ich will, dass die Lehrer wissen, dass nach dieser gemeinen Tat das ganze Land hinter ihnen steht.“

Finanzminister Bruno Le Maire will nun die Finanzflüsse einiger islamistischer Vereine schärfer kontrollieren. „Es gibt ein Problem bei der Finanzierung einer Reihe islamistischer Vereine, hier können und müssen wir es besser machen“, sagte Le Maire dem Sender France 3 Television. Als Beispiel nannte er Kryptowährungen.

Staatsanwalt Ricard gibt neue Details zum Täter bekannt

„Der Täter befand sich vor der Schule und bat die Schüler, ihm das zukünftige Opfer zu zeigen“, berichtet der für Anti-Terror-Ermittlungen zuständige Staatsanwalt Jean-François Ricard. Der 18-jährige Abdullah A. sei russischer und tschetschenischer Herkunft.

Quelle: WELT

dpa/coh

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