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Denker des Abendlandes 2.12 Nominalismus - Johannes Duns Scotus und Wilhelm von Ockham (22/43) Staffel 2, Folge 12 © BR-alpha 2007Mehr
Denker des Abendlandes 2.12 Nominalismus - Johannes Duns Scotus und Wilhelm von Ockham (22/43)

Staffel 2, Folge 12

© BR-alpha 2007
Stelzer
Denker des Abendlandes 2.12 Nominalismus - Johannes Duns Scotus
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Klaus Elmar Müller
Duns Scotus leugnet keineswegs die Gotteserkenntnis durch unsere Vernunft: Es "war für Scotus ein Nachweis Gottes durch die Vernunft möglich. Allerdings nicht deduktiv (...), sondern nur durch ein Argument „propter quia“, d. h. durch einen induktiven Schluss von der Wirkung auf die Ursache" (Wikipedia). Das gleicht dem kosmologischen Gottesbeweis von Aristoteles und Thomas von Aquin. Duns Scotus …Mehr
Duns Scotus leugnet keineswegs die Gotteserkenntnis durch unsere Vernunft: Es "war für Scotus ein Nachweis Gottes durch die Vernunft möglich. Allerdings nicht deduktiv (...), sondern nur durch ein Argument „propter quia“, d. h. durch einen induktiven Schluss von der Wirkung auf die Ursache" (Wikipedia). Das gleicht dem kosmologischen Gottesbeweis von Aristoteles und Thomas von Aquin. Duns Scotus' Vorrang des Willens vor der Vernunft bedeutet keine Leugnung der Vernunfterkenntnis und kein Recht, alles beliebig zu wollen. Und gewiss behauptet der seliggesprochene (!) Duns Scotus keineswegs, die Wahrheit werde vom Erkennenden gemacht und verschieden gestaltet. Vor allem: Er propagierte die Unbefleckte Empfängnis, also dass Maria bei ihrer Zeugung vor der Erbsünde bewahrt wurde. Das Individuum, die Person, das menschliche Subjekt ist keine moderne Einsicht, wie man uns gerne erzählt, sondern durchzieht schon das Alte Testament und alles antike Denken!---Wilhelm von Ockham trennte unser Erkenntnisvermögen von der Wahrheit; wir würden nur Namen gebrauchen, erfassten die Dinge nicht. Das führt zu Kant und schließlich zu Johann Gottlieb Fichte, der es für möglich hält, dass alle Dinge nur Einbildung der individuellen Seele sind. Das sollten wir nicht als "modern" und "kritisch" begrüßen, denn es führt zur Vereinsamung des modernen Menschen: Ich bin allein im weiten kalten Kosmos, das Lächeln meiner Mitmenschen kann eingebildet sein; der moderne Mensch verdurstet am Wasser der Oase, denn er "weiß", dass Oase und Wasser Fata morgana sein können; und darum verdurstet die im Video-Beitrag gerühmte Moderne geistig und seelisch an ihrem "klugen" Zweifel. NACHTRAG: Auch wenn der Vorrang des Willens vor der Vernunft leicht einzusehen ist (weil die Erfahrung lehrt, dass der Verstand verdunkelt, wenn ein Mensch die Wahrheit nicht sehen will), so bekommt dieser Vorrang bei Wilhelm von Ockham eine schreckliche Färbung: Gottes freier Wille könne die Guten verdammen, so losgelöst sei dieser Wille von Gottes gutem Wesen; diese klare Irrlehre des Wilhelm von Ockham wurde noch Luther gelehrt, der darum keinen Seelenfrieden fand und sich quälte "Wie finde ich einen gnädigen Gott?" - und das soll modern und großartig sein?