Predigt zum Hochfest Allerheiligen

Predigt Allerheiligen, 1.11.2022
Perikopen: 1 Joh 3,1-3 Mt 5,1-12a
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
Allerheiligen ist das Fest des gelungenen Lebens. Wir schauen auf die große Schar derjenigen von denen wir glauben und hoffen, dass ihr Leben gelungen ist, dass sie bei Gott angekommen sind. Gelingen des Lebens! Ist das nicht der Wunsch eines jeden Menschen? Ich denke schon. Und wenn wir diesen Zugang wählen, dann wird uns bewusst, dass Heiligkeit nicht etwas ist für ein paar „Superfromme“ oder für die Statuen in unseren Kirchen. Nein, jeder Christ ist seit der Taufe berufen einmal ein Heiliger, eine Heilige zu werden. Es ist die Berufung zur Heiligkeit, die das zweite Vatikanische Konzil sehr in Erinnerung rufen wollte. Berufung zur Heiligkeit. Darüber möchte ich heute nachdenken, und ich tue es mit Hilfe einiger Aussprüche heiliger Menschen. Erstens: Hl. Johannes XXIII.: „Man kann mit dem Hirtenstab heilig werden, aber auch mit dem Besenstiel.“ Ich persönlich neige dazu zu glauben, dass wahrscheinlich mehr Menschen mit dem Besenstiel heilig geworden sind, als mit dem Hirtenstab. Der Besenstiel steht nämlich für mich für die Heiligkeit im Alltag. Es ist das Bemühen, dass es im Alltag immer wieder recht wird. Er steht für die Menschen, die nicht auffällig werden durch große Taten und Außergewöhnliches. Es sind die Menschen, die bemüht sind, das Gewöhnliche gut zu machen begleitet unter dem Segen Gottes. Es geht hier um die bewusste Lebensgestaltung als Christ. Diese Heiligkeit zeigt sich in konkreter Liebe zu Gott und den Menschen. Es ist die Heiligkeit der Väter und Mütter, die sich für die Familien hingeben und sich an der Hingabe Jesu orientieren. Es ist die Heiligkeit die sich hinneigt und hingibt zum Menschen. Es ist ein gewöhnliches Leben der Seligpreisungen, die ich heute etwas erweitern will, nämlich folgendermaßen: „Selig, die im Glauben das Böse ertragen, das andere ihnen antun, und von Herzen verzeihen. Selig, die den Ausgesonderten und an den Rand Gedrängten in die Augen schauen und ihnen Nähe zeigen. Selig, die Gott in jedem Menschen erkennen und dafür kämpfen, dass andere auch diese Entdeckung machen. Selig, die das „gemeinsame Haus“ unserer Erde schützen und pflegen. Selig, die zum Wohl anderer auf den eigenen Wohlstand verzichten. Selig, die für die volle Gemeinschaft der Christen beten und arbeiten…“ Und noch etwas gehört zur Besenstielheiligkeit. Sie kehrt vor der eigenen Tür. Zweitens: Hl. Philipp Neri: „Ich wäre schon längst ein Heiliger geworden, aber mir ist immer etwas dazwischen gekommen.“ Ja, uns kommt öfters etwas dazwischen. Wir sind schwache Menschen mit Ecken Fehlern und Kanten. Und wenn wir die vielen Heiligen anschauen, die wir auch im Laufe eines Kirchenjahres feiern, können wir sagen: „Nicht alle Heiligen haben gut begonnen, aber alle haben gut geendet.“ So ist das in unser aller Leben. Es beginnt nicht immer alles gut, und es ist nicht immer alles gut. Aber es kann doch immer wieder gut werden. Wir haben oft, nicht immer, die Möglichkeit nachzuholen, wenn wir etwas versäumt haben, wenn uns etwas dazwischen kommt. Es geht darum Lösungen zu suchen für die persönlichen Lebensfragen. Es geht darum immer wieder aufzustehen auf dem Lebens- und Glaubensweg und weiterzugehen. Das Schlimme ist bei Gott niemals das Hinfallen, sondern das liegenbleiben. So hat Heiligkeit, die ja in der Auferstehung Christi ihr Ziel hat, immer mit aufstehen, mit persönlichem Auferstehen zu tun. Dieses Dazwischenkommen in der Heiligkeit, verlangt aber auch einen gewissen Kampf, einen guten Kampf, den Kampf des Glaubens. Ich muss ankämpfen gegen das Gottferne und Gottwidrige in mir. Das braucht oft viel Selbstdisziplin und Selbstüberwindung. Für mich ist das beste Programm im Kampf des Glauben ein Psalmwort: „Meide das Böse und tue das Gute.“ Es braucht oft viel Kampf das Böse zu meiden, und es braucht oft viel Kampf und Überwindung das Gute zu tun. Aber wir sollten diesen guten Kampf kämpfen gegen all das, was uns in der Heiligkeit dazwischenkommt. Drittens: Hl. Augustinus: „Wenn diese, oder jene es fertigbrachten, warum dann nicht auch?“ „Yes, we can – ja, wir schaffen das“ hat Barack Obama gesagt. Es geht hier um das Zutrauen und Vertrauen. Traue ich mir zu, dass der Herr mich zur Heiligkeit berufen hat. Traue ich mir zu, dass ich diesen Weg gehen kann? Ich kann es schaffen, wie die vielen, die es zuvor geschafft haben. Aber was ist der Motor, der mich antreibt? Eines: Es ist das Wissen, dass ich nicht alleine bin, dass Er, der lebendige Gott mitgeht. Aus diesem Glauben kann ich den Weg gehen und kann ich es schaffen. Uns ist das Licht des Glaubens in die Hand gegeben, und wir müssen dieses Licht tragen durch die Winde und Wetter einer Zeit, in der das Wort Gott nicht zu den Modeartikeln zählt, die uns die Leute aus der Hand reißen. Uns ist ein Licht gegeben, das wir durchs Leben tragen und das uns den Weg zum Leben zeigt. Uns ist ein Licht gegeben. Das ist mir letzte Woche bei der Lichterprozession in Lourdes wieder bewusst geworden, wo der Wind stark wehte, und man zu tun hatte, dass die Kerze nicht erlöscht, und manchmal musste man sie neu anzünden. So müssen wir das Licht des Glaubens schützen und immer wieder neu entzünden. In einer italienischen Legende wird von einem Ritter berichtet, der für seine Mitmenschen eher ein unangenehmer Zeitgenosse war. Er nahm sich eines Tages vor am Heiligen Grab in Jerusalem ein Licht zu entzünden und es heil nachhause, nach Italien, zu bringen. Als er nun heimreist hat er auf einmal nur noch das Licht, auf das er aufpassen muss. Dieses Licht wird wichtig für ihn. Es soll nicht erlöschen. So geschieht bei diesem Ritter nicht bloß die Heimreise. Nein, er geht den Weg nach Innen. Er wird frei von sich selber. Er wird selber ein heller Mensch, weil er bewahren muss, was ihm geschenkt wurde. Das Licht unseres Glaubens ist vom Auferstandenen entzündet. Es ist unser Auftrag es brennend durch das Leben zu tragen, damit wir ihm hingegeben, wir selbst werden, und so schaffen wir den Weg zur Heiligkeit.
Liebe Brüder und Schwestern!
Allerheiligen sagt uns: Mensch dein Leben kann gelingen, wenn du mit Gott lebst. Wir sind unterwegs mit unserer Berufung. Wir haben diese Aussprüche der Heiligen, die uns helfen. „Man kann mit dem Hirtenstab heilig werden, aber auch mit dem Besenstiel.“ „Ich wäre schon längst ein Heiliger geworden, aber mir ist immer etwas dazwischen gekommen.“ „Wenn diese, oder jene es fertigbrachten, warum dann nicht auch ich?“ Wir sind noch unterwegs. Unsere Verstorbenen mit denen wir uns heute verbinden, sind schon unterwegs in der anderen Welt, wir hoffen, dass sie am Ziel angekommen sind, bzw., dass sie bald ankommen, wenn sie geläutert wie durch Feuer reif genug geworden sind für die Gemeinschaft mit Gott. Allerheiligen, Fest des gelungenen Lebens. Amen.
Sonia Chrisye
Wie gut ist es, Pfarrer zu erleben wie Pfarrer Pühringer. Er schenkt mit seiner Verkündigung Hoffnung, Vertrauen auf Gott und Mut , IHM auf SEINEM WEG zu folgen, auch im dunkelsten und tiefsten Tal. Danke, lieber Pfarrer Pühringer.
Bethlehem 2014
"Ich persönlich neige dazu zu glauben, dass wahrscheinlich mehr Menschen mit dem Besenstiel heilig geworden sind, als mit dem Hirtenstab. Der Besenstiel steht nämlich für mich für die Heiligkeit im Alltag."
Das ist doch das ganze Dilemma gerade seit (!) Johannes XXIII:
daß die Hirten ihren Hirtenstab nicht mehr im Alltag gebrauchen, sondern nur noch zur Zierde!
RupertvonSalzburg
Sehr gute Predigt!