hünermann
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Das Ende des nachkonziliaren Frühlings

In den Niederlanden stehen zwei Drittel der Kirchen vor der Schließung

Der Erzbischof von Utrecht und Vorsitzende der niederländischen Bischofskonferenz, Kardinal Willem Eijk, hat in seinem Hirtenbrief zur vergangenen Fastenzeit angekündigt, etwa 1.000 katholische Kirchen schließen zu müssen. Das sind etwa zwei Drittel aller holländischen Kirchen. Nach einem Bericht von Radio Vatikan müssen sich die niederländischen Katholiken auf eine „Zukunft ohne Kirchen“ einstellen.

Dabei war Holland noch in den 1950er Jahren ein blühendes katholisches Land. 90 Prozent der Gläubigen besuchten damals die Sonntagsmesse und es gab so viele Berufungen, dass das kleine Land viele Missionare aussenden konnte. Heute sind es noch 5 Prozent, die am Sonntag im Gottesdienst zu finden sind – zu wenig, um noch einen normalen Pfarrbetrieb aufrechterhalten zu können.

Der Grund dafür ist nicht schwer zu sehen: Die niederländische Kirche gab sich nach dem II. Vatikanum besonders fortschrittlich und setzte „im vorauseilenden Gehorsam“ die nachkonziliaren Reformen noch viel radikaler um, als die gemäßigten Modernisten in Rom wollten. Berühmt wurde der sog. „Holländische Katechismus“, von dem bald eine deutsche und englische Übersetzung erschien und der z. B. die Existenz von Engeln und Teufeln in Frage stellte, die Wahrheiten der Erbsünde, der jungfräulichen Empfängnis Christi und des Opfertodes Christi verschleierte sowie die Autorität und Unfehlbarkeit des obersten Lehramtes relativierte. Papst Paul VI. sah sich damals genötigt, einzugreifen, und setzte eine Kardinalskommission ein, die die „ungewöhnlichen Vorzüge“ der anthropologischen (vom Menschen her argumentierenden) Darstellungsweise des Katechismus nicht bestritt, aber eine Reihe von Anmerkungen verfasste, die dem Katechismus beigefügt werden mussten. Am Katechismus selbst wurde aber nichts geändert.

Die Begeisterung über diesen Katechismus bestand natürlich nur darin, dass man es mit dem Glauben und den religiösen Pflichten nun nicht mehr so genau nehmen musste. Man ging nun nicht eifriger und freudiger in die Kirche als früher, sondern brauchte sich im Gewissen nicht mehr zu beunruhigen, wenn man nicht ging. Nun ist die holländische Kirche am Ende, aber das ist keineswegs ein Problem der Niederlande allein. Auch im deutschen Sprachraum wird die äußere Struktur der Kirche bald zusammenbrechen, und in anderen Teilen der Welt sieht es nicht anders aus.

Dass der verwässerte Glaube, der seit dem Konzil fast überall gepredigt wird, keine Liebe zu Gott hervorbringen kann, sieht man auch an einer anderen Meldung, die vor kurzem erschien. Nach einer Seelsorgestudie gaben nur noch 58 Prozent der deutschen Priester an, jeden Tag zu beten, und über die Hälfte (54 Prozent) geht höchstens noch einmal im Jahr zur Beichte. Dass ein so lauer Klerus keine geistliche Erneuerung bewirken, ja noch nicht einmal die letzten Gläubigen im Glauben erhalten kann, versteht sich eigentlich von selbst.

Man sollte meinen, dass bei den Autoritäten der Kirche wenigstens jetzt, wo die schlechten Früchte des Konzils und seiner Reformen unübersehbar werden, ein Umdenken einsetzen würde. Davon ist aber leider nicht viel zu spüren. Weiterhin werden traditionsverbundene religiöse Gemeinschaften und Priester nur geduldet, anstatt dass man sie tatkräftig unterstützen würde – selbst wenn sie sich jeder Kritik am Konzil und der neuen Messe enthalten. Der Bischof von Augsburg hat z. B. vor kurzem den Altarraum der Wallfahrtskirche in Wigratzbad in einer Weise renovieren lassen, dass die Petrusbruderschaft diese Kirche für größere Zeremonien wie z. B. Weihen nicht mehr benutzen kann und auf andere Kirchen ausweichen muss. Auch die Tragödie um die Franziskaner der Immakulata zeigt, dass man lieber den Ruin einer Ordensgemeinschaft hinnimmt, die im Gegensatz zu fast allen anderen Orden noch Berufungen hatte und gewachsen ist, als eine „vorkonziliare“ Frömmigkeit und Liebe zur alten Liturgie zu akzeptieren.

Ich frage mich manchmal, ob dies nicht so etwas wie die Sünde gegen den Heiligen Geist ist? Vom Heiligen Geist wird in der nachkonziliaren Kirche viel gesprochen und er muss für zahlreiche Traditionsbrüche herhalten. Es ist schließlich nur allzu leicht, die eigenen Ideen zu Eingebungen des Heiligen Geistes zu erklären, wenn man die Unterscheidung der Geister nicht beachtet. Aber ist man wirklich bereit ist, auf den Heiligen Geist zu hören? Sind denn die Dogmen der Kirche nicht sein Werk? Sind die überlieferte Liturgie und Disziplin der Kirche nicht unter seinem Einfluss entstanden? Christus spricht das Wort von der „Sünde gegen den Heiligen Geist“ im Zusammenhang mit dem Vorwurf der Pharisäer, er treibe die Dämonen mit Hilfe Beelzebuls aus (vgl. Mt 12,24). Es war offensichtlich, dass Christus Dämonen austrieb und Kranke heilte. Die Pharisäer konnten das nicht leugnen. Aber lieber schrieben sie seine Wunder dem Teufel zu, als deren göttlichen Ursprung zu bekennen. Das also scheint die Sünde gegen den Heiligen Geist zu sein: ein offensichtlich von Gott gewirktes Werk zu bekämpfen und sogar als gegen Gott gewirkt zu behaupten, um sich nicht bekehren zu müssen.

Ich meine, wir können das auf den Kampf zwischen den traditionstreuen Katholiken und ihren modernistischen Gegnern anwenden. Die Gläubigen der Tradition haben den katholischen Glauben bewahrt und bemühen sich, nach der katholischen Moral zu leben. In ihren Reihen finden sich Familien, die den Glauben praktizieren, und Berufungen, so dass sie nicht fürchten müssen, morgen auszusterben oder ohne Priester zu sein. Das sind offensichtlich Früchte des Wirkens des Heiligen Geistes. Die „modernen“ Katholiken sind dagegen oft regelrecht stolz darauf, dass sie nicht alle Lehren der Kirche annehmen und die katholische Moral in ihrem Leben missachten. Sie sind eher Protestanten als Katholiken. Bei ihnen sind die Kirchen und Seminare leer, der Klerus ist hoffnungslos überaltert und die Jugend fehlt fast völlig. Trotzdem behaupten sie immer noch, die wahre Zukunft der Kirche darzustellen, während alles, was den Beigeschmack des „Vorkonziliaren“ hat, von ihnen vehement abgelehnt, verlacht und unterdrückt wird. Sind das nicht die Kennzeichen des bösen Geistes, der alles Katholische hasst? Wenn nun das offenbar Katholische für schlecht, dasjenige, was die katholische Kirche in den Ruin treibt, aber für gut erklärt wird, dann sind wir nicht weit entfernt von der Sünde der Pharisäer, die das Wirken Christi für dämonisch erklärten, ihre eigene Haltung dagegen für göttlichen Eifer hielten. Auf jeden Fall ist es ein Zeichen dafür, dass die modernistischen und liberalen Katholiken den Vorwurf des hl. Stephanus verdienen: „Ihr widersteht allezeit dem Heiligen Geist“ (Apg 7,51).

Quelle: www.fsspx.de/…/das-ende-des-na…