Papst Franziskus begrüßt im April 2018 chinesische Katholiken auf dem Petersplatz. Bild: Picture-Alliance
Während viele westliche Staaten auf Konfrontationskurs zu China gehen, will der Vatikan ein Abkommen mit Peking verlängern. Kritiker werfen ihm vor, er verrate damit die Untergrundkirche.
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Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein amerikanischer Außenminister der päpstlichen Diplomatie eine Moralpredigt hält. Aber am Wochenende sandte Mike Pompeo eine Botschaft nach Rom, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrigließ: „Der Vatikan setzt seine moralische Autorität aufs Spiel, wenn er den Deal erneuern sollte“, schrieb Pompeo auf Twitter. Der „Deal“, das ist ein Abkommen zwischen China und dem Heiligen Stuhl, das ein Verfahren für Bischofsernennungen festlegt. Der Text des Abkommens, das am 22. September 2018 von den stellvertretenden Außenministern des Vatikans und Chinas, Erzbischof Antoine Camilleri und Wang Chao, unterzeichnet wurde, ist bis heute geheim. Nur so viel wurde bekannt: Die chinesische Seite schlägt dem Vatikan Kandidaten vor, und der Papst soll ein Vetorecht haben. In den kommenden Wochen wollen der Vatikan und China das Abkommen, das an diesem Dienstag ausläuft und zunächst auf zwei Jahre begrenzt war, verlängern – voraussichtlich für weitere zwei Jahre.
Die Einlassungen des Protestanten Pompeo dürften zwar mehr der Aussicht auf katholische Wählerstimmen für Trump als der Sorge um die „moralische Autorität“ des Papstes geschuldet sein. Aber die Gefahr, vor der Pompeo warnt, ist durchaus real. Etwa im chinesischen Bistum Mindong. Eigentlich hatte der Vatikan wohl gehofft, das Bistum in der südostchinesischen Provinz Fujian könnte so etwas wie ein Modell werden für eine Aussöhnung der gespaltenen katholischen Kirche in China, eine Aussöhnung zwischen der von der Kommunistischen Partei kontrollierten offiziellen Kirche, die der Vatikan nicht anerkennt, und der papsttreuen Untergrundkirche, die von der Führung in Peking nicht anerkannt wird. Manche nannten Mindong gar ein Pilotprojekt. Doch bisher läuft es dort alles andere als gut. Das Bistum ist in Aufruhr, beide Seiten beschimpfen sich gegenseitig als Verräter. Viele Priester und Gläubige sind verbittert oder zumindest tief verunsichert, seit der Vatikan das Abkommen mit China schloss. So berichtet es jemand, der mit der Situation vor Ort vertraut ist.
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